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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pohl Clarke
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verplempern, nach dem Beweis für Fermats Letzten Satz zu suchen.«
    Er fixierte Ranjit, als erwarte er eine Antwort. Ranjit erwiderte jedoch nichts, und Davoodbohy fügte hinzu: »Sie sind nicht der Einzige, der sich in dieses Thema verbeißt. Als ich in Ihrem Alter war, interessierte ich mich auch für Fermats Letztes Theorem wie jeder andere Student auch, der Mathematik als Hauptfach hat. Es ist faszinierend, nicht wahr? Aber als ich ein bisschen älter wurde, ließ das Interesse nach. Den Grund dafür können Sie sich sicher denken, nicht wahr? Denn die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass Fermat niemals den Beweis erbracht hat - auch wenn er es behauptete.«
    Ranjit wollte sich nicht in die Falle locken lassen, deshalb tat er so, als würde er aufmerksam und höflich lauschen, hielt aber den Mund. »Sie müssen das mal so sehen«, legte Davoodbhoy nach. »Ich nehme an, Sie wissen, dass Fermat viel Zeit damit verbrachte, sogar bis zu seinem Todestag, den Beweis zu erbringen, dass sein Satz für die dritte, vierte und fünfte Potenz gültig war. Denken Sie mal darüber nach. Ergibt das überhaupt einen Sinn? Ich meine, wenn der Mann bereits den allgemein gültigen Beweis gefunden hätte, dass diese Regel auf alle Exponenten, die größer sind als zwei, zutrifft, dann hätte er sich doch nicht die Mühe geben müssen, ein paar isolierte Beispiele zu beweisen.«
    Ranjit biss die Zähne zusammen. Diese Frage hatte er sich in dunklen Nächten und an frustrierenden Tagen selbst oft genug gestellt. Ohne jemals eine zufriedenstellende Antwort zu finden. Er gab Davoodbhoy die nicht ganz überzeugende Erklärung, mit der er sich normalerweise aufzumuntern versuchte. »Wer weiß? Wie kann jemand wie Sie oder ich Vermutungen darüber anstellen, wie ein Verstand wie der von Fermat
funktionierte? Warum er mal in diese, mal in jene Richtung forschte?«
    Der Mathematiker betrachtete ihn mit einem Ausdruck von Toleranz, aber auch mit einem gewissen Anflug von Respekt. Er seufzte und spreizte die Finger. »Ich möchte Ihnen eine andere Theorie von den Vorgängen unterbreiten, Subramanian. Angenommen, im Jahr - es war doch 1673, nicht wahr? -, also im Jahr 1673 hatte Monsieur Fermat gerade das beendet, was er für einen Beweis hielt. Später in dieser Nacht, während er noch in seiner Bibliothek saß, um zu lesen, bis er müde wurde, konnte er vielleicht gar nicht anders und kritzelte in seinem Überschwang diese Bemerkung in das Buch.«
    Er legte eine kleine Pause ein und fasste Ranjit mit einem höchst seltsamen Blick ins Auge. Dann fuhr er in einem Tonfall fort, als würde er sich mit einem geachteten Kollegen unterhalten oder einen seiner Doktoranden belehren. »Nur einmal angenommen, kurze Zeit später ging er seinen Beweis noch einmal durch und stellte dabei fest, dass er einen fatalen Fehler enthielt. Es wäre ja nicht das erste Mal gewesen, nicht wahr? Er hatte schon früher ›Beweise‹ erbracht, nur um hinterher zugeben zu müssen, er hätte sich geirrt. So war es doch, oder?«
    Zum Glück erwartete er von Ranjit keine Antwort, sondern sprach übergangslos weiter. »Also versuchte er, seinen Beweis in jeder nur erdenklichen Hinsicht zu korrigieren. Leider ohne Erfolg. Um wenigstens etwas aus diesem Schlamassel zu retten, begab er sich dann an die weniger anspruchsvolle Aufgabe, die Gültigkeit dieses Beweises an einem einfachen Fall aufzuzeigen, indem er sich auf p gleich drei beschränkte. Das gelang ihm. Dasselbe passierte mit p gleich vier. Er erbrachte nie den Beweis für p gleich fünf, trotzdem war er sich ziemlich sicher, dass es ihn geben müsse. Er hatte sogar Recht, denn nach Fermats Tod fand jemand den Beweis. Und die ganze Zeit über stand sein Exemplar von Diophant, in das er die berühmte Randnotiz hineingekritzelt hatte, auf einem Regal in seiner Bibliothek.
Wenn er sich überhaupt noch erinnern konnte, dass er sie jemals geschrieben hatte, nahm er sich vielleicht vor, sie irgendwann einmal auszuradieren, weil sie falsch war. Aber wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass jemand dieses Geschreibsel jemals finden würde? Dann starb er, irgendwer stöberte in seinen Büchern und entdeckte sie tatsächlich … ohne zu wissen, dass dieser großartige Mann seinen Irrtum eingesehen hatte.«
    Ranjit behielt seine Miene bei. »Die Theorie klingt durchaus vernünftig«, gab er zu. »Ich glaube nur nicht, dass es sich so zugetragen hat.«
    Davoodbhoy lachte. »Na schön, Subramanian. Dabei wollen wir es belassen. Aber

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