Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das letzte Sakrament

Das letzte Sakrament

Titel: Das letzte Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kowa
Vom Netzwerk:
Er war sich zwar sicher, dass ihn heute niemand fotografiert hatte, aber er wollte kein Risiko eingehen. Außerdem dienten seine Besuche noch einem anderen Zweck.
    Wismut verließ das Oberdeck, ging die Treppen hinunter und erreichte schließlich die Stellwand mit den Bildern. Als Erstes betrachtete er die Bilder mit den neu angekommenen Gästen.
    Es dauerte nicht lange, da hatte er ihn entdeckt. Ja, das musste er sein. Er sah genauso aus wie in der Zeitung. Wismut nahm das Foto von der Wand und kaufte es. Während er zurück in seine Kabine ging, hatte er schon den ersten Entschluss gefasst. Er musste seine Deckung aufgeben. Er musste dringend ein paar Gespräche führen. Wismut sah wieder auf die Uhr. Es war spät, aber noch nicht zu spät. Sein Herz schlug schneller. Es war an der Zeit, auf die Jagd zu gehen.

68
    Das sanfte Schaukeln des Schiffes lullte Kommissar Pandera ein, als sei er ein Baby im Kinderwagen. Obwohl er unbedingt wach bleiben wollte, döste er ein. Das Klopfen an der Tür hörte er nicht. Es klopfte wieder, dieses Mal lauter. Pandera erwachte und sah auf seine Uhr. Kurz nach elf Uhr abends.
    Er stand auf und horchte an der Tür. Als es wieder klopfte, schob er sie einen Spaltbreit auf. Arnold stand vor ihm, ein Tablett mit einem Cocktail in der Hand. Pandera bat den Steward hinein und schloss die Tür.
    »Fällt nicht so auf, wenn bringen Pina Colada.« Arnold grinste und stellte den Cocktail auf den hölzernen Ecktisch. »Ist auf Haus und schmecke lecker.«
    »Sie sind ein guter Agent«, lobte Pandera.
    »Aber hab ich keine guten Nachrichten.« Arnold seufzte und blickte Pandera aus traurigen Augen an. »Kein Professor Wismut auf Schiff. Auch kein anderes Professor.«
    Pandera, der an dem Cocktail nippen wollte, stellte das Glas wieder hin. Langsam und wie benommen setzte er sich auf das Bett. Ich bin auf dem falschen Schiff! Ich hätte doch auf den blöden Roboter hören sollen. Dann wäre ich auf der Voyager und nicht auf der Atlantis !
    »Alles in Ordnung?«, fragte Arnold.
    Pandera schüttelte den Kopf.
    Arnold stand unsicher neben der Tür, sagte aber kein Wort.
    »Kannst du herausfinden, welche Gäste mit kleinen Kindern reisen?«, fragte Pandera schließlich.
    »Nein. Kann nur Tabelle mit Namen und Kabine sehen auf Bordcomputer.«
    »Ich muss morgen wieder von Bord«, sagte Pandera geistesabwesend. »Das ist das falsche Schiff.«
    »Ich hab Idee«, sagte Arnold. »Wir haben Kinderparadies auf Oberdeck. Dort alle kleine Kinder, wenn Erwachsene an Land. Du gehen morgen früh schauen, wer bringe Kinder. Dann du finde Kind.«
    »Brillant!« Pandera strahlte den kleinen Filipino an. »Wenn im Kommissariat eine Stelle frei wird, gebe ich dir Bescheid.«
    »Ich nix Kommissar, ich nur Steward. Und Steward böse, wenn Kommissar nicht trinke lecker Pina Colada.«
    Pandera lachte und nahm das Cocktailglas. Einen Moment lang dachte er, was eigentlich wäre, wenn Arnold mit dem Professor unter einer Decke stecken würde. Wenn die Pina Colada gar keine wäre. Aber dann blickte er den kleinen Mann an, der lächelnd neben der Tür stand, und vergaß den Gedanken sofort wieder. Arnold war auf seiner Seite, daran gab es keinen Zweifel. Pandera trank einen großen Schluck. Das tat gut!
    »Komme an Bar«, sagte Arnold. »Sind nette Fraue da.«
    »Ich bin verheiratet«, antwortete Pandera, zeigte seinen Ring und grinste. »Aber der Cocktail ist wirklich lecker. Ich werde an Deck gehen und noch einen trinken.«
    Aus einem wurden fünf, und das Letzte, woran Pandera sich erinnerte, war, dass er den ganzen Abend mit ein paar brasilianischen Rentnern über Fußball diskutiert hatte. Ein unerschöpfliches Thema.
    Am nächsten Morgen fühlte Pandera sich, als habe Arnold tatsächlich Gift in den Drink geschüttet. 6:30 Uhr zeigte der Wecker. Vier Stunden Schlaf und ein paar Cocktails zu viel. Wenn er rechtzeitig auf dem Oberdeck sein wollte, bevor die ersten Passagiere ihre Kinder dort abgaben, musste er jetzt aufstehen. Er tröstete sich damit, dass er sich in einen Liegestuhl legen könnte und nur abzuwarten brauchte, bis Wismut mit dem Jungen vorbeikam. Wenn er denn an Bord war. Und wenn er den kleinen Jesus überhaupt jemand anderem anvertrauen wollte.
    Als Pandera die Tür zum Oberdeck öffnete, blies ihm ein kalter Wind entgegen. Nur ein Wahnsinniger würde sich bei dem Wetter auf einen Liegestuhl legen. Sein Blick fiel auf eine Joggingstrecke, die fast über den ganzen Mittelteil des Oberdecks führte, auch

Weitere Kostenlose Bücher