Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition)
musste.
Während Sophia und Robert Wulff ins Krankenhaus gegangen waren, hatte Tassone auf dem Parkplatz ausgeharrt. Basini, sein Partner, prüfte unterdessen die Lage. Noch war nicht bekannt, ob die Opfer den schweren Verkehrsunfall überlebt hatten – ihre Chancen standen schlecht. Mit Ausnahme des Mädchens, das keine Brandverletzungen davongetragen hatte.
Unaufhörlich plätscherte der Regen auf das Wagendach. Über eine Stunde war bereits vergangen. Besucher waren gekommen und gegangen, einmal hatte ein Rettungswagen die Notaufnahme angefahren. Tassone ließ sich nicht ablenken. Ruhig und gelassen saß er in seinem BMW und beobachtete das Geschehen. Er war ein erfahrener Mann und seit seiner Jugend im Sicherheitsdienst tätig. Mittlerweile hatte er seine wahre Berufung gefunden, der er sich uneingeschränkt verpflichtet fühlte.
Wulff kam durch den Regen geeilt. Er hatte den Kragen seines Trenchcoats hochgeschlagen und stapfte durch die Pfützen. Aber Sophia war nirgends zu sehen. Tassone verstand – sie wollte sicherlich ihre Schwester nicht allein lassen. Demnach schien sie am Leben zu sein.
Wulff stieg in seinen Wagen. Um ihn sorgte sich Tassone nicht. Nichts deutete bislang auf eine Bedrohung für sein Leben hin – ganz im Gegensatz zu seinen Nichten. Falls es kein tragischer Unfall gewesen war, war stark zu vermuten, dass die Attentäter in jedem Fall ihr Werk zu vollenden versuchten.
Während Wulff den Mercedes aus der Parklücke rangierte, überprüfte Tassone instinktiv seinen Revolver. Er musste Basini unterstützen. Die Nacht stand bevor. Dann stieg er aus und schlug den Kragen seines Mantels hoch. Die feinen Regentropfen benetzten sein wallendes, schwarzes Haar. Innerlich bereitete er sich auf eine lange Nacht vor. Ein Umstand, den sein Beruf mit sich brachte und den Tassone schon oft erlebt hatte. Er kam mit wenigen Stunden Schlaf aus, blieb auch mal zwei Tage auf den Beinen, wenn es sein musste.
In der Nähe der Intensivstation traf er seinen Partner: Fabio Basini, ein junger Römer mit kurzem, schwarzem Haar und in einen dunklen Anzug gekleidet. Seit zwei Jahren arbeiteten sie zusammen. Jeder konnte sich auf den anderen verlassen, sie waren mittlerweile ein eingespieltes Team.
Pünktlich fuhren die Limousinen der Politiker vor dem Haupteingang des Gästehauses auf dem Petersberg vor. Als erste betraten die Ägypter das Gebäude, die israelische Delegation folgte kurz darauf mit ihren Sicherheitsbeamten. Im Foyer begrüßte der Außenminister seine Gäste. Hauser beobachtete das Geschehen von der breiten Treppe. Aufmerksam sah er sich die Männer und Frauen an, einen nach dem anderen. Nach einer kurzen Unterredung verschwanden die Politiker in Richtung Speisesaal. Hauser folgte der Gruppe durch den langen Korridor. Im Speisesaal reichten Kellner Getränke und Canapés. In kleineren Gruppen standen die Politiker und ihre Begleiter zusammen und unterhielten sich angeregt.
Schließlich läutete der Außenminister zu Tisch. Das Essen begann. Ein Gang nach dem anderen wurde serviert.
Hausers Anspannung ließ allmählich nach, je weiter der Abend fortschritt. Die Zentrale meldete keine besonderen Vorkommnisse. Auch die anderen Sicherheitsbeamten, die sich unauffällig im Hintergrund hielten, wirkten entspannt. Die Stimmung im Saal war von einer freundlichen Atmosphäre geprägt. Nach anfänglicher Zurückhaltung wurde sogar gemeinsam gelacht, trotz aller Unterschiede in Kultur und politischem Bestreben. Die einzelnen Gespräche wirkten sehr intensiv. Hier und da wurde bereits über Verträge gesprochen, Dokumente wurden herumgereicht. Hauser strich sich nachdenklich über sein Kinn. Erste Zweifel überkamen ihn wegen der Gerüchte. Dennoch blieb er wachsam.
Mittlerweile hatten die Kellner das Dessert serviert, Kaffee wurde gereicht, die Außenbeleuchtung schien durch die breite Fensterfront herein.
„Läufer eins? Hier König. Bitte melden”, rauschte es aus Hausers Funksprechgerät.
Er griff danach. „Läufer eins hört. Sprechen Sie, König.”
‚König‘ war der Deckname für den Sicherheitschef des Hauses.
„Lagebericht.”
„Keine besonderen Vorkommnisse.”
„Und unsere Gäste?”
„Die scheinen sich hier häuslich einrichten zu wollen”, bemerkte Hauser trocken.
„Danke, Läufer eins.”
„König? Sie haben nicht zufällig einen Stuhl für mich?”
„Langes Sitzen ist nicht gut für die Gesundheit. Wissen Sie das nicht, Läufer eins?”
„Danke für den
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