Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pohl Clarke
Vom Netzwerk:
das Programm danach selbst abschalten würde. Doch nichts dergleichen geschah. Es ging einen Schritt weiter und suchte nach Hexominomustern.

    Ranjit hatte seinem Sohn gegenüber nie von Hexominos gesprochen. Das Thema war so kompliziert, dass der Junge damit hoffnungslos überfordert gewesen wäre. Jedenfalls hatte Ranjit das geglaubt. Immerhin gab es fünfunddreißig verschiedene Hexominos, die insgesamt aus zweihundertundzehn Quadraten bestanden.
    Obendrein hatte Ranjit die Beschäftigung mit Hexominos als sehr unbefriedigend empfunden. Bei dieser wahrhaft astronomisch großen Zahl von zweihundertundzehn Quadraten hätte man annehmen sollen, dass es massenhaft Möglichkeiten gab, ein daraus bestehendes Rechteck mit fünfunddreißig Hexominos exakt auszufüllen. Nichts dergleichen! Kein einziges Rechteck, egal mit welcher Seitenlänge, konnte von Hexominos vollständig bedeckt werden, ganz gleich, wie man deren Muster anordnete. Es blieben immer, unausweichlich, mindestens vier leere Flächen übrig.
    Sich daran zu versuchen, wäre für den behinderten kleinen Robert viel zu schwierig und obendrein frustrierend gewesen.
    Aber offensichtlich ließ der Junge sich nicht davon abhalten, Hexominomuster auszuprobieren. Auf dem Computerschirm zeigte sich eine Kombination nach der anderen. Und Robert dachte nicht daran, aufzugeben. Er wollte jedes einzelne Muster prüfen.
    Als Ranjit dann seinen Sohn in die Arme zog, drückte er viel zu fest zu; der Junge zappelte und ächzte, aber in erster Linie vor Vergnügen.
    Jahrelang hatten die Leute, die Myra und Ranjit helfen sollten, mit ihrem »Problemkind« fertigzuwerden, immer nur dieselben, enttäuschenden Trostfloskeln für die unglücklichen Eltern gefunden: Betrachten Sie Ihr Kind nicht als behindert. Sagen Sie sich einfach, es besitzt »andere« Begabungen.
    Für Ranjit hatte dieser Ausspruch nie einen Sinn ergeben. Bis zu diesem Tag, als er entdeckte, dass sein Sohn nicht nur etwas höchst Kompliziertes beherrschte, sondern in diesem
speziellen Fall fast jedem Menschen überlegen war, den Ranjit kannte.
    Er merkte, dass seine Wangen nass waren - vor Freudentränen -, als er schließlich wieder nach unten ging, um sich seinen liegen gebliebenen täglichen Pflichten zu widmen und in die reale Welt zurückzukehren. Und zum ersten Mal in seinem Leben wünschte sich Ranjit Subramanian beinahe, dass es tatsächlich einen Gott - irgendeinen Gott - gäbe, an den er hätte glauben können, denn dann hätte er gewusst, wem er seinen Dank abstatten sollte.
     
    Genau in diesem Augenblick legte »Bill«, der sich auf der Heimreise befand, in der Nähe des Planeten, der von seinen Bewohnern Erde genannt wurde und neuerdings ein bisschen unangenehm aufgefallen war, einen Stopp ein. Die Unterbrechung seiner Reise dauerte nicht lange, doch die Zeit genügte ihm vollauf, um mit der ungeheuren Flut von Informationen überschwemmt zu werden, die diesen winzigen Punkt in einem entlegenen Winkel der Galaxis betrafen. Bill erfuhr, was die zum Untergang verurteilten Erdlinge gerade trieben, und was noch viel wichtiger war, er erhielt Kenntnis von den verwerflichen Aktivitäten der örtlichen Repräsentanten der Großen Galaktiker, den Neungliedrigen.
    Man konnte nicht behaupten, dass die Tat, zu der die Neungliedrigen sich erdreistet hatten, den Großen Galaktikern Anlass zur Sorge gegeben hätte; dazu war die Übertretung zu belanglos. Die Großen Galaktiker hatten von ein paar Milliarden lumpiger Menschenwesen, die zur Gattung der Säugetiere gehörten, nichts zu befürchten. Die Waffen, über die sie verfügten, waren jämmerlich - Atombomben, die explodierten und Sachschaden anrichteten, und dann diese andere nukleare Waffe, die elektromagnetische Impulse erzeugte, die zerstörerisch auf die vom Gegner generierten elektromagnetischen Impulse einwirkten. Eine derart primitive Technik fiel bei den Großen Galaktikern überhaupt nicht ins Gewicht. Sie fürchteten
sich genauso wenig davor, wie ein mit einer Atombombe bewaffneter menschlicher General sich vor dem Fluch einer Zigeunerin fürchten würde.
    Doch als die Neungliedrigen es zuließen, dass die Menschen von ihrer Existenz erfuhren, hatten sie eine Grenze überschritten. Was sie getan hatten, war zwar nicht streng verboten, aber man hatte es ihnen auch nicht ausdrücklich erlaubt.
    Also mussten Maßnahmen ergriffen werden. Man musste Entscheidungen treffen.
    Zum allerersten Mal im Laufe seines sehr, sehr langen Lebens verspürte Bill

Weitere Kostenlose Bücher