Das letzte Zeichen - Die Verschwundenen: Band 2 (German Edition)
tun werden, bis er getan hat, was sie von ihm verlangen. Also, lass mich meine Arbeit machen, und dann gehen wir los und holen ihn zurück, okay?«
Lucas schwieg. Evie streckte die Hand aus, aber er nahm sie nicht.
»Kann ich helfen?«, fragte Benjamin und hockte sich neben Linus.
»Weißt du, wie man eine Festplatte löscht?«
Benjamin zuckte die Achseln. »Ich kann es versuchen«, sagte er, zog sich einen Stuhl heran und machte sich an die Arbeit.
»Lucas, pack das Nötigste zusammen, nur für alle Fälle«, knurrte Linus.
Lucas sah ihn herausfordernd an und machte sich dann auf die Suche nach ein paar Taschen. Evie wollte ihm folgen, überlegte es sich dann aber anders und ging zurück zu dem Schlafplatz, den sie mit Raffy geteilt hatte. Ihre Reisetasche war noch da, aber Raffys Tasche war weg. Wenn die Spitzel ihn geschnappt hatten, dann nur deshalb, weil sie ihn denen in die Arme getrieben hatte.
Evie griff in die Reisetasche, nahm etwas heraus, steckte es in ihre Jackentasche und ging wieder in die Küche, wo Lucas Essensvorräte und Wasser einpackte.
»Hi«, sagte er, ohne sie dabei anzusehen. Dann streckte er die Hände aus und legte sie ihr auf die Schultern. »Du weißt, dass es nicht deine Schuld ist, oder? Ich bin schuld. Ich hätte nicht herkommen sollen – ich hätte Linus allein gehen lassen sollen. Aber ich werde keiner Menschenseele sagen, was passiert ist. Niemals. Raffy braucht dich. Das weiß ich jetzt – er braucht dich, und ich habe versprochen, ihn zu beschützen. Und wenn das bedeutet, dass …« Die Worte blieben ihm im Hals stecken und er räusperte sich. »Ihr beide könnt glücklich werden, wenn er zurückkommt. Denn wir bringen ihn zurück. Wir finden ihn. Wir …«
»Natürlich werden wir glücklich.« Evie nickte, doch sie hatte Tränen in den Augen. Sie versuchte sie wegzuwischen, aber es hatte keinen Zweck. Alles, was sie spürte, war die Uhr in ihrer Tasche, die Uhr, die sie sich so mühsam zurückgeholt hatte, die Uhr, die ihr so viel und die Raffy so wenig bedeutete. Sie nahm sie aus der Tasche und drückte sie Lucas in die Hand. Erstaunt und völlig verwirrt starrte er auf die Uhr.
»Aber das ist Raffys Uhr«, sagte er.
Evie schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie und schluckte. »Er wollte sie nicht. Sie gehört dir, Lucas. Du musst sie nehmen.«
Sie hatte keine Ahnung, ob Lucas sie überhaupt verstand, aber er behielt die Uhr. Er legte sie nicht an, und dafür war Evie ihm dankbar, obwohl sie nicht recht wusste, warum.
Schließlich nahm Lucas die Tasche mit dem Proviant, und alle versammelten sich um Linus, der noch immer am Computer saß und wie wild tippte.
»Los«, drängte Lucas. »Wir müssen gehen.«
»Ich weiß nicht«, meinte Linus stirnrunzelnd. »Der Hubschrauber ist immer noch da draußen. Wenn sie Raffy haben, warum bringen sie ihn dann nicht in die Stadt?«
»Weil sie ihn gar nicht haben«, sagte Evie mit einem Hoffnungsschimmer im Blick. »Weil sie ihn immer noch suchen. Vielleicht hat er den Hubschrauber gehört und ist noch irgendwo in der Höhle. Wir müssen los und ihn suchen.«
Benjamin schüttelte den Kopf. »Hier drin sind wir sicher. Wir müssen zusammenbleiben.«
»Und was sollen wir dann tun? Warten?«, fragte Lucas ungeduldig. »Wenn Evie recht hat, dürfen wir ihn nicht da draußen lassen, wo die Spitzel nach ihm suchen.«
»Sie suchen gar nicht nach mir«, sagte plötzlich eine Stimme.
Alle drehten sich um und sahen Raffy, der mit verlegenem Blick auf sie zukam.
»Raffy!«, rief Evie und lief ihm entgegen. »Raffy, wo warst du? Wir haben uns solche Sorgen gemacht.«
Aber Raffy sah sie nur seltsam an, und im selben Moment bemerkte Evie, dass er nicht allein war. Aus dem Schatten trat ein Mann, den sie noch nie zuvor gesehen hatte. Trotzdem war ihr sofort klar, dass er zu den Spitzeln gehörte.
»Sie?«, stieß Benjamin hervor. »Sie …« Er sprang auf und machte einen Satz nach vorn, aber Linus packte ihn gerade noch rechtzeitig und hielt ihn zurück. Evie sah, dass Benjamin zitterte und dass sein Gesicht aschfahl geworden war.
»Ja, ich«, erwiderte der Mann mit einem Lächeln. »Hallo, Devil. Es ist lange her, aber ich wusste, dass ich dich eines Tages kriegen würde.«
Mit einem breiten Grinsen wandte er sich an Evie. »Thomas Benning. Schön, dich kennenzulernen. Und du …« Er drehte sich zu Linus um. Linus kniff seine blauen Augen zusammen und sah sich das Gesicht des Mannes genauer an. Dann schnappte er plötzlich
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