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Das letzte Sakrament

Das letzte Sakrament

Titel: Das letzte Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kowa
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Rollen. Ein Polizist spielte bei einer Befragung auch immer ein wenig den Beichtvater. Doch nicht immer entsprach das, was andere beichteten, der Wahrheit, und nicht immer saß einem ein katholischer Würdenträger gegenüber, zumindest virtuell.
    »Es ist unausweichlich, dass wir uns unterhalten«, sagte Obrist. »Unter vier Augen.«
    »Also ohne den Herrn Vikar?«, fragte Tamara. Bisher waren die beiden fast immer im Doppelpack aufgetreten.
    Johann Obrist antwortete mit einem tiefen Seufzer, und Tamara fragte sich, wie sie das deuten sollte.
    »Wir werden unter vier Augen reden«, sagte der Bischof schließlich. Er sprach jetzt so leise, dass Tamara das Telefon ans Ohr pressen musste. »Vikar Kunen ist … Er ist … ein Teil des Problems …«
    »Ich verstehe«, antwortete sie. »Wann soll ich in der Bistumsverwaltung sein?«
    »Dort gibt es zu viele Augen und Ohren«, sagte der Bischof. »Was ich Ihnen erzählen werde, muss unter uns bleiben.«
    »Sie wissen, dass die Polizei kein Beichtgeheimnis kennt?«
    »Ich denke, Sie haben mich verstanden«, antwortete der Bischof, jetzt wieder etwas kräftiger, ja fast bestimmend. »Wir werden uns morgen um diese Zeit in der Krypta der Basler Münsters treffen. Nur Sie und ich.«
    »Im Basler Münster? Sind Sie sich sicher?« Tamara war nun wirklich keine Kirchenexpertin, aber dass das Münster eine evangelische Kirche war, das wusste selbst sie.
    »Wir haben das Münster erbaut«, antwortete der Bischof mit trotziger Stimme. »Also ist es ein heiliges Haus, was auch immer seitdem geschehen ist. Und es ist einiges geschehen, das können Sie mir glauben.«

65
    »Und ihr seid euch sicher?«, fragte Simovic. Er blickte die beiden Männer im Fond des Wagens skeptisch an.
    Sie nickten.
    »Er ist also im Zug nach Palermo«, sagte Simovic. »Und was hat der Kerl dort vor?«
    »Wir wissen es nicht«, antwortete der Glatzköpfige.
    »Theoretisch kann er auch unterwegs aussteigen«, sagte der andere, dessen kurze Haare schon angegraut waren.
    »Dann hätte er wohl kaum ein Ticket nach Palermo kaufen wollen.« Simovic schüttelte den Kopf. »Könnt ihr vor ihm dort sein?«
    Der Mann mit den grauen Haaren blickte auf die Uhr. »Wir können ab Neapel einen Hubschrauber nehmen. Kein Problem.«
    »Worauf wartet ihr dann noch?«, erwiderte Simovic und öffnete die Beifahrertür. »Und vermasselt es nicht wieder!«
    »Wir sind Profis«, antwortete der Grauhaarige. Er faltete seine riesigen Pranken zusammen und ließ seine Fingerknochen knacken.
    »Profis?«, zischte Simovic und schloss die Autotür wieder. »Profis, denen ihr Gefangener entwischt, bevor sie ihn verhört haben? Profis, die halb Rom zerlegen und sich anschließend vom Abschleppdienst befreien lassen müssen? Ihr solltet mir Informationen besorgen, ihr solltet den Kerl nicht umbringen!«
    »Das waren die Kollegen«, widersprach der Grauhaarige. »Die sind gefeuert.« Er setzte seine Sonnenbrille auf. »Heute Abend gehört der Kommissar Ihnen.«
    »Das will ich hoffen!«, antwortete Simovic. »Ich will wissen, was der Kerl treibt! Heftet euch an seine Fersen, und wenn er aufs Klo geht, geht ihr mit! Ist das klar?«
    Die beiden nickten.
    Simovic öffnete wieder die Tür und stieg aus. Der Mercedes fuhr los und hinterließ nichts als den rußigen Atem des Dieselmotors.
    Der Reporter ging die paar Meter zu seinem Hotel zu Fuß. Er hatte seit der Aufzeichnung des Interviews von Wismut nichts mehr gehört. Und das, obwohl der versprochen hatte, sich noch am Tag der Sendung zu melden. Sie hatten sogar gemeinsam Pläne entwickelt, irgendwann eine Reality-Show über das Leben des Jesusklons zu drehen. Mit wöchentlichen Updates, Erleuchtungen des Kleinen und vielleicht auch dem einen oder anderen Wunder. Doch nichts davon war bisher passiert.
    Allmählich wurden auch die Nachfragen der Kollegen lauter, wo der Professor und das Jesuskind denn steckten. Man wollte den Jungen. Man wollte den eindeutigen Beweis für dessen Existenz. Und den Beweis dafür, dass es sich wirklich um den Jesusklon handelte. Natürlich stimmten die beiden von Wismut an die Institute gegebenen Blutproben überein. Aber die Proben waren nichts wert, wenn die Wissenschaftler sich nicht davon überzeugen konnten, dass sie auch wirklich von dem Jungen und von den Grabtüchern stammten.
    Heute Vormittag hatte sich selbst BIGNEWS CEO Schindler eingemischt und detaillierte Informationen zu den von Simovic geplanten Sendungen gefordert. Am liebsten wollte Schindler

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