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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pohl Clarke
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wurden, wirkten noch wesentlich abstruser. Die zweite Spezies, die auf den Bildschirmen auftauchte, erinnerte in etwa an ein gehäutetes junges Kaninchen, nur dass das Fleisch nicht rosig war, sondern von einer ungesunden, hellvioletten Farbe. (Der begleitende
Kommentar bezeichnete sie als die Anderthalben, obwohl es noch eine ganze Weile dauern sollten, bis irgendein Mensch dahinterkam, warum sie so hießen.)
    Von allen anderen dieser neu entdeckten Mitbewohner der Galaxis sah die dritte Kreatur, die gezeigt wurde, den Menschen noch (annähernd) am ähnlichsten. Einige der später vorgeführten Rassen besaßen bis zu einem Dutzend Gliedmaßen oder mitunter noch mehr Tentakel (es ließ sich nicht immer feststellen, worum es sich bei diesen Körperanhängseln handelte.) Diese dritte Spezies jedoch, die seltsamerweise den Namen Maschinenbewohner trug, hatte nur die vertrauten zwei Arme, zwei Beine und einen einzigen Kopf. Es bestand keine Möglichkeit, die Größe dieser Wesen abzuschätzen. Sie konnten winzige Zwerge oder wahre Riesen sein, aber so wie sie aussahen, wollte man ihnen im Dunkeln bestimmt nicht begegnen. Sie waren monströs. Und in der Tat lautete das mildeste Adjektiv, mit dem die Nachrichtenkommentatoren der Welt diese Kreaturen beschrieben »diabolisch«.
    Die Bilder wurden immer skurriler. Es folgten Wesen von jeder nur vorstellbaren Tönung und Schattierung, und manchmal waren die Körper mit grellen, sich beißenden Farben bunt gefleckt, in Mustern wie bei einem Tarnanzug. Einige Exemplare trugen einen Schuppenpanzer, andere dünne, flaumige Federn. Jeder nur vorstellbare Körperbau war vertreten. Und das waren noch die auf Kohlenstoff basierenden Spezies. Ein Individuum sah aus wie ein dicker, in einem altmodischen Tauchanzug steckender Alligator. Im Kommentar wurde erklärt, dass auf dem Heimatplaneten dieses Volkes eine Atmosphäre herrschte, die den Bedingungen in einem Tiefseegraben auf der Erde entsprach, und durch die Körper dieser Wesen strömte flüssiges Kohlendioxid.
    Der Bericht war nicht zu Ende, nachdem man sämtliche der fünfundfünfzig am weitesten entwickelten Rassen der Galaxis gezeigt hatte. Es war eine Dauervorstellung, eine Endlosschleife. Wenn jede Einzelne der Spezies ihren Auftritt auf den
Bildschirmen der Erde gehabt hatte, ging die Prozession mit der Darstellung der Neungliedrigen von neuem los. Mit dem Unterschied, dass es dieses Mal einen Kontext gab. Die Aliens wurden zusammen mit ihren bananenförmigen Raumschiffen und anderen Objekten aus ihrer Heimatwelt gezeigt, und der laufende Kommentar lautete anders.
    Das alles war natürlich hochinteressant. Während der dritten Wiederholung rechneten die Subramanians sich aus, dass die Neungliedrigen - wenn man die geschätzte Größe ihrer Raumschiffe zugrunde legte - nicht viel größer als achtzehn bis zwanzig Zentimeter sein konnten. Und als die Maschinenbewohner zum zweiten Mal vorgestellt wurden, konnte man aus dem Kommentar entnehmen, warum sie so hießen. Präziser hätte man sie gar nicht benennen können, denn diese Wesen bewohnten tatsächlich Maschinen. Ihre organischen Körper, die man zeigte, gehörten der Vergangenheit an, und jetzt lebte jedes Mitglied dieser Rasse nur noch in einem elektronischen Speicher. Das eröffnete Myra Ranjit, als er zurückkam, nachdem er den schlafenden Robert in sein Bett getragen hatte.
    »Huh«, meinte er, sich wieder in seinenLieblingssessel pflanzend. »Wie praktisch. Auf diese Weise kann man doch ewig leben, oder?«
    »Wahrscheinlich«, stimmte sie zu. »Ich brühe mir jetzt eine Tasse Tee auf. Möchtest du auch eine?«
    Doch, ja, ein Tässchen Tee könnte er jetzt auch vertragen. Als Myra dann die beiden dampfenden Tassen ins Zimmer brachte, war auf dem Bildschirm gerade ein Neungliedriger zu sehen, der bei einem Artgenossen den metallischen Stoff zwischen zwei Hüftgelenken entfernte und dann das nackte Fleisch mit seinem neunten Körperglied abrubbelte. »Was soll das bedeuten?«, wunderte sich Myra und reichte ihrem Mann den Tee. »Vielleicht Körperpflege oder Hygiene? Ob er seinen Kumpel mit dem Rüssel abwäscht oder so?«
    »Möglicherweise nimmt er einen Ölwechsel vor«, mutmaßte Ranjit. »Wer will das schon so genau wissen? Hör mal, das
Ganze wird aufgezeichnet. Ich schlage vor, wir schalten den Kasten jetzt ab und gucken später weiter, wenn wir Lust dazu haben.«
    »Gute Idee«, pflichtete Myra bei und drückte auf die OFF-Taste. »Ich wollte dich ohnehin noch

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