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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pohl Clarke
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Kipplaster. Genügend Treibstoff für, lassen Sie uns sagen, ungefähr ein halbes Jahr. Für den Anfang dürfte das reichen.« Er unterbrach sich und blickte auf jemand in der zweiten Reihe, der sich gerade zu Wort meldete. »Bitte, Janaka?«
    Der junge Mann schnellte eifrig von seinem Sitz hoch. »Dr. Vorhulst, es gibt Pläne, wie man Treibstoff aus Ressourcen herstellen kann, die sich bereits auf dem Mars befinden!«
    Der Professor strahlte ihn an. »Sie haben Recht, Janaka. Beispielsweise vermuten viele Wissenschaftler, dass unter dem Permafrostboden riesige Methanvorkommen lagern. Daraus könnte man Treibstoff herstellen, vorausgesetzt, man findet noch irgendwo Sauerstoff für den Brennvorgang. Doch um die natürlichen
Ressourcen des Mars auszubeuten, benötigt man noch eine ganze Menge mehr schweres Gerät, das wiederum eine ganze Menge mehr Treibstoff verbraucht, ehe die Förderanlagen in Betrieb genommen werden können.« Vorhulst lächelte dem Burschen freundlich zu. »Sie sehen schon, Janaka, wenn man in naher Zukunft den Mars terraformen will, muss man vermutlich den Treibstoff hinaufbefördern. Lassen Sie uns das Ganze mal näher beleuchten.«
    Er trat an das Whiteboard und fing an zu schreiben. »Für den Anfang setzen wir mal sechs bis acht Tonnen Treibstoff an. Die Maschinen für die Erdarbeiten brauchen - was würden Sie sagen - mindestens zusätzliche zwanzig bis dreißig Tonnen? Aber um diese rund achtunddreißig Tonnen Fracht aus einer niedrigen Erdumlaufbahn - dem LEO, dem Low Earth Orbit - zum Mars zu transportieren, benötigt man irgendein Raumfahrzeug. Ich weiß zwar nicht genau, wie viel Treibstoff für das gesamte Unterfangen erforderlich ist, aber so viel steht fest, es würde nicht billig.« Er schrieb ein paar Zahlen auf und sprach über die Schulter. »Und dann wäre da noch das nicht zu unterschätzende Problem, wie das ganze Zeug überhaupt in eine erdnahe Umlaufbahn gebracht werden soll.« Er trat einen Schritt zurück, betrachtete stirnrunzelnd seine Kalkulationen und meinte: »Ich fürchte, ein solches Projekt würde hauptsächlich an den ungeheuren Kosten scheitern. Allein für den Start von der Erde verbraucht ein Raumschiff immens viel Energie …«
    Mit bekümmerter Miene wandte er sich wieder seinen Studenten zu. Er wartete eindeutig darauf, dass jemand einen Vorschlag einbrächte, und schließlich meldete sich eine junge Frau. »Weil es sich aus der Gravitationssenke der Erde herauslösen muss, nicht wahr, Dr. Vorhulst?«
    Er schenkte dem Mädchen ein breites Lächeln. »Korrekt, Roshini«, lobte er und warf einen Blick auf die Lampe, die gerade gelb aufleuchtete. »Sie merken schon, dass der erste Schritt das größte Hindernis darstellt. Aber gibt es vielleicht eine Möglichkeit, diese Schwierigkeit zu umgehen? Beim nächsten Mal
versuchen wir, das herauszufinden. Und wenn einer von Ihnen nicht bis dahin warten will, nun, Leute, wozu gibt es Suchmaschinen?«
    Als die Studenten anfingen, sich von ihren Plätzen zu erheben, legte er nach: »Ach so, da wäre noch etwas. Um den Abschluss des Studienjahres zu feiern, lade ich Sie alle zu mir nach Hause ein. Ziehen Sie sich genauso an wie zum Unterricht, und bringen Sie keine Geschenke mit. Aber kommen Sie bitte zu der Party. Wenn Sie nicht erscheinen, würden Sie die Gefühle meiner Mutter verletzen.«
     
    Zu den Dingen, die Ranjit an seinem Astronomieprofessor am meisten schätzte - außer so angenehmen Überraschungen wie der Einladung zu einer Party -, gehörte dessen Praxis, sehr wenig Zeit mit herkömmlichen Lehrmethoden zu verbringen. Wenn Dr. Vorhulst seinen Studenten am Ende des Unterrichts verriet, welches Thema als Nächstes behandelt würde, konnte er sich darauf verlassen, dass seine hundert begeisterten Raumkadetten sich schon lange vorher mit der Materie vertraut machen würden. (Die wenigen Teilnehmer, die nicht so motiviert angefangen hatten - weil sie sich in der trügerischen Hoffnung wiegten, dieser Kurs sei ein Spaziergang, und sie könnten sich ohne große Anstrengung eine Bestnote ergattern -, waren entweder frühzeitig abgesprungen oder ließen sich vom Enthusiasmus ihrer Kommilitonen anstecken.) Auf diese Weise konnte Dr. Vorhulst jede Unterrichtsstunde für Gedankenspiele benutzen.
    Doch dieses Mal war es Ranjit nicht möglich, sich sofort an einen Computer zu setzen und mithilfe der Suchmaschinen zu recherchieren. Er hatte andere Verpflichtungen. Zuerst musste er den zum Sterben langweiligen

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