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Das letzte Sakrament

Das letzte Sakrament

Titel: Das letzte Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kowa
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»Gottfried Stutz! Wer ist denn da?«
    »Hier ist Kommissar Pandera aus Basel, würden Sie bitte öffnen?«
    »Sie haben doch gestern schon angerufen. Ich kann …«
    »Ja, ich habe gestern angerufen«, unterbrach Pandera die Frau. »Und ich komme heute noch wieder, wenn Sie die Tür nicht öffnen. Aber dann habe ich einen Mannschaftswagen voller Kollegen dabei und die Presse im Schlepptau.«
    Der Türöffner summte. Pandera betrat die Eingangshalle. Die Nonne, die dort stand, war schon über sechzig und so drahtig wie ein Rosenstiel. Sie trug ihre Haube mit Würde. Mit prüfenden Augen sah sie Pandera an.
    »Ich muss mit dem Bischof reden«, erklärte er.
    »Das wird nicht möglich sein«, antwortete sie. »Um diese Uhrzeit schläft seine Exzellenz noch.«
    »Dann wecken Sie ihn heute bitte ein wenig früher«, entgegnete Pandera. »Schließlich ist die Welt im Umbruch, und er ist mittendrin.«
    Die Schwester drehte sich wortlos um. Pandera setzte sich auf einen der alten Holzstühle im Foyer.
    Eine Viertelstunde später betrat Generalvikar Simon Kunen die Halle und begrüßte Pandera mit einem kräftigen Händedruck.
    »Sie sind ganz schon hartnäckig«, sagte Kunen und deutete mit der anderen Hand auf eine Tür. »Da drinnen sind wir ungestört.«
    Der Vikar hatte in den letzten Tagen anscheinend nicht einmal Zeit gefunden, sein Kopfhaar zu rasieren. Selbst sein sonst so gepflegter Bart war nicht gestutzt. »Der Bischof kommt gleich«, sagte Kunen und strich sich durch seinen dünnen gräulichen Haarkranz.
    Sie gingen in einen modern eingerichteten Konferenzraum, an dessen Kopfende eine Leinwand montiert war, und setzten sich an einen länglichen Holztisch.
    »Was sagen Sie zu den Ereignissen von gestern?«, fragte Pandera.
    »Das ist ein Annus horribilis «, seufzte der Vikar.
    Pandera blickte ihn fragend an.
    »Ein Katastrophenjahr«, erklärte Kunen. »Erst stirbt der Bruder des Bischofs, und jetzt kommt noch dieser Scharlatan und behauptet, Jesus Christus geklont zu haben.«
    »Sie glauben, er ist ein Betrüger?«
    »Was denn sonst?«, erwiderte Kunen.
    »Aber das Tuch ist doch echt«, entgegnete Pandera. »Das behauptet zumindest das Basler Labor, das es in Ihrem Auftrag untersucht hat.«
    Kunen schwieg.
    »Einen Menschen zu klonen liegt wissenschaftlich im Bereich des Möglichen«, sagte Pandera.
    »Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun!«, erwiderte der Vikar scharf und verschränkte die Arme.
    »Auch nicht, wenn Roland Obrist herausgefunden hat, was geschehen würde? Wenn er es verhindern wollte und deshalb ermordet wurde?«
    »Was soll er denn herausgefunden haben?«
    »Roland Obrist wusste, dass der Jesusklon kommen würde.«
    Der Vikar saß da mit offenem Mund. Seine Gedanken schienen blockiert, er wirkte, als suche er nach einer Rechtfertigung. Doch er schien keine zu finden. Er holte Luft und wollte etwas sagen, aber dann hörte man Schritte im Flur, und so schwieg er.
    Die Tür öffnete sich, und der Bischof betrat den Raum. Johann Obrist trug ein einfaches weißes Leinengewand und lederne Sandalen. Er hatte gerötete Augen und sah blass aus. Der Bischof setzte sich so langsam zu ihnen an den Tisch, dass Pandera dem alten Mann beinahe helfen wollte.
    »Wir müssen dem Kommissar jetzt alles erzählen«, sagte Obrist und seufzte. »Es ist nicht mehr die Zeit der Geheimnisse, sondern die Zeit der Wahrheit.«

34
    Bischof Johann Obrist hielt einen Rosenkranz in seiner rechten Hand, seine Finger zitterten leicht. »Mein Bruder hat den Orden nicht im Unfrieden verlassen«, sagte er. »Als ich noch Abtprimas des Jesuitenordens im Vatikan war, habe ich den Auftrag erhalten, sicherzustellen, dass das Grabtuch nur zum Zweck der wissenschaftlichen Untersuchung verwendet wird.«
    »Und in jedem Institut, das Proben untersucht hat, saß ein Jesuit als kirchlicher Beobachter«, ergänzte Pandera. »Die Jesuiten arbeiteten nach den Untersuchungen weiterhin im Labor und taten so, als hätten sie den Orden verlassen. Doch in Wirklichkeit waren sie so etwas wie Agenten des Vatikans.«
    »Agenten gibt es nur im Kino«, widersprach der Bischof. »Die Männer sollten lediglich darauf achten, dass die Proben und alle Daten so verwendet wurden, wie es mit dem Vatikan vereinbart worden war. Für diese Aufgabe wurden nur absolute Vertrauenspersonen ausgewählt.«
    »Also haben Sie Ihrem Bruder diesen Auftrag erteilt«, stellte Pandera fest. »Weil Sie in dieser wichtigen Frage nur ihm trauen konnten.«
    Der Bischof

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