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Das letzte Sakrament

Das letzte Sakrament

Titel: Das letzte Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kowa
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vierspurige Straße ein, auf der selbst mitten in der Nacht noch reger Verkehr herrschte. Erst nach einem waghalsigen Wendemanöver, das ihm die nicht jugendfreien Flüche mehrerer Autofahrer einbrachte, gelang es ihm, seine Verfolger abzuschütteln.
    Da er davon ausging, dass sie sein Nummernschild notiert hatten, fuhr er zur Mietwagenfirma und gab den Wagen vorzeitig zurück. Mithilfe eines mehr als großzügigen Trinkgeldes erinnerte er den Verleiher daran, dass sein Name Roberto Ferrara sei und er in Brescia wohne. Er hatte schon beim Mieten des Wagens darauf geachtet, dass er seinen Führerschein nicht vorzeigen musste, und auch das hatte ihn eine üppig bemessene Schweigeprämie gekostet. Das würde eine dicke Spesenabrechnung geben.
    Er sah auf seine Armbanduhr. Schon früher Nachmittag. Sander hatte gehofft, Alex Pandera im Hotel zu treffen, doch in Panderas Zimmer war es so still gewesen wie in einer Taubstummenschule. Sander versuchte es auf dem Handy, aber nicht einmal die Mailbox meldete sich. Was war passiert?
    Normalerweise war Verlass auf Alex. Sie wollten sich am Morgen im Hotel treffen, aber Alex war nicht gekommen. Er hatte sich auch nicht gemeldet, was er immer tat, wenn er zu spät kam oder verhindert war. Er rief selbst dann an, wenn er nur ein paar Minuten zu spät kam. Und das kam bei einem Mann mit spanischem Blut in den Adern ziemlich regelmäßig vor.
    Aber dieses Mal gab es keinen Anruf und auch sonst kein Lebenszeichen von ihm. Nichts, nicht der geringste Hinweis, wo sein Freund stecken könnte. Genau deshalb hatte Kurt Sander Angst. Er spürte, dass Alex Pandera in Gefahr war. In großer Gefahr.

49
    »Die Gerüchte über einen geklonten Jesus sind haltlos.« Der Stellvertreter Christi auf Erden stand auf einem Podest vor dem Petersdom, prunkvoll in Weiß gekleidet. Hinter ihm ein goldglänzender Thron, vor ihm die Masse der Gläubigen, die nicht nur den Petersplatz füllten, sondern auch die davon wegführenden Straßen. »Das Turiner Grabtuch war nach Jesu Auferstehung über tausend Jahre verschollen«, fuhr der Papst fort. »Daher kann niemand mit Gewissheit sagen, von wem die Blutspuren stammen, die sich darauf befinden. Nach unseren Untersuchungen stammen sie von mehreren Personen. Wissenschaftliche Institute werden in unserem Auftrag beweisen, dass man dem Grabtuch keine individuelle DNA entnehmen kann.«
    Professor Wismut schaute in den kleinen Bordfernseher und lächelte. Das kann man sehr wohl , dachte er. Es ist alles eine Frage der Definition.
    »Die Wissenschaft geht manchen Irrweg, und der Eingriff in die Schöpfung ist sicherlich ihr größter«, sagte der Papst. »Doch so sehr die Wissenschaft Gott auch nacheifert, eines kann sie nie erreichen: Sie kann vielleicht einen Körper klonen, aber sie wird niemals die Seele eines Menschen klonen können.«
    Auf dem Bildschirm wurden einzelne Besucher gezeigt. Sie schienen ergriffen zu sein von den Worten des Papstes.
    »Was ist ein Klon wert ohne die Seele des Menschen?«, fuhr der Papst fort. »Er ist nur eine leere, gottlose Hülle!«
    Die Menschen jubelten. Der Papst hob die Arme zum Himmel, als empfange er seine Botschaften direkt von dort. »Jeder, der diese gottlose Hülle anbetet, ist irregeleitet! Er betet den Teufel an, nicht den Sohn Gottes! Kehret um und bekennt Euch zum wahren, zum einzigen Gott!«
    Wismut schaltete den Fernseher aus. Er hatte genug gesehen. Er musste zugeben, selbst auf dem kleinen Bordfernseher verfehlte der Auftritt des Papstes seine Wirkung nicht. Der Mann schien verstanden zu haben, dass es um alles ging.
    Wismut öffnete die Balkontür seiner Kabine und ließ eine frische Brise herein. Er ging nach draußen und blickte in die Nachmittagssonne. Sie funkelte über dem Meer, genau wie auf den kitschigen Postkarten, die seine Kollegen ihm immer geschickt hatten. Doch er war hier nicht auf Urlaub, selbst wenn es so aussah. Die MS Atlantis war lediglich der sicherste Weg, um von A nach B zu kommen.
    Im Hafen von Civitavecchia hatte man seinen gefälschten Ausweis nur oberflächlich geprüft. Was in gewisser Weise auch verständlich war, denn niemand konnte ein entführtes Kreuzfahrtschiff in das World Trade Center lenken, auch nicht mit zweitausendfünfhundert islamischen Terroristen an Bord.
    Darüber hinaus sprach für diese Art des Reisens, dass es auf Kreuzfahrtschiffen keine Paparazzi, keine Polizei und keine Priester gab. Und dass der kleine Jesus nicht kontrolliert wurde. Als Zweijähriger war

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