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Das letzte Sakrament

Das letzte Sakrament

Titel: Das letzte Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kowa
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sagte Pandera. »Und mit dem von Obrist schon gar nicht.«
    »Dann müssen wir die Verbindung finden zwischen Leuenberger und Obrist«, entgegnete Zumstein. »Eine Person, die beide kennt.«
    Pandera nickte. Die beiden Opfer könnten gemeinsame Kunden oder Lieferanten haben. »Weißt du schon etwas über die Durchsuchung von Leuenbergers Labor?«, fragte er.
    »Die Kollegen stellen alles auf den Kopf, aber sie haben noch nichts gefunden«, antwortete Zumstein. »Und das andere Team wartet auf den Durchsuchungsbefehl des Staatsanwalts, um Leuenbergers Privatwohnung zu durchsuchen. Ich hoffe, das geht schnell. Die Leuenberger schnupft uns sonst noch alles weg.«
    Pandera lächelte. Zumstein erinnerte ihn ein wenig an Kurt Sander. Er wünschte, der Alte wäre noch im Dienst. Seine Erfahrung könnten sie jetzt gut gebrauchen.
    In diesem Augenblick klingelte sein Mobiltelefon. Es war Tamara.
    »Wie läuft es?«, fragte Pandera.
    »Ich glaube nicht, dass wir was Interessantes finden«, antwortete sie. »Die haben im Labor wirklich alle Untersuchungen selbst durchgeführt, Proben versenden sie nicht. Ihre Kontakte nach außen laufen über die Krankenhausverwaltung. Die dürfen nicht mal Büromaterial selbst bestellen.«
    »Aber?«, fragte Pandera, der ahnte, dass dies nicht der Grund für den Anruf seiner Kollegin war.
    »Ich habe mich ein bisschen im Spital umgehört«, sagte sie. »Und rate mal, was ich herausgefunden habe.«
    »Du wirst es mir gleich sagen.«
    »Hast du keine Idee?«
    »Mach’s nicht so spannend«, brummelte Pandera. »Du bist ja schlimmer als Deckert.«
    »Also gut«, sagte sie. »Ich habe mich gefragt, ob es eine Verbindung geben könnte zwischen Roland Obrist und dem Inselspital. Vielleicht könnte er jemanden von hier gekannt haben.«
    »Und?«, fragte Pandera. Er hatte keine Ahnung, worauf seine Kollegin hinaus wollte.
    »Es gibt einen katholischen Spitalseelsorger. Dreimal darfst du raten, welchem Club er angehört.« Tamara wartete einen Moment. »Den Jesuiten!«
    »Den Jesuiten?«, fragte Pandera. »Hast du schon mit ihm gesprochen?«
    »Nein, der ist angeblich auf Exerzitien, wo immer das ist.«
    »Du meinst, was immer das ist.« Pandera musste sich ein Lachen verkneifen. »Exerzitien sind geistlichen Übungen der Ordensbrüder, beispielsweise Bibelstudien.«
    »Woher weißt du denn so was?«
    »Ich habe mich inzwischen über die Jesuiten informiert. Die Exerzitien wurden von ihrem Gründer eingeführt, Ignatius von Loyola.«
    »Dann ist der Spitalseelsorger also gar nicht verreist, sondern daheim?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Vielleicht macht er seine Exerzitien auch in einem Kloster in der Nähe«, antwortete Pandera. »Oder beim Heiligen Vater in Rom, wer weiß das schon.«
    »Was sollen wir jetzt tun?«, fragte Tamara.
    »Wir teilen uns auf. Du machst den Spitalseelsorger ausfindig und nimmst ihn dir vor, und ich kümmere mich um dessen Ordensbrüder in Solothurn.«

30
    »Ist das wahr?«, fragte Jerome.
    »Jedes Wort«, antwortete Simovic und grinste. »Wetten, der CEO versucht uns immer noch zu erreichen. Aber jetzt, um uns zu gratulieren!«
    Simovic wandte sich wieder der Kamera zu. Er ließ sein Make-up überprüfen und räusperte sich. Dann leuchtete das rote Aufnahmelämpchen wieder auf.
    »Sie haben lange warten müssen«, begann er. »Aber ich, Roger Simovic von BIGNEWS, verspreche Ihnen, es hat sich gelohnt.«
    Er gab Jerome ein Zeichen, den letzten Einspielfilm zu starten. »Gleich werden Sie Jesus Christus sehen. Den Jesus Christus, auf den die Menschheit zweitausend Jahre lang gewartet hat. Jetzt endlich ist er auf die Erde zurückgekommen. So unschuldig und doch genauso heilig und göttlich wie vor zwei Jahrtausenden.«
    Das Bild zeigte eine weiße Fläche. Sie strahlte so hell, dass es fast schon in den Augen schmerzte. Langsam zoomte sich die Kamera an die Lichtquelle heran. Man erkannte die Umrisse eines Menschen. Doch es war kein Jesus, wie man ihn von den Bildern kannte, es war auch kein alter, gebrechlicher Mann – nein, es war ein kleines Kind.
    Der Junge saß auf einem hellen Marmorboden, barfuß, die Beine von sich gestreckt. Er trug ein weißes Gewand. Seine halblangen glatten Haare glänzten schwarz. Seine braunen Augen waren so groß, wie sie es nur bei einem Kind sein konnten, und sein Blick war so tief und mystisch, als könne er mit einem einzigen Wort die ganze Welt erklären. Seine Haut war nur ein wenig dunkler als die eines gewöhnlichen

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