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Das letzte Sakrament

Das letzte Sakrament

Titel: Das letzte Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kowa
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Jünger auch gesagt haben, nachdem sie das leere Grab von Jesus gefunden hatten? Nach zweitausend Jahren wissen wir immer noch nicht mehr!«
    »Nicht alle sind so schnell wie die Basler Polizei«, frotzelte Jackie und gab ihm einen Kuss. »So, jetzt haben wir genug ferngesehen. Wer deckt den Tisch? Es gibt garantiert ungeklontes Bio-Hühnchen in Honig-Rosmarinsauce.«
    Jackie hatte nicht zu viel versprochen. Das Essen verlief bemerkenswert harmonisch. Selbst als Panderas Blick auf den Spielzeugroboter fiel, der an einer automatischen Ladestation hing und ihn aus glücklichen Roboteraugen anblinzelte, änderte sich das nicht. Pandera verschwendete einen kurzen Gedanken daran, wer diese verdammte Ladestation gekauft hatte. Sie würde dafür sorgen, dass dieses Ungetüm von jetzt an rund um die Uhr aktiv war. Doch dann biss er wieder in das zarte Hühnchen und vergaß den Roboter einfach. Selbst in hundert Jahren würden die Elektro-Butler nicht lernen, so zu kochen!

32
    Ich bin im siebten Fernsehhimmel! Simovic lächelte. Und dass, obwohl ein blonder Riese vor ihm stand, ihn anschrie und damit drohte, ihn in dieser Zelle verschimmeln zu lassen. Aber er konnte den Typen einfach nicht ernst nehmen. Klar, die Kerle hatten den Aufnahmewagen konfisziert, die Kamera und die Bänder mit dem Video des kleinen Jesus. Doch was waren Originale heutzutage noch wert? Nicht viel. Alles war live im Fernsehen übertragen und tausendfach mitgeschnitten worden, nicht zuletzt in der BIGNEWS-Sendezentrale.
    Die Sendung war mit Sicherheit schon im Internet aufgetaucht und verbreitete sich wie ein ansteckender Virus. Damit war sein Beitrag so unauslöschlich wie alles, das einmal den Weg in das Netz der Netze gefunden hatte. Dort ging nichts verloren, erst recht dann nicht, wenn man genau dies unbedingt wollte. Denn das weckte Interesse, und Interesse schraubte die Zugriffszahlen in die Höhe. Und Zugriffszahlen waren die Währung im Internet. So gesehen war er heute Abend Millionär geworden, wenn auch nur ein virtueller.
    Jetzt musste er nur noch hier raus. Aus dem Kerker des Vatikans. Der wie eine Besenkammer aussah. Ein kleiner Raum mit weiß verputzten kahlen Wänden, geschmückt nur von einem schmalen Holzkreuz. Die Pritsche, auf der er saß, gegenüber ein Plastikpapierkorb, ein Waschbecken und eine übel riechende Nasszelle, das war alles. Es gab keine Gitter, keine Fenster, nur eine verschlossene Metalltür. Ein paar Säcke mit Altkleidern zeugten davon, dass der Raum normalerweise als Lager genutzt wurde. Angeblich hatten in diesem Gefängnis bisher nur vier Personen gesessen, das hatte Professor Wismut behauptet. Die letzte sei ausgerechnet ein Schweizer Staatsbürger gewesen, der ein Mitglied der Schweizergarde beleidigt habe. Das dürfte einem Nigerianer sprachlich ungleich schwerer fallen . Simovic grinste. Er lehnte sich zurück und sah sein immer noch schreiendes Gegenüber an.
    Der Anzugträger in Blond erzählte etwas von einem kurzen Prozess und einer langen Haftstrafe. Dabei klang er, als sei Hexenverbrennung und Folter noch immer ein Mittel vatikanischer Machtpolitik. Doch die Wirklichkeit sah ganz anders aus. Der Vatikan war in den letzten paar Hundert Jahren zu einer zahnlosen Betroffenheitsmaschinerie mutiert, mit einem Pazifisten an der Spitze.
    Was konnten sie schon tun? Natürlich hatten sie ihn in Einzelhaft gesteckt und seine Mitarbeiter getrennt von ihm verhört. Aber die Kollegen wussten überhaupt nichts. Ja, sie hatten nicht einmal etwas geahnt von der Sensation! Sie wussten weder, wer Professor Wismut war, noch wo dieser sich aufhielt. Und genauso wenig wussten sie, ob er den Jungen mitgenommen oder in ein einsam gelegenes Kloster gebracht hatte.
    Falls sich irgendwo in den Kerkern des Vatikans doch noch eine eiserne Jungfrau befand, würde niemand in Verlegenheit geraten, zu plaudern.
    Nicht einmal er, Starreporter Roger Simovic, war informiert über Wismuts Pläne. Er wusste nur, dass der Professor Rom verlassen hatte. Wismut würde ihn kontaktieren, sobald ein wenig Ruhe eingekehrt war. Dieser Teil ihrer Abmachung passte ihm überhaupt nicht. Doch Wismut hatte darüber nicht diskutieren wollen, angeblich, um den Jungen zu schützen.
    Egal. Schon bald würde er herausfinden, wo der Professor sich aufhielt. Denn wenn er als Reporter eines wusste, dann, wie man sich Informationen beschaffte.
    Eigentlich empfand er eine grundsätzliche Abneigung gegen Streber, wie Wismut einer war. Der Professor passte in

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