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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pohl Clarke
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von Pax per Fidem, niemals tödliche Waffen einzusetzen!«
    Alle schwiegen eine Weile. Dann äußerte Myra nur: »Ich verstehe.« Zu mehr ließ sie sich nicht hinreißen.
    Ranjit holte tief Luft und meinte: »Tu dir keinen Zwang an, Myra. Sprich es ruhig aus, es ist dein gutes Recht: ›Das hab ich doch gleich gesagt.‹ Genau das denkst du doch, oder?«

34
Pentominos und Autos
    Natasha Subramanian übte Windsurfen im flachen Wasser vor dem Haus ihrer Eltern, als sie das merkwürdig aussehende gelbe Auto entdeckte. Es kam eine der Straßen herunter, die zum Strand führten, und vor jeder Kreuzung drosselte der Fahrer das Tempo. Schließlich bog es in eine Abzweigung ein, an der das Haus der Subramanians stand. Von ihrer Position auf dem Surfbrett aus konnte sie das Haus selbst nicht sehen, aber sie hatte einen freien Blick über den weiteren Verlauf der Straße. Als der Wagen nicht wieder auftauchte, schloss sie, dass der Fahrer vor einem der Häuser in ihrem Block gehalten haben musste, und natürlich fragte sie sich, ob er vielleicht zu ihren Eltern wollte.
    Da es ohnehin bald Zeit zum Mittagessen wurde, fand sie, sie könne auch gleich ihr Training unterbrechen und an Land zurückkehren. Als sie sich ihrem Haus näherte, sah sie, dass das gelbe Auto tatsächlich auf der Zufahrt parkte … doch in den wenigen Minuten, die sie brauchte, um nach Hause zu gelangen, fand mit dem Auto eine eigentümliche Verwandlung statt. Der größte Teil des Vordersitzes, sogar der Platz für den Fahrer, waren verschwunden. Und als sie die Küche betrat, saß ein uralter Mann in Mönchstracht am Tisch und sah zu, wie Robert sich mit einem seiner Laubsägepuzzles beschäftigte. Neben dem Mönch stand das fehlende Element des Autos auf zwei Gummireifen und gab ein leises Summen von sich.
    Ein paar Jahre waren vergangen, seit Natasha zum letzten Mal diesem alten Mönch begegnet war, aber sie erkannte ihn sofort wieder. »Sie sind Surash, der meinem Vater früher die
Windeln gewechselt hat«, sagte sie spontan. »Ich dachte, Sie seien tot.«
    Ihre Mutter warf ihr einen missbilligenden Blick zu, aber Surash lächelte nur und tätschelte Natashas Kopf. »Ich stand wirklich an der Schwelle des Todes, und daran hat sich auch nichts geändert, denn eines Tages müssen wir alle sterben. Aber ich habe mich erholt und bin nicht mehr ans Haus gefesselt. Nicht seit ich dieses Ding hier bekommen habe.« Er deutete auf die Vorrichtung mit Rädern. »Ich habe deinen Eltern versprochen, ihnen zu zeigen, wie es funktioniert. Komm doch mit uns, Natasha.«
    Als Surash sich von seinem Stuhl auf den Sitz der zweirädrigen Maschine quälte, merkte Natasha, wie schwach und zittrig der alte Mönch war. Doch als er erst mal seinen Platz auf dem Gerät eingenommen hatte, bediente er den Steuerknüppel des Vehikels mit sicherer Hand und brauste geschwind durch die Tür, die Ranjit eilig aufgerissen hatte.
    Im Rückwärtsgang fügte Surash sein Zweirad in die vorne klaffende Lücke des Autos ein, und man hörte ein Geräusch, als würde ein Getriebe in Gang gesetzt. Aus der Hauptsektion des Wagens schoben sich kräftige Greifarme heraus, die den Sitz mit zwei Rädern anmontierten, so dass das Auto wieder komplett war. Der Motor gab einen gedämpften Pfeifton von sich, und aus dem Auspuff am Heck strömte eine weiße Wolke. »Steckt ruhig mal einen Finger in den Dampf«, rief Surash. »Dieses Ding verbrennt nur Wasserstoff.«
    »Wir kennen mit Wasserstoff angetriebene Fahrzeuge«, erwiderte Ranjit.
    Der alte Mönch nickte gnädig. »Aber kennt ihr auch das?«, fragte er und führte ihnen vor, wie sein persönlicher Rollstuhl, einmal in der Lücke verankert, sich in ein Auto verwandelte, das ihn rasch und bequem überall hinbrachte.
    Dann bestand Myra darauf, das Mittagessen einzunehmen. Bei Tisch wurde viel geredet, die alte Freundschaft aufgefrischt. Surash interessierte sich sehr für Ranjits Arbeit an der Universität,
aber auch mit Natasha unterhielt er sich ausführlich. Sie erzählte ihm, dass sie an dem großen Solarsegelschiff-Rennen teilnehmen wollte, das in gut einem Jahr abgehalten werden sollte, und dass sie hoffte, ihr Training mit normalen Segelbooten auf dem Wasser und das Windsurfen käme ihr beim Bedienen eines Sonnenseglers zugute.
    Er lauschte interessiert, als man ihm schilderte, wie geschickt Robert LaubsägePuzzles zusammensetzte, und auch für Myras Bemühungen, in ihrem Beruf den Anschluss an die übrigen Wissenschaftler nicht zu

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