Das letzte Sakrament
schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab. Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht hinein. Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle.«
Nun ließ Simovic ein Foto einblenden, das ein anderes Tuch zeigte, auf dem bis auf Blutflecken nicht viel zu erkennen war. Eine Computersimulation legte nun das Bild des Turiner Grabtuchs darüber, und plötzlich passte alles zusammen. Man konnte das Abbild Jesu sehen, das zuvor schon gezeigt worden war.
»Das ist das Schweißtuch von Oviedo, das Schweißtuch Jesu, welches nach seinem Tod seinen Kopf und Teile des Oberkörpers bedeckt hat. Die Abbildungen stimmen mit der des Turiner Grabtuchs überein, auch die Altersdatierung und weitere Indizien sprechen eine eindeutige Sprache: Es sind beides die Grabtücher von Jesus Christus.«
Er legte die Bibel zur Seite und zeigte kirchliche Dokumente, die Wismut ihm zugespielt hatte. Simovic hatte nicht herausfinden können, wie der Professor an diese Dokumente gelangt war, aber sie stammten offensichtlich aus dem Vatikan und bestätigten die Echtheit der Tücher.
»Doch das sind nicht die einzigen Ergebnisse der vatikanischen Untersuchungen«, erklärte Simovic. »Es gibt noch andere Ergebnisse, die so unglaublich sind, so weltbewegend, dass, wenn sie an die Öffentlichkeit gelangten, die Kirche in ihren Grundfesten erschüttert würde.«
Nun zeigte die Kamera wieder eine Großaufnahme des Turiner Grabtuchs. »Wie man hier sieht, ist auf dem Tuch Blut zu erkennen. Lange Zeit haben die Forscher sich gestritten, ob es sich um echtes Blut handelt oder um Farbe. Die vatikanischen Untersuchungen sind zu dem Schluss gekommen, dass es sich eindeutig um echtes Blut handelt.«
Er lächelte. »Wie könnte es auch anders sein? Ein Tuch, in das ein blutüberströmter gekreuzigter Mensch eingewickelt wurde, soll kein Blut enthalten?« Er schüttelte den Kopf. »Ich bitte Sie! Doch diese Wahrheit möchte der Vatikan Ihnen vorenthalten. Und warum? Die Antwort sehen Sie gleich, auf diesem Kanal.«
28
»Schindler will dich sofort sprechen!«, rief Jerome, kaum hatte die Werbepause begonnen. Er hielt Simovic sein Handy hin. »Er hat schon drei Mal angerufen!«
Simovic nahm es, hielt es einen Moment in der Hand, und warf es dann in hohem Bogen über die Schaulustigen hinweg auf den Petersplatz. »Ich hatte dich gebeten, nicht ans Telefon zu gehen!«, sagte er, während man im Hintergrund hörte, wie das Handy auf den Boden knallte. »Heute sind wir für niemanden mehr zu erreichen.«
Jerome blickte seinem Handy hinterher, als habe Simovic gerade einen Ferrari an die nächstbeste Hauswand gesetzt. »Wie soll ich jetzt …?, stammelte er.
Simovic stellte sich breitbeinig vor ihn. »Ich bin seit drei Jahren bei diesem Sender, und man könnte doch meinen, ich hätte ein wenig Vertrauen und Respekt verdient!«
Jerome traute sich nicht, auch nur einen Ton von sich zu geben. Er sah aus wie ein kleiner Junge, dem man sein Lieblingsspielzeug weggenommen hatte.
»Und erspar mir diesen Mitleidsblick!«, giftete Simovic. »Kapierst du nicht, dass du gerade die einmalige Chance hast, bei einer Story dabei zu sein, von der die Welt in zehn Jahren noch reden wird? Entweder du bringst das jetzt zu Ende oder du kannst gehen!«
»Ich will eure Liebesszene ja nicht stören«, mischte sich der Kameramann ein. »Aber in dreißig Sekunden geht’s weiter.«
Simovic ließ sich den Schweiß von der Stirn abtupfen und stellte sich wieder in Position. Jerome seufzte tief, sah auf den Timer und zählte mit ausgestreckten Fingern rückwärts. Drei, zwei, eins.
»Warum also hat man Ihnen nicht erzählt, dass das Blut auf beiden Grabtüchern echt ist?«, fragte Simovic, nachdem die Kamera wieder auf ihn gerichtet war. »Warum hat man Ihnen nicht erzählt, dass diese Proben dieselbe Blutgruppe haben? Und zwar die sehr seltene Blutgruppe AB? Und warum hat man Ihnen nicht erzählt, dass sie nicht nur dieselbe Blutgruppe aufweisen, sondern auch dieselben genetischen Merkmale? Ja, warum verheimlicht der Vatikan, dass sie von derselben Person stammen?«
Auf dem Monitor erschien ein vergrößerter Ausschnitt des Turiner Grabtuchs, auf dem die Blutspuren an Jesu Kopf zu erkennen waren.
»Eigentlich ist das doch eine
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