Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition)
jedoch nicht. Friedrich Wulff hatte um die Risiken gewusst, daher hatte er ihm das Schmuckstück anvertraut. Wo sich der restliche Grabschatz befand, hatte er ihm nie verraten. So hatte sich Friedrich Wulff sicher sein können, dass niemand unberechtigt Zugriff erlangen konnte. Jahre der Unsicherheit, des Versteckens waren nun in wenigen Minuten beendet worden. Wie viele Menschen waren für dieses Geheimnis gestorben?
Wenig später hatte Tassone die Museumsräume im Mönchsrefektorium wieder betreten. Die südliche Fensterfront öffnete sich direkt in den Kreuzgang zur Basilika. Basini hatte während seiner Abwesenheit die Beobachtung übernommen.
„Wie ist die Lage?“, fragte Tassone und tippte seinem Kollegen auf die Schulter.
Basini, der vor einem kleinen Monitor saß, schaute auf und antwortete: „Keine neuen Erkenntnisse.“
Aufmerksam betrachtete Tassone die Videobilder. Es war ihm gelungen, eine Minikamera in der Nähe des Chors anzubringen. Niemand von Tyrs Männern hatte sie bemerkt.
„Hast du das Amulett bekommen?“
Tassone holte das Schmuckstück aus seiner Tasche und musterte es. „Ich habe nie verstanden, warum Friedrich diesen Schritt unternommen hat.“
„Er hat den Kardinälen nie getraut … und er hat Recht behalten. Fast fünf Jahre haben sie für ihre Entscheidung gebraucht.“
„Es geht hier um ein Mysterium, das Tausende von Jahren alt ist“, tadelte Tassone ihn, „da darf man keine übereilte Entscheidung treffen.“
„Du hast Recht“, gab Basini bei. „Wie immer.“
Behutsam strich Tassone mit seinen Fingern über das Schmuckstück und untersuchte es genau. Es war ein mechanisches Gerät, das hatte er bereits damals erkannt, als er es das erste und einzige Mal gesehen hatte. ‚Lux lucet in tenebris … I tego arcana dei‘ las er den Schriftzug. Für ihn bestand kein Zweifel, diese Vorrichtung würde das Versteck des Artefakts öffnen. Und Tyr benötigte es, wollte er heute Nacht den Sieg davontragen.
„Wo steckt Sebastian im Moment?“, fragte er nachdenklich.
„Beim östlichen Parkplatz. Er erkundet die Umgebung.“
Tassone nickte. Er sorgte sich nicht um Hauser, obwohl er wusste, dass das gesamte Gelände von der GSG 9 abgeriegelt war. Major Steiner hatte die Bundespolizei zur Unterstützung angefordert. Seit Jahren war der MAD der Loge Walhalla auf der Spur. Wodan und seine Männer infiltrierten die nationalen Armeen, besetzten Schlüsselpositionen mit ihren Marionetten. Auch die NSA und der MI5 hatten in ihren Ländern Ermittlungen aufgenommen. Am Anfang nur mit mäßigem Erfolg. Erst durch die Mitwirkung von Friedrich Wulff wurden Erfolge möglich. Er hatte zwei deutsche und zwei französische Mitglieder des innersten Zirkels enttarnt. Der vatikanische Geheimdienst verhielt sich in dieser Angelegenheit neutral. Tassones Auftrag bestand nur darin, das Artefakt vor dem Zugriff fremder Mächte zu schützen und für den Vatikan zu sichern.
„Maurizio, schau“, rief Basini plötzlich.
Rasch wandte sich Tassone dem Monitor zu. Er sah, wie die Arbeiter die unterirdische Kammer verließen, als letzter kam der französische Historiker die Treppe hinauf.
„Was hat das zu bedeuten?“ murmelte Basini verwundert.
„Still“, befahl Tassone.
Die Videokamera hatte auch eine Audioeinrichtung.
„Versiegeln Sie das Loch“, tönte die Stimme des Wissenschaftlers aus einem Lautsprecher. „Niemand darf die Krypta betreten.“
„Los, Männer. Packt mit an“, forderte einer der Arbeiter.
„Und errichten Sie eine Absperrung … wegen der Touristen“, fügte der Historiker hinzu.
„Scheint so, dass das für heute Nacht alles war“, stellte Basini fest.
„Das denke ich auch. Ohne dieses Schmuckstück“, er deutete darauf, „kommen sie nicht weiter.“
„Ich werde mich mit Monsieur …“
In diesem Moment krachte die Grabplatte auf die Steine. Der Lärm verschluckte den Rest des Satzes.
„Verdammt“, schimpfte Tassone. „Hast du den Namen verstanden?“
„Nein“, klagte Basini. „Der Stein war zu laut.“
„Informiere Sebastian. Er soll diesen Historiker observieren. Vielleicht kommen wir so an Tyr heran.“
„Gute Idee.“
Basini griff zu einem Mikrofon und wies Hauser an. Tassone verfolgte das weitere Geschehen am Monitor. Die Männer verließen nacheinander die Basilika, das Licht ging aus. Sie hatten die Arbeit tatsächlich eingestellt.
Montag, 3. November
Mainz. Die Domuhr schlug zwölf Uhr. Ruhelos eilte Sophia mit dem Geldkoffer in der
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