Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition)
unterbrechen, Herr Krieger.“ Sie wandte sich den beiden Ermittlern zu: „Lassen Sie uns bitte allein.“
Die Männer sahen einen Moment verwundert zu ihrem Chef, fügten sich dann aber der Weisung. Der Kommissar blieb gelassen, denn er glaubte zu wissen, was folgen würde.
Als sie allein im Raum waren, begann die Kriminalrätin: „Was haben Sie bislang in der Sache Friedrich Wulff unternommen?“
„Sie meinen den Verkehrsunfall.“
Die Frau nickte.
Krieger versuchte, ruhig und besonnen zu antworten. „Sein Bruder ist gestern Mittag in meinem Büro gewesen und hat sich äußerst ungehalten über die Ermittlungen gezeigt. Er drohte mit einem eigenen Gutachter.“
„Und was sagt die KTU?“
„Die hat am Unfallwagen nichts Auffälliges ergeben. Auch der Veterinär, der hinzugerufen wurde, bemerkte an dem Wildschwein nichts Ungewöhnliches. Der Bericht des Försters steht noch aus. Aber ich bin mir sicher, es war ein tragischer Unfall. Außer …“
„Außer?“
„… Robert Wulff hat eine Andeutung gemacht, ein wenig seltsam …“
„Was für eine Andeutung?“
„Sein Bruder soll Drohungen erhalten haben. Angeblich weiß seine Tochter …“
„Haben Sie sie schon verhört?“
„Ich habe Herrn Wulff gesagt, dass ich mit ihr sprechen werde.“
„Nein. Ich sage Ihnen, was wir tun, Herr Krieger. Sie werden sie vorladen. Machen Sie einen Termin, noch für heute, dreizehn Uhr. Wenn es sein muss, holen wir sie mit einem Streifenwagen. Und diesen Herrn Wulff dazu. Ich nehme an dem Gespräch teil. Und dann werden wir die Sache klären.“
„In Ordnung.“
Die Frau wollte sich bereits abwenden, als der Kommissar fragte: „Sagen Sie, Frau Kriminalrätin. Warum interessieren Sie sich für diesen Fall?“
„Das kann ich Ihnen sagen, Herr Krieger. Vor einer halben Stunde hat mich der Polizeipräsident angerufen. Ihm liegt ein Antrag des MAD auf Übernahme des Falls vor.“
Jetzt stutzte der Kommissar. „Der MAD?“
„Es gefällt mir ganz und gar nicht, dass sich der Militärische Abschirmdienst für einen Mitarbeiter unserer Behörde interessiert.“
Krieger überlegte einen Moment. „Das würde bedeuten, dass es vielleicht doch kein gewöhnlicher Verkehrsunfall gewesen ist.“
„Genau das will ich herausfinden. Sie haben noch vierundzwanzig Stunden für Ihre Untersuchungen. Länger kann ich die Übergabe der Akten nicht hinauszögern.“
Mit einem Mal erschien der Fall in einem ganz anderen Licht. Krieger hatte Friedrich Wulff persönlich gekannt. Vor Jahren hatten sie mehrere Fälle gemeinsam bearbeitet. Bis Wulff Leitender Oberstaatsanwalt geworden war und sie sich mehr und mehr aus den Augen verloren hatten. Er war ein charismatischer und einflussreicher Mann gewesen, der weit über die Koblenzer Stadtgrenzen hinaus gewirkt hatte. In einigen Kreisen war er sogar als Kandidat für das Amt des Justizministers bei der kommenden Landtagswahl gehandelt worden.
Was hatte er mit dem Bundesverteidigungsministerium zu schaffen? Ging es um illegale Waffengeschäfte, die die nationale Sicherheit gefährdeten?
Besorgt sah Krieger der Kriminalrätin nach, als sie sein Büro verließ.
Schlag acht Uhr betrat Hauser die Kapelle, die sich gegenüber dem Hauptgebäude des Krankenhauses erhob. Sofort umfing ihn die typisch gedämpfte, stille Atmosphäre. Auf einer der vorderen Sitzbänke saß ein Mann mit schwarzem, wallendem Haar.
„Du bist pünktlich, Sebastian“, grüßte Tassone.
„Was hatte das vergangene Nacht zu bedeuten?“, fragte Hauser, ohne groß die Form zu wahren.
„Es ist eine Demonstration seiner Stärke“, erwiderte Tassone ernst.
Hauser verstand sofort. „Wodan?“
Tassone nickte. „Er ist seit Jahren unser Staatsfeind Nummer eins. Du erinnerst dich sicherlich. Vieles spricht für ihn und seine Loge. Ich frage mich nur …“
Hauser sah ihn herausfordernd an. „Was genau willst du von mir, Maurizio?“
„Ich möchte, dass du dich wieder unserer Mission verpflichtest.“
„Vergiss es.“
„Du bist ein fähiger Kämpfer, einer der besten. Sophia wird deinen Schutz benötigen.“
„Ich werde sie auch ohne euch beschützen.“
„Nein, Sebastian, das kannst du nicht“, wurde Tassone bestimmter. „Du darfst niemals vergessen, gegen wen du kämpfst. Wodan und seine Loge sind zu mächtig. Du musst dich mit uns verbünden, nur so kannst du die Menschen retten, die du liebst.“
Wie oft hatte Hauser diese Worte gehört. Anfangs hatte er an Tassones Ziele geglaubt, war
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