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Das letzte Zeichen - Die Verschwundenen: Band 2 (German Edition)

Das letzte Zeichen - Die Verschwundenen: Band 2 (German Edition)

Titel: Das letzte Zeichen - Die Verschwundenen: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma Malley
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Und Lucas wusste, dass sie weitergehen mussten, bis sie weit genug weg waren. Bis sie in Sicherheit waren.
    Eine ganze Stunde hatten sie im Sumpf ausgeharrt. Dabei hatten ihre Köpfe gerade so weit aus dem Schlamm herausgeragt, dass sie atmen konnten. Erst als Lucas sicher war, dass niemand mehr in der Nähe war, hatte er Clara aus dem Sumpf herausgeholfen, und sie waren in Richtung Mauer gekrochen. Sie hatten das Tor geöffnet und waren losgerannt.
    Sie waren den ganzen Tag und fast die ganze Nacht unterwegs gewesen und demselben Pfad gefolgt, den Raffy und Evie vor etwas über einem Jahr genommen hatten. Sie waren hungrig und durstig und erschöpft. Keiner von ihnen war jemals zuvor außerhalb der Stadtmauer gewesen, und obwohl Lucas wusste, dass keine Bösen die Gegend durchstreiften, sah er dennoch die Furcht in Claras Augen. Auch ihm war beklommen zumute und seine Augen weiteten sich vor Erstaunen beim Anblick der weiten grünen ausgestorbenen Landschaft außerhalb der Stadtmauer.
    Aber sie hatten keine Zeit für Erkundungen, für Fragen oder Nachforschungen, und jetzt hatte Lucas sowieso kein Interesse an einer Entdeckungsreise. Die Anweisungen, die Linus ihm vor langer Zeit gegeben hatte, waren ihm jetzt von Nutzen. Lucas konnte in der Ferne die Lichter von Base Camp sehen, wie ein Leuchtturm, der ihn leitete.
    Eigentlich hatte er nie hierherkommen wollen, er hatte sich eingeredet, das sei nicht sein Platz. Er hatte es ernst gemeint, als er Evie beim Stadttor Lebewohl gesagt hatte; er wollte sie nie wiedersehen. Base Camp gehörte ihr und Raffy; die Welt da draußen war ihre Welt, nicht seine. Aber er hatte keine Wahl. Außerdem war er nicht gekommen, um hier zu leben, sondern weil er Hilfe brauchte, weil er gegen einen Feind kämpfte, den er weder kannte noch verstand.
    Die Spitzel.
    Was Clara ihm erzählt hatte, war … unglaublich. Unvorstellbar. Und dennoch war ihm jetzt klar, dass das, was sie wusste, nur ein Bruchteil der ganzen Geschichte war; und dafür hatten ihre Freunde mit dem Leben bezahlt.
    Lucas schloss die Augen, wappnete sich, zwang sich, weiterzugehen, und nahm Clara an der Hand, um ihr zu helfen. Kurz darauf tauchte er vor ihnen auf und kam näher, dieser sagenumwobene Ort, von dem sein Vater ihm erzählt, den er aber noch nie mit eigenen Augen gesehen hatte. In Base Camp wäre Clara in Sicherheit. In Base Camp könnte er seine Gedanken ordnen und überlegen, was als Nächstes zu tun war.
    Sie waren jetzt nur noch knapp eine Meile entfernt. Einen Moment lang hatte Lucas Angst, sie könnten noch immer verfolgt werden und dass er die Spitzel direkt nach Base Camp führte, aber kurz darauf schob er den Gedanken weg. Er hatte extra einen Umweg gemacht, und außerdem hätte er es gemerkt, wenn sie verfolgt worden wären. Er merkte es immer.
    Die Lichter wurden heller und bald konnte er das Lagerfeuer und die Zelte erkennen. Clara stolperte und Lucas hob sie hoch. Er holte noch einmal alles aus seinen Beinen heraus und mit letzter Kraft erreichte er das Lager. Er hatte es geschafft. Er war am Ziel.
    Lucas legte Clara auf den Boden, dann brach er vor dem Feuer zusammen. Sofort eilte eine Frau herbei. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte er, es sei Evie, und er erstarrte vor Sehnsucht und vor Furcht. Aber es war nicht Evie, es war jemand anders, eine ältere Frau, die er kannte. »Martha«, stieß er hervor, ehe er das Bewusstsein verlor. »Martha, das ist Clara. Sie muss in Sicherheit gebracht werden …«
    Irgendjemand murmelte vor sich hin und er spürte etwas in seinem Gesicht. Träumte er? Es war eine Hand, die ihn zärtlich streichelte, und Lucas hätte am liebsten laut geschrien, denn er konnte sich nicht erinnern, wann sich das letzte Mal jemand so um ihn gekümmert oder wann ihn das letzte Mal jemand berührt hatte.
    War es ihre Hand? Sein leerer Magen rebellierte. Sie konnte es nicht sein. Oder doch? Lucas wagte nicht, die Augen zu öffnen, er wollte die Illusion nicht zerstören. Die Realität mit all ihren Hindernissen, mit ihrem Chaos und ihrer Traurigkeit sollte diesen Moment nicht auslöschen.
    »Lucas? Lucas, kannst du mich hören?«
    Das war nicht sie. Die Enttäuschung war groß, aber Lucas riss sich zusammen und machte die Augen auf.
    »Wo ist Clara? Ist sie okay?«
    »Es geht ihr gut.« Martha lächelte ihn beruhigend an. Lucas hatte sie kennengelernt, als sie zusammen mit Linus, Raffy und Evie in die Stadt gekommen war, um das System außer Kraft zu setzen. »Du siehst

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