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Das letzte Sakrament

Das letzte Sakrament

Titel: Das letzte Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kowa
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nichts anderes als eine Störung. Trotzdem schauten alle in die Richtung, als hätten sie gerade einen Sprung zurück in eine Zeit gemacht, in der Fernsehen noch ein faszinierendes Technikerlebnis gewesen war. Jackie, Urs und Hilde Remady, selbst Lara und Ben rührten sich nicht und saßen einfach nur da, die Augen auf den Bildschirm gerichtet. Nur Skater lag in der Ecke und leckte an seinen Pfoten, als sei nichts geschehen.
    Die Situation war so grotesk, dass Pandera lachen musste. »Was läuft denn da so Spannendes? Eine Hypnosesendung mit Uri Geller? Sind die Löffel verbogen? Muss ich neues Besteck kaufen?«
    »Psst!«, zischte Jackie. »Es geht bestimmt gleich weiter. Setz dich hin und schau zu.«
    Pandera zuckte mit den Schultern, setzte sich auf die Couch und blickte wie die anderen auf den Bildschirm. Außer dem BIGNEWS-Symbol und einer Entschuldigung für die Übertragungsstörung war nichts zu sehen.
    »Das ist vorhin schon mal passiert«, erklärte Lara wichtigtuerisch. Mit ihren sieben Jahren kam sie allmählich in das Alter, in dem sie überzeugt war, sie müsse ihrem völlig hinter dem Mond lebenden Vater die Welt erklären. »Dann hat allerdings der Papst die Sendung unterbrochen.«
    »Der Papst?«, fragte Pandera und zog die Stirn kraus.
    »Das war nicht der Papst, das war die Schweizergarde«, bemerkte Jackie.
    »Das war die Vatikanische Gendarmerie«, korrigierte ihr Vater sie. »Die Schweizergarde sieht ganz anders aus. Eher wie Fasnachtsmusiker, nicht wie italienische Polizisten.«
    »Schön, dass ihr das geklärt habt.« Pandera zeigte auf das Standbild. »Und was ist jetzt noch so spannend?«
    »Irgend so ein Reporter hat behauptet, er hätte Jesus geklont«, erklärte Hilde Remady. Ihr Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass sie das für völligen Unsinn hielt. Außerdem verdrehte sie die Augen, eine Geste, die offensichtlich ihrem Mann galt.
    »Nicht der Reporter hat Jesus geklont, sondern ein Schweizer Wissenschaftler«, erklärte Urs Remady. »Er kommt aus Basel. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er seinen Ruf aufs Spiel setzen würde, wenn er nicht …«
    »Blödsinn!«, fauchte seine Frau. »Du warst schon immer so leichtgläubig! Von jeder Kaffeefahrt kommen wir mit Rheumadecken und Heilsalben nach Hause, weil du diesen Bauernfängern jeden Unsinn glaubst!«
    Urs Remady antwortete nicht, anscheinend steckte in den Vorwürfen seiner Frau ein wahrer Kern.
    »Wie will der Wissenschaftler denn ausgerechnet Jesus geklont haben?«, fragte Pandera misstrauisch.
    »Wie man eben klont«, antwortete die kleine Lara, als würde das heute schon in der Grundschule gelehrt.
    »Vor ein paar Jahren gab es eine Ufosekte, die ohne jeden Beweis behauptete, Jesus geklont zu haben«, erklärte Pandera. »Natürlich war alles gelogen, jeder wusste das, und trotzdem kamen diese Pappnasen in allen Hauptnachrichten.« Er lehnte sich zurück. »War das auch so ein Unsinn?«
    »Ich hab keine Ahnung, ob dieser Reporter die Wahrheit sagt«, antwortete Jackie. »Vielleicht ist er nur ein Angeber, oder er ist auf einen Betrüger reingefallen. Aber was er erzählt hat, klang zumindest plausibler als alle Klon-Geschichten von früher.«
    »Na gut, aber trotzdem ist es verboten, einen Menschen zu klonen«, sagte Pandera.
    »Kann man menschliches Leben verbieten?«, fragte Jackie. »Außerdem gilt das nicht für jedes Land der Welt. Und bestimmt nicht für zweitausend Jahre altes Genmaterial.«
    »Und woher hatte der Wissenschaftler das Blut von Jesus?«
    »Woher wohl? Das liegt doch auf der Hand.«
    Plötzlich wurde Pandera klar, warum ihn die Bistumsleitung in Solothurn vorhin am Telefon abgewiesen hatte. Das Blut stammte vom Grabtuch!
    »Und was ist jetzt mit dem Sender los?«, fragte er.
    »Vielleicht ist ihr Server zusammengebrochen, weil jeder das Video runterladen wollte«, antwortete Jackie.
    »Oder der Vatikan hat seine Finger im Spiel«, entgegnete Urs. Er griff sich eine Zeitung und blätterte trotzig darin.
    »Der Vatikan hat weniger Macht als unsere Kantonsregierung«, behauptete Hilde. »Er kann den Petersplatz räumen, er kann seine Meinung äußern, aber er kann keine Fernsehstation abschalten.«
    »Und was bringen die anderen Sender?«, fragte Pandera.
    »Ich nehme an, die spekulieren nur«, antwortete Jackie. »Dieser Reporter von BIGNEWS ist verschwunden, der Wissenschaftler und der kleine Junge auch. Morgen wissen wir mehr.«
    »Du bist ja sehr zuversichtlich.« Pandera lächelte. »Ob das die

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