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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pohl Clarke
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etwas fragen. Ist dir auch aufgefallen, dass in dieser Parade etwas fehlt? Irgendetwas haben wir nicht gesehen.«
    Ranjit nickte. »Ich weiß, daran dachte ich auch schon. Es gibt keine Bilder von diesen Typen, die offenbar eine Sonderstellung einnehmen, und die anscheinend die hier gezeigten fünfundfünfzig Spezies dominieren. Die Großen Galaktiker.«
    »Höchst interessant, findest du nicht auch?«, sagte Myra. »Sie sind die großen Macher, für die alle anderen arbeiten. Trotzdem bekommen wir sie nicht zu sehen.«

41
Wieder daheim
    Man hätte annehmen sollen, dass zu der Zeit, als Natasha, die echte Natasha, wieder bei ihren Eltern zu Hause in Colombo war und in ihrem eigenen Bett schlief, die laufenden Kommentare, mit der die unechte Natasha die Weltöffentlichkeit informierte, längst aufgehört hätten. Nun, sie waren auch vorbei … in gewisser Weise. Denn die zweiundsechzig Stunden dauernden Dokumentationen wurden dreimal wiederholt und dann eingestellt, aber aus Gründen, die nur den Neungliedrigen bekannt waren, gab es alle paar Tage eine Wiederholung.
    Die Menschen fassten das nicht als Segen auf. Die Neungliedrigen strahlten ihre Dokumentation nicht nur in englischer Sprache aus, sondern synchronisierten sie in sämtliche auf der Erde vorkommenden Idiome und Dialekte, sofern die Gruppe, die sich darin verständigte, groß genug war, um einen Sender in ihrer eigenen Sprache zu betreiben. Dadurch wurden die meisten Nachrichtensatelliten der Welt blockiert, und die Angelegenheiten der Menschen kamen dabei zu kurz.
    Wegen der dauernden Wiederholungen fand Natasha ausreichend Zeit, die Simulation von sich selbst auf dem Bildschirm zu betrachten - mitsamt dem dünnen Achselhemd und der widerspenstigen Locke über dem linken Ohr. Ihre Erscheinung änderte sich nie. Und jedes Mal, wenn Natasha sich sah, empfand sie eine Mischung aus Faszination und Grauen. »Bei diesem Bild kriege ich jedes Mal eine Gänsehaut«, gab sie ihren Eltern gegenüber zu. »Da stehe ich und sage Dinge, von denen ich ganz genau weiß, dass ich sie niemals ausgesprochen habe.«

    »Aber du bist es doch gar nicht, Schatz«, argumentierte ihre Mutter. »Irgendwie haben sie dich kopiert, vermutlich, damit sie sich den Menschen durch jemanden mitteilen können, der nicht aussieht wie ein Alptraum.«
    »Wo war ich, als sie das mit mir anstellten? Ich erinnere mich an rein gar nichts! Ich weiß nur noch, dass ich sah, wie Ron Olsos versuchte, mir den Solarwind aus den Segeln zu nehmen, und plötzlich war ich … Also ich habe keine Ahnung, wo ich war. Es ist, als wäre ich in einer Art Nirgendwo gewesen. An diesem Ort war es warm und behaglich - vielleicht habe ich mich so gefühlt, als ich noch in deinem Bauch in einer Blase aus Fruchtwasser schwamm, Mutter.«
    Verwirrt schüttelte Myra den Kopf. »Robert hat uns erzählt, du würdest schlafen und seist glücklich.«
    »So war es wohl auch. Und auf einmal fand ich mich in der Kontrollkapsel der Diana wieder, um Hilfe rufend, mitten in dem kollabierten, zerknitterten Segel.«
    Myra tätschelte ihren Arm. »Und man hat dich gerettet, mein Schatz, und jetzt bist du wieder zu Hause. Und was diesen Olsos betrifft … nun, während du geschlafen hast, trafen noch vier SMS von ihm ein. In allen erklärt er, wie leid es ihm täte, und er möchte dich gern sehen, damit er sich persönlich bei dir entschuldigen kann.«
    Endlich lächelte Natasha wieder. »Natürlich rede ich mit ihm«, bekräftigte sie. »Aber nicht sofort. Zuerst möchte ich frühstücken.«
     
    Die meisten Angehörigen der menschlichen Rasse betrachteten die stupiden Wiederholungen der Parade von Aliens als eine ärgerliche Verschwendung von Zeit und Kommunikationseinrichtungen. Aber nicht alle dachten so. Die winzige Kirche der Satanisten hatte die Bilder der Maschinenbewohner gesehen, die zeigten, wie sie vor ihrer Übersiedlung in elektronische Datenspeicher ausschauten, und man gelangte sofort zu
dem Schluss, dass der Humanoid mit dem struppigen Fell den leibhaftigen Teufel darstellte.
    Ein paar Millionen anderer Leute hatten ebenfalls diesen Vergleich gezogen, nur nicht mit solchen absurden Konsequenzen. Denn die Satanisten waren vom Auftauchen des Teufels hellauf begeistert. Seine satanische Majestät durfte nicht verabscheut werden, im Gegenteil, man musste sie anbeten. Schon in der Heiligen Schrift stand, wenn man die betreffenden Passagen nur richtig interpretierte, dass Luzifer aus dem Himmel vertrieben wurde, weil

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