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Das letzte Sakrament

Das letzte Sakrament

Titel: Das letzte Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kowa
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eingefallen, den Mann besser nicht als Petze zu bezeichnen. »Dieser Pfaffe!«, korrigierte sie sich. »Wie heißt er noch mal?«
    »Vogt«, wiederholte Tamara. »Christian Vogt.«
    »Er hat meinen Mann nie gemocht«, sagte sie. »Seit wir aus der Kirche ausgetreten sind, hat er uns das Leben zur Hölle gemacht.«
    »Sie kennen ihn also?«
    »Natürlich kenne ich ihn!«, erwiderte sie. »Das ist ein dreckiger und bigotter Fundamentalist! Wissen Sie, was er getan hat? Er hat im Spital eine Unterschriftenliste herumgehen lassen«, sagte sie. »Darin hat er verlangt, dass alle Führungskräfte Christen sein müssen.«
    »Aber das Inselspital ist doch gar nicht in kirchlicher Trägerschaft«, entgegnete Zumstein.
    »Eben!«, rief sie triumphierend. »Das wollte Ihr Herr Vogt aber nicht einsehen, und deshalb hat er gegen uns intrigiert.«
    »Wie hat er das gemacht?«
    »Mit allen möglichen Tricks. Er wollte uns rausekeln.« Sie ging zur Bar und schenkte sich noch einen Cognac ein.
    »Warum wollte er sie rausekeln?«, fragte Tamara.
    »Weil er ein Fanatiker ist!«, rief Frau Leuenberger-Seidler. Sie ließ sich in den Sessel fallen und nippte an ihrem Cognac. »Der Kerl hat nichts als Lügen über uns verbreitet.«
    »Und dann haben Sie oder Ihr Mann ihn erpresst …« Tamara beugte sich vor.
    »Und wie hätten wir das tun sollen?«
    »Sie haben ihm vorgeworfen, homosexuell zu sein, und das wollten Sie zu Geld machen«, sagte Zumstein in seiner unnachahmlich direkten Art.
    Frau Leuenberger-Seidler öffnete den Mund, sagte aber nichts. Stattdessen trank sie das Glas in einem Schluck leer. »Das ist mir doch total egal, ob der Kerl schwul ist, hetero oder eine Transe!«, rief sie. Offenbar war sie nicht mehr ganz nüchtern.
    »Seinen Glaubensbrüdern dürfte das wohl kaum egal sein«, bemerkte Tamara.
    Frau Leuenberger-Seidler lehnte den Kopf zurück. Ihre Sprache wurde immer undeutlicher. »Sind doch alle schwul in diesem Männerclub.«
    »Glauben Sie, dass Pfarrer Vogt etwas mit dem Tod Ihres Mannes zu tun hat?«, fragte Zumstein.
    »Der doch nicht! Das ist doch ein Sesselfurzer!«, rief sie. Sie schüttelte den Kopf. »Aber … mein Mann hat mir erzählt, dass es in diesem Orden Leute von ganz anderem Kaliber gibt. Die gehen sogar über Leichen.«
    »Kennen Sie diese Personen?«, fragte Zumstein.
    Frau Leuenberger-Seidler schien nachzudenken. »Da gibt es so einen muskulösen Kerl … mit Glatze und Gewerkschafterbart. Er hat meinen Mann bedroht.«
    »War es dieser Mann?« Tamara zeigte ihr ein Foto von Vikar Kunen.
    Frau Leuenberger-Seidler nickte nur.
    Tamara hob eine Augenbraue. Vielleicht hatte Deckert doch recht. Vielleicht steckten hinter all dem ja doch die Jesuiten …

48
    Unermüdlich massierte Kurt Sander die Füße seiner Frau. Seit einer halben Stunde knetete er sie wie Brezelteig, aber sie hatte immer noch nicht genug. Seine Finger taten weh. Genau wie seine Füße. Doch die knetete niemand. Das war der Preis dafür, dass er Gabriele alles erzählt hatte. Nun gut, fast alles.
    Er hatte ihr gebeichtet, dass er für die Basler Polizei ermittelte, aber nur ein bisschen. Von dem Einbruch in die Wohnung von Wismut hatte er nichts gesagt. Trotz ihrer müden Füße war Gabriele fast an die Decke gesprungen. Wie konnte er nur hinter ihrem Rücken für die Polizei arbeiten?
    Schließlich hatte er sie damit besänftigt, dass er ihr nur deswegen nichts von seinem kleinen Nebenjob erzählt hatte, weil er unbedingt wollte, dass sie mit nach Rom fuhr. Dadurch wären sie in ihrer Lieblingsstadt zu einer gut bezahlten Shopping-Tour gekommen. Außerdem sei seine Arbeit ganz und gar ungefährlich und hundertprozentig legal. Waren die ersten Argumente immerhin noch gut an den Haaren herbeigezogen, waren die letzten beiden schlichtweg gelogen. Nicht nur, dass er einen Einbruch begangen hatte, nein, schlimmer noch, er hatte Angst. So große Angst, dass er Mühe hatte, nicht zu zittern.
    Während er mit Unschuldsmiene Gabrieles Füße knetete, ließ er seine Gedanken zur vergangenen Nacht zurückspringen. An den Augenblick, als er Wismuts Haus verlassen hatte. Er war in diesen hässlichen Fiat gestiegen, hatte ihn mühevoll aus der engen Parkbucht manövriert und Gas gegeben. Schon bald war ihm ein schwarzer Mercedes gefolgt. An einer Ampel war er bei Dunkelgelb über die Kreuzung geschossen, doch der Mercedes war hinter ihm geblieben.
    Vorsichtshalber fuhr Sander an seinem Hotel vorbei und hielt nicht. Stattdessen bog auf eine

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