Das letzte Theorem
verpassen, die an der Entwicklung einer Künstlichen Intelligenz arbeiteten, brachte er Interesse auf.
Danach bestritt er das Gespräch. Er erzählte ihnen, wie die Dinge im großen Tempel von Trincomalee liefen, wo er überall mit seinem neuen Auto herumgekurvt war - kreuz und quer über die Insel sei er gefahren, brüstete er sich, in seinem Bestreben, eine lange geplante Pilgerreise zu Sri Lankas berühmtesten Hindu-Tempeln zu unternehmen -, und er wurde nicht müde, die Vorzüge seines Fahrzeugs zu preisen.
Und woher stammte diese wunderbare neue Maschine? »Aus Korea«, erwiderte Surash. »Der Hersteller hat gerade erst angefangen, es zu vermarkten, und einer der Mönche aus meinem Tempel hatte das Glück, eines dieser Autos für mich zu ergattern. Oh«, fügte er beinahe jubelnd hinzu, »ist das nicht herrlich, dass man jetzt, wo man keine Waffen mehr zu produzieren braucht und nicht dauernd Kriege vorbereitet, seine Kräfte für andere Zwecke einsetzen kann? Es gibt so viele nützliche neue Erfindungen. Wie zum Beispiel diesen nuklearen Quadrupol-Resonanz-Detektor, mit dem man im Boden vergrabene Landminen aufspürt. Und dann dieses Ding, das aussieht wie ein Miniaturroboter auf einem winzigen Raupenfahrwerk. Es kommt angerollt, räumt die Erdschicht über den Minen weg und transportiert sie ab, ohne dass ein Mensch dabei gefährdet wird. Die alten Schlachtfelder in der Nähe von Trinco sind jetzt beinahe minenfrei. Eine wirklich gute Sache ist auch dieses durch Genmanipulation hergestellte Hormonspray, das auf
die DNA der Moskitos einwirkt, die die Gebeugter-Mann-Krankheit übertragen. Kleine Roboterflugzeuge schwirren über die Gebiete, in denen sich die Moskitos aufhalten, und sprühen die Insekten tot. Die Liste dieser segensreichen Erfindungen ist noch viel länger. Und das alles verdanken wir Stiller Donner!«
Ranjit nickte und sah seine Frau bedeutungsvoll an. Myra schüttelte den Kopf und sagte: »Ich habe nie abgestritten, dass diese Waffe auch eine Menge Gutes bewirkt, oder?«
Surash verabschiedete sich von seinen Gastgebern, als er fand, nun sei es Zeit zum Aufbruch. Ranjit begleitete ihn nach draußen und sah zu, wie das seltsam komplexe Auto Dampfwolken spuckend davonfuhr. Dann ging er ins Haus zurück.
»Er ist ein wunderbarer alter Mann«, meinte sie.
Dem stimmte Ranjit ohne zu zögern zu. »Wenn man sich vorstellt, wo er mit diesem Vehikel überall herumreiste, dann kann ich den Alten nur für seinen Mut bewundern. Er startete in Naguleswaram, das liegt nördlich von Jaffna. Ich weiß nicht, wie viele Tempel er unterwegs gesehen hat, aber als er Munneswaram ansteuerte, fiel ihm ein, dass Colombo gar nicht mehr weit ist, und natürlich konnte er die Stadt nicht besichtigen, ohne uns zu besuchen. Jetzt fährt er in Richtung Süden, nach Katirkamam, obwohl der Tempel dort mittlerweile von Buddhisten benutzt wird. Ich glaube, er plant auch einen Besuch des Skyhook-Terminals.« Er fügte gedankenverloren hinzu: »Er interessiert sich sehr für alles, was mit Forschung und Wissenschaft zusammenhängt, weißt du …«
Myra fasste ihn scharf ins Auge. »Was ist los, Ranjit?«
»Oh …« Er zuckte lässig die Achseln, doch was ihm auf der Seele lag, ließ sich nicht so leicht abschütteln. »Nun ja, kaum waren wir draußen, da erinnerte er mich daran, dass ich immer noch das alte Haus meines Vaters besitze, und dass es jetzt leer steht.«
»Aber du arbeitest doch hier in Colombo«, sagte Myra.
»Ja, das sagte ich auch. Dann fragte er mich, ob ich mich nicht wunderte, dass er über technische Neuerungen wie dieses Auto so sachkundig sprechen könne. Ehe ich etwas Höfliches sagen konnte, fügte er hinzu: ›Das habe ich von deinem Vater gelernt, Ranjit. Man kann ein religiöser Mensch sein und trotzdem die Wissenschaft lieben.‹ Plötzlich wurde er ganz ernst und klang auf einmal, als wollte er mir ins Gewissen reden. Was er am Ende ja auch tat. Er hielt mir vor: ›Aber geht es auch umgekehrt? Kann jemand die Wissenschaft lieben und trotzdem Gott verehren? Was ist mit deinen Kindern, Ranjit? Welche religiöse Erziehung lasst ihr ihnen zukommen?‹ Meine Antwort wartete er gar nicht erst ab, weil er im Voraus wusste, wie sie ausfallen würde.«
»Aha«, sagte Myra. Denn sie kannte Ranjits Einstellung zur Religion, und wenn er sie Surash gegenüber frei geäußert hätte, wäre der Mönch zutiefst verletzt gewesen. Sie und ihr Mann hatten sich schon längst über dieses Thema
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