Das letzte Sakrament
tolle Neuigkeit für die Kirche! Die Tücher sind echt und stammen von Jesus Christus!« Er wandte sich zur Seite und zeigte auf den Apostolischen Palast. »Nur, der Papst will offensichtlich nicht, dass Sie davon erfahren. Warum?«
Simovic fühlte, wie sein Puls schneller ging. »Ich kann Ihnen sagen, weshalb der Vatikan bisher geschwiegen hat. Bisher galt es nämlich als unmöglich, aus den Blutresten auf dem Turiner Grabtuch die DNA des Verstorbenen zu extrahieren.«
Simovic blickte in die Runde. Die ersten Zuschauer schienen zu ahnen, was er als Nächstes verkünden würde.
»Einem Forscherteam aus Basel ist es nun gelungen, die Blutspuren des Turiner Grabtuchs mit denen des Schweißtuchs von Oviedo zusammenzufügen. Jede fehlende Sequenz, jeder fehlende DNA-Strang konnte ersetzt werden. Die Forscher haben es geschafft, das vollständige Genom von Jesus Christus zu rekonstruieren!«
Er sah zweifelnde Gesichter im Publikum und ließ die Kamera über mehrere Dokumente schwenken. »Mehrere auf gentechnologische Untersuchungen spezialisierte Labore der Universitäten Harvard, Cambridge, Heidelberg und Zürich haben unabhängig voneinander bestätigt, dass die gefundenen Blutelemente die vollständige Erbinformation eines Menschen tragen.«
Nun war wieder Simovic zu sehen. »Diese Dokumente, die ich hier nur vorstellen, aber nicht im Detail besprechen kann, liegen wie alle anderen Unterlagen nach der Sendung zum Download bereit. Jeder, ob Wissenschaftler oder Laie, kann sich von der Echtheit dieser Ergebnisse selbst überzeugen.«
Simovic blickte zu Jerome. Sein Assistent schien auf einmal genauso gepackt zu sein von der Story wie alle anderen.
»Diese renommierten wissenschaftlichen Institute haben nicht nur nachgewiesen, dass die Blutspuren auf den Tüchern zu einem einzigen Menschen gehören, sie haben auch bestätigt, dass sie mit einer zweiten Blutprobe identisch sind. Was bedeutet das?«
Simovic legte eine kleine Pause ein, damit seine Zuhörer Zeit hatten, das Ungeheuerliche zu begreifen. »Die DNA, die auf den Tüchern gefunden wurde, stammt von einem Mann um die dreißig, sie weist die genotypischen Eigenschaften der damaligen Bevölkerung von Judäa auf. Da nun bewiesen ist, dass die Tücher echt sind und dass auf ihnen das Abbild von Jesus Christus zu erkennen ist, gibt es nur eine logische Schlussfolgerung: Das Blut auf den Tüchern ist das Blut von Jesus Christus.« Simovic räusperte sich. »Wie ich vorhin schon angedeutet habe, ist dieses Blut auf dem Tuch aber auch identisch mit einer anderen Blutprobe. Und zwar mit einer Blutprobe, die einem lebenden Menschen vor nicht einmal zwei Monaten entnommen wurde.«
Simovic beobachtete sein Publikum. Er spürte deutlich, sie waren überfordert, sie konnten nicht verstehen, was seine Worte bedeuteten. So waren die Menschen schon immer gewesen: Passte etwas nicht in ihr Weltbild, dann glaubten sie es nicht. Doch er würde ihnen die Augen öffnen.
»Ja, Sie haben richtig gehört«, fuhr er fort. »Es gibt einen Menschen, der dieselben Gene besitzt wie Jesus Christus. Er ist in jeder Hinsicht identisch mit dem Sohn Gottes! Er ist genauso Gottes Sohn wie der Heiland selbst!«
Das war für einige Zuschauer zu viel. Er hörte Buhrufe, ein paar Schaulustige fluchten und hoben drohend die Faust, bevor sie den Kreis um ihn verließen. Andere jedoch, die hinter ihnen gewartet hatten, stießen sofort in die Lücken vor. Immer mehr Personen blieben stehen und hörten ihm zu. Simovic fühlte, wie seine Macht größer wurde. Er kam sich vor wie ein Verkündiger, wie jemand, der Gottes Botschaft zu den Gläubigen sendet.
»Wir sehen jetzt ein Interview mit Professor Wismut, einem weltweit anerkannten Schweizer Reproduktionsmediziner und Molekularbiologen. Er wird uns erklären, wie es möglich ist, dass ein Mensch mit der DNA von Jesus Christus existiert.«
Man sah nun Wismut und Simovic in Wismuts Wohnzimmer, im Hintergrund war das Bild des Grabtuchs zu erkennen.
»Professor Wismut«, begann Simovic. »Man hört ja immer wieder davon, dass bei Gentests die Wahrscheinlichkeit, ein DNA-Profil mit jemandem zu teilen, nahezu ausgeschlossen sei, aber eben nur nahezu . Woran liegt das?«
»Ganz einfach«, antwortete der Professor. »Bei einem DNA-Profil, wie es zum Beispiel in der Verbrechensbekämpfung verwendet wird, werden aus Zeit- und Kostengründen nur Bruchteile des gesamten Genoms analysiert. Man untersucht dabei recht kleine und schnell zu identifizierende
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