Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition)
wurde nicht im Wagen umgebracht.“
„Jemand hat sie überlistet“, stellte Sophia fest. Und das, bevor sie zu diesem Treffpunkt aufbrach, überlegte sie.
„Sie hat sich gewehrt, ihre Fingernägel sind abgebrochen. Aber sie hatte keine Chance.“
Für eine Sekunde empfand Sophia Mitleid mit der Frau. Solch einen Tod hatte sie ihr nicht gewünscht.
„Was ist das?“, stieß Hauser aus.
Er nahm etwas auf, drehte sich wieder zu Sophia, hielt ein Diktaphon in der Hand. Rasch drückte er die Play-Taste.
„Das ist die Strafe für Versager“, tönte es aus dem kleinen Lautsprecher. Hauser drehte die Lautstärke herunter, damit die umstehenden Passanten nichts mitbekamen. „So ergeht es jedem, der mich hintergeht. Seien Sie unbesorgt, Frau Wulff, Ihrer Schwester geht es den Umständen entsprechend. Aber ihr weiteres Schicksal hängt von Ihnen ab. Ich weiß, dass Sie den Schatz aus dem Rittergrab gefunden haben, Bianca war so nett, mir alle Einzelheiten zu erzählen. Ihr Vater hatte ihn gut versteckt.“
Das war Tyr – Sophia war sich sicher. Der Zynismus seiner Worte war nicht zu überbieten.
„Wenn Sie bereit sind, mir die Schmuckstücke auszuhändigen, könnte ich Ihre Schwester am Leben lassen. Und es wäre angebracht, wenn Sie mich im Kloster Eberbach ungestört weiter forschen lassen würden. Es ist zwar beruhigend, sich von der Bundespolizei beschützt zu wissen, aber es behindert mich doch in meiner Bewegungsfreiheit. Ich hoffe, Sie haben mich verstanden. Ort und Zeit der Übergabe der Schmuckstücke werde ich Ihnen in Kürze per SMS mitteilen. Meine besten Empfehlungen an Ihren Mann. Tyr Ende.“
„Dieser Scheißkerl!“, fluchte Sophia.
Prüfend schaute Hauser sie an. „Wir müssen jetzt einen klaren Kopf bewahren. Emotionen helfen uns nicht weiter.“
Sie besann sich. „Okay. Was sollen wir tun?“
„Was hattest du denn vor?“, fragte er vieldeutig.
„Ich verstehe nicht.“
„Na, der Metallkoffer in deiner Hand.“ Er deutete darauf. „Ich nehme mal an, das ist Lösegeld, das du der Mertens geben wolltest.“
Er hatte sie durchschaut. Doch sie schwieg.
„Sophia … woher hast du das Geld? Und mit wem hast du dich gestern Abend im Kloster getroffen? Ich weiß, dass du dort warst. Wer ist dein Verbündeter?“
Sie biss sich auf die Unterlippe. Was konnte sie Hauser erzählen, ohne zu viel preiszugeben? Einen Trumpf wollte sie in der Hand behalten.
„Sophia?“
„Ich habe das Geld von einem Freund, der mir einen Gefallen schuldig war.“
„Sein Name?“
„Der tut nichts zu Sache.“
„Nein, so geht das nicht, Sophia“, schimpfte Hauser und wies auf den Passat. „Wir haben eine weitere Leiche. Die Frau ist tot, weil sie Tyr unterschätzt hat. Und dir wird es genauso ergehen. Er wird dich töten, Sophia … dich und Vicky.“
„Nein“, widersprach sie kampflustig. „Ich werde ihn stellen.“
„Zusammen werden wir ihn stellen. Du musst mir erzählen, was du weißt. Das Leben deiner Schwester hängt an einem seidenen Faden. Das Versteckspielen ist endgültig vorbei.“
„Das musst du gerade sagen“, entgegnete sie aufgebracht. „Wer hat denn verschwiegen, dass mein Vater von dem Ritterschatz wusste? Und warst du es nicht …“
Sirenengeheul ertönte, Streifenwagen näherten sich.
„Das diskutieren wir nachher aus“, sagte Hauser. Rasch zog er eine Handschelle von seinem Gürtel ab. „Damit du mir nicht wieder davonläufst.“
Bevor Sophia reagieren konnte, hatte er sie mit ihrem rechten Handgelenk an den Mast eines Verkehrsschildes gekettet.
„Sebastian!“, schrie sie empört.
Die umstehenden Passanten lachten amüsiert auf.
„Mach mich sofort los!“
„Du bleibst da, bis ich das hier geregelt habe.“
Zwei Einsatzfahrzeuge rauschten mit Blaulicht und Sirene heran, hielten mit quietschenden Reifen. Die Polizisten stiegen aus und kamen auf die Menschenansammlung zu.
„Kommen Sie hierher!“, rief Hauser. Er zeigte ihnen seinen Ausweis. „Hauser, BKA Ich ermittle in diesem Fall. Ziehen Sie eine Absperrung um den Passat und befragen Sie mögliche Zeugen.“
Sophia konnte nur hilflos zusehen. Verärgert zerrte sie an der Handschelle. Da stand sie nun wie eine Verbrecherin an den Mast gekettet, während die Menschen um sie herum die ersten Witze rissen. Sophia wäre am liebsten im Boden versunken. Diese Demütigung würde sie ihm heimzahlen. Plötzlich klingelte ihr Handy. Umständlich musste sie es mit der linken Hand aus ihrer Manteltasche
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