Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition)
überzeugt, für die gerechte Sache zu kämpfen. Doch der Einsatz in Hamburg, abgeschnitten von seiner Familie, seinen Freunden, die Einsamkeit der Hinterhöfe und dunklen Keller, hatte sein Bewusstsein, seine Wahrnehmung verändert.
„Wo ist der selbstlose Mann, der aus Überzeugung für das Wohl der Menschen kämpfte?“, fuhr Tassone fort. „Der sich der gerechten Sache verpflichtet fühlte und sein Leben dafür gegeben hätte?“
Hauser brauchte lange, bevor er antwortete: „Dieser Mann ist in Hamburg verschollen.“
„Nein, das glaube ich dir nicht. Du magst in der Hölle gewesen sein, aber das Licht hat dich immer beschützt, jeden einzelnen Tag. Du trägst in dir das Kostbarste, das es für einen Menschen gibt – die Liebe. Sophias Liebe hat dich am Leben erhalten. Wirf das nicht einfach weg wie ein benutztes Taschentuch. Steh zu deinen Schwächen, dann kannst du auf deine Stärken bauen.“
„Ich brauche Zeit.“
„Wie viel Zeit willst du vom Schicksal noch fordern, Sebastian? Friedrich ist tot, seine Frau ist tot. Viktoria wurde vergangene Nacht beinahe getötet. Und wer weiß, was sie mit Sophia vorhaben. Die beiden Frauen benötigen deine Hilfe, mein Freund.“
Hauser sah Tassone durchdringend an. Freunde, ja, das waren sie einst gewesen – Verbündete, die Seite an Seite für die heilige Sache gekämpft hatten.
„Du denkst, der Verkehrsunfall war ein Anschlag?“, fragte Hauser.
„Für mich gibt es keinen Zweifel. Der Überfall auf Viktoria ist der beste Beweis. Der Täter hatte eine Spritze dabei, die mit Tubocurarin und Kaliumchlorid gefüllt war.“
„Eine Giftspritze?“ Die Information stimmte Hauser nachdenklich.
Mit einem gewinnenden Lächeln reichte Tassone ihm seine Hand. „Lass uns weitermachen, Sebastian, und das eine Jahr vergeben und vergessen.“
Für einen Moment zögerte Hauser. Er hatte seine Frau verlassen, um mit diesem Leben zu brechen. Er hatte versucht, sämtliche Verbindungen und Erinnerungen hinter sich zu lassen. Aber das Schicksal schlug gnadenlos zurück. Sophia und Viktoria brauchten seine Hilfe! Er konnte nicht weiter vor der Verantwortung davonlaufen. Ohne Tassones Unterstützung konnte er die beiden Frauen nicht beschützen. Und er konnte sich der charismatischen Ausstrahlung des Mannes, die ihn seit jeher beeindruckt hatte, nicht entziehen. So schlug er schließlich ein. „Vergeben und vergessen, Maurizio.“
„Willkommen zurück, Sebastian.“
Sie bekräftigten ihre Freundschaft, indem sie sich mit beiden Händen fest drückten.
Ein zufriedenes Lächeln lag auf Tassones Gesicht. „Ich freue mich über deine Entscheidung.“
„Hoffentlich wirst du es nicht bereuen.“
„Nein, dafür kenne ich dich viel zu gut. Du bist ein Idealist.“ Dann griff er in seine Aktentasche und nahm einen Schnellhefter heraus. „Das sind Informationen über die Toten und aktuelle Berichte über Wodans Aktivitäten, die dich interessieren dürften.“
Hauser nahm den Ordner entgegen. ‚Corpo della Gendarmeria Vaticano - segretissimo‘ sah er den Stempelvermerk auf dem Deckblatt. Streng geheime Unterlagen der vatikanischen Polizei.
„Es gibt Anzeichen, dass seine Loge auch für den versuchten Bombenanschlag auf dem Petersberg verantwortlich ist“, fuhr Tassone fort.
Hauser horchte auf. „Welche Anzeichen?“
„Wodan ist am Tempelberg interessiert. Sein Kriegsminister Tyr hat die Männer angestiftet, die dort gruben und verhaftet wurden. Deine Staatsmänner auf dem Petersberg wollten diese höchst explosive Sache möglichst einvernehmlich aus der Welt schaffen. Die Bombe hat das verhindert.“
„Da könnte was dran sein.“
„Du findest alles Wichtige in der Mappe.“
„Danke, Maurizio.“
„Wofür?“, erwiderte er lächelnd. „Übrigens … Friedrichs Bruder war gestern bei Kommissar Krieger und hat ziemlich viel Staub aufgewirbelt mit seinen Beziehungen.“
„Er hat nun mal viele Freunde“, bemerkte Hauser bissig.
Tassone nickte. „Aber wie mir der Kommissar aus verschiedenen Quellen geschildert wurde, wird sich Wulff die Zähne an ihm ausbeißen. Krieger ist ein harter Hund, der nur an das glaubt, was er beweisen kann. Seine Erfolgsquote ist zwar beachtlich, aber für Verschwörungstheorien hat er wenig übrig.“
„Es wäre besser, wenn er den Fall zu den Akten legen würde“, äußerte Hauser nachdenklich. „Dann könnten wir in Ruhe ermitteln.“
„Du hast Recht. Ein offener Streit ist das Letzte, was wir jetzt brauchen können.
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