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Das letzte Sakrament

Das letzte Sakrament

Titel: Das letzte Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kowa
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schien der ideale Ort, um Professor Wismut zu suchen, denn hier kamen alle Gäste zusammen. Außerdem hatte er trotz seines Minibarüberfalls immer noch Hunger.
    Pandera ging in den Vorraum des Restaurants, stellte sich hinter eine Säule und blätterte in einem Bordmagazin. Jeden Gast, der vorbeikam, beobachtete er unauffällig. Der Professor reiste wahrscheinlich allein oder in Begleitung des Jungen. Immer mehr Gäste kamen aus dem Restaurant, andere gingen hinein. Der Vorraum füllte sich, und Pandera versuchte, den Überblick nicht zu verlieren. Das wurde immer schwieriger, inzwischen hielten sich mehr als fünfzig Passagiere in dem Vorraum auf, und wie Arnold ihm erzählt hatte, hatte das Restaurant noch zwei andere Eingänge. Zu allem Übel gab es noch drei zusätzliche Restaurants auf dem Schiff.
    Pandera fluchte. Musste er auf Kommissar Zufall hoffen? Der Kerl war nicht gerade sein bester Freund. Mit Kommissar Logik und Inspektor Intuition war er bisher besser gefahren.
    Er konzentrierte sich darauf, den Jungen zu entdecken, doch irgendwann gab er auf. Entweder es waren nur wenige Kinder an Bord, oder die Eltern gingen mit ihnen in eine der Snackbars, wo die Atmosphäre nicht so steif war. Pandera versuchte dort sein Glück. Er zählte zehn Kinder, aber keines erinnerte an den kleinen Jesus und keiner der Erwachsenen an Wismut. Er aß etwas, doch er konnte es nicht richtig genießen. Seine Zweifel an dem, was er hier tat, wurden immer größer. War er überhaupt auf dem richtigen Schiff? Was, wenn er sich geirrt hatte? Hatte er sich die Entscheidung nicht viel zu einfach gemacht? Er durfte keine Zeit mehr verlieren, so viel war klar.
    Er schlang das Essen herunter, überprüfte dann die anderen Restaurants, ging durch jede Bar, ins Theater, ins Kino und blieb schließlich im Casino hängen. Dort dröhnte gerade Personal Jesus aus den Boxen, ein alter Hit von Depeche Mode. Wie passend , dachte Pandera, vielleicht hat bald jeder seinen eigenen, persönlichen Jesus.
    Pandera trank einen Wild Turkey und stellte sich an den Roulettetisch, von wo aus er das Casino gut überblicken konnte. Ein paar Japanerinnen verloren ein halbes Polizistenvermögen, doch das schien ihre gute Laune nicht zu schmälern.
    Nach zwei weiteren Runden durch das ganze Schiff ging Pandera zurück zu seiner Kabine. Im Gang traf er auf Arnold. Erst jetzt fiel ihm auf, dass der Name Arnold überhaupt nicht zu dem schmächtigen Filipino passte. Der Steward lächelte den Kommissar freundlich an. »Kann ich helfen?«
    Pandera nickte. »Könnten Sie kurz mit in meine Kabine kommen?«
    »Ist nicht in Ordnung?«, fragte Arnold und sah Pandera besorgt an.
    »Alles ist perfekt.« Pandera lächelte. »Aber ich bin nicht auf dem Schiff, um Urlaub zu machen. Ich bin von der Polizei. Ich hoffe, ich kann Ihnen vertrauen?«
    Arnold begann zu zittern. »Meine Papiere in Ordnung.«
    »Keine Angst, mit der Einwanderungspolizei habe ich nichts zu tun«, sagte Pandera schnell. »Ihr verdient durch ehrliche Arbeit ehrliches Geld. Davon abgesehen ist mir gleich, wo ihr herkommt und wo ihr hinwollt.«
    Der Steward lächelte unsicher. Er schien dem Frieden noch nicht ganz zu trauen.
    »Ich hätte zwei Bitten«, sagte Pandera. »Erstens darf niemand an Bord wissen, dass ich Polizist bin.«
    Arnold nickte. »Ich schon vergessen, Herr Feuerwehrmann.«
    »Gut.« Pandera lächelte wieder. »Ich suche einen ungefähr fünfundvierzig Jahre alten Mann. Er heißt Wismut. Professor Franz Wismut. Ich muss wissen, ob er an Bord ist.« Pandera zeigte Arnold ein Foto des Professors.
    »Ich hab nicht gesehen.« Der Steward schüttelte den Kopf.
    »Er reist möglicherweise mit einem kleinen Jungen«, ergänzte Pandera.
    »Auch nicht mit Kind gesehen«, antwortete Arnold.
    »Ich weiß, das ist eine ungewöhnliche Bitte«, sagte Pandera. »Aber können Sie mir die Passagierliste besorgen?«
    »Passagierliste?«, wiederholte Arnold und zog die Augenbrauen hoch. »Ich kann Job verlieren …«
    Pandera biss sich auf die Lippen. »Okay, dann vergessen wir das«, sagte er. »Aber können Sie vielleicht in der Liste nachschauen, ob dieser Professor Wismut an Bord ist?«
    Der Steward runzelte die Stirn. »Das kein Problem«, sagte er schließlich. »Wenn ich nicht habe Liste, niemand kann mich damit erwischen.« Er öffnete die Kabinentür und nickte Pandera so selbstverständlich zu, als habe dieser ihn nur um ein Glas Wasser gebeten.

67
    Professor Wismut ging auf der MS Atlantis einer

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