Das letzte Zeichen - Die Verschwundenen: Band 2 (German Edition)
furchtbar aus.«
»Mir geht es gut.« Er wollte sich aufrichten, doch er sank gleich wieder zurück. »Ist Raffy hier? Ich muss mit ihm sprechen.«
»Du musst erst etwas essen«, berichtigte Martha ihn. »Und dich ausruhen.«
Lucas setzte sich erneut auf, und diesmal schaffte er es. »Martha, ich werde etwas essen, aber ich kann mich nicht ausruhen. Vor der Stadt liegen Leichen, und Spitzel bringen Leute um. Sie …«
»Schhh«, machte Martha und erhob sich. »Ich werde dir ein bisschen Suppe und Brot bringen. Raffy ist nicht hier, aber er ist in Sicherheit. Morgen kannst du dich auf den Weg zu Linus machen. Er wird dir alles erklären.«
Lucas runzelte die Stirn. »Ist er denn nicht hier? Er hat mir versprochen, sich um Evie und Raffy zu kümmern. Er hat versprochen – «
Martha lächelte ihn traurig an. »Das hat er getan, und das tut er immer noch. Nur nicht hier. Linus war schon lange nicht mehr hier«, sagte sie. »Die Dinge haben sich … geändert. Aber ich werde dir verraten, wo du ihn finden kannst. Wenn du dich ausruhst und die Suppe isst, die ich dir bringe.«
»Morgen? Nein, ich muss ihn heute noch sehen«, sagte Lucas und quälte sich aus dem Bett, in dem er gelegen hatte. Seine Glieder schmerzten, und sein Magen fühlte sich an, als würde er sich nach innen wölben; sofort fiel er zurück auf die Matratze. »Ich muss wissen, wo Raffy ist. Woher weißt du, dass er in Sicherheit ist?«
Martha hob eine Augenbraue. »Weil Linus es nicht anders wollen würde. Er wird es dir morgen erzählen«, meinte sie ernst. Dann lächelte sie. »Mir hat sowieso Gesellschaft gefehlt. Bitte bleib.«
Lucas sah sie eine Weile an, dann gab er nach. »Vielleicht ist es ja ganz gut, dass Raffy nicht hier ist.«
Martha nickte. »Linus weiß normalerweise, was er tut.«
»Ich weiß, ich weiß – und er wird es mir bestimmt morgen sagen?«, fragte Lucas zweifelnd.
»Bestimmt«, erwiderte Martha mit einem Lächeln und schloss die Tür hinter sich.
Lucas streckte sich, schwang die Beine aus dem Bett, stellte vorsichtig die Füße auf den Boden, hielt sich am Bettpfosten fest und stand auf. Seine Füße waren nicht gerade im besten Zustand, aber es war nichts Ernstes. Er musste ohnmächtig geworden sein vor Erschöpfung. Eine warme Mahlzeit würde ihm guttun. Er ging zur Tür, blieb stehen und konnte sich gerade noch fangen. Schwarze Punkte tanzten ihm vor den Augen. Dann öffnete er vorsichtig die Tür und verließ das Zimmer.
Lucas war noch nie in Base Camp gewesen. Er hatte es sich irgendwie geschäftiger vorgestellt, voller Menschen. Stattdessen war es unheimlich ruhig, nur das Flattern einer Plane im Wind durchbrach die Stille.
Linus hatte das Camp vor vielen Jahren aufgebaut, nachdem er die Stadt, die er mitbegründet hatte, verlassen hatte. Die Art und Weise, wie sein wunderschön entworfenes System korrumpiert worden war, um die Menschen zu manipulieren und zu kontrollieren, hatte ihn krank gemacht. Vor der Schreckenszeit war Linus ein Computergenie gewesen. Mit dem Aufbau eines Computersystems, das in der Lage war, die Bedürfnisse und Wünsche der Menschen vorauszuberechnen, wollte er eine Art Utopia erschaffen. Nur hatte es leider nicht ganz so funktioniert. Deshalb hatte er schließlich die Stadt verlassen, Base Camp errichtet und insgeheim den Plan gefasst, den Bruder zu stürzen und dessen korruptes System ein für alle Mal zu zerstören.
Woche für Woche hatte Lucas seine Mitteilungen an einen der Computer in Base Camp geschickt. Nur wenn er das tat, konnte er aufrichtig und wirklich er selbst sein.
Und jetzt war er also hier. Er blieb in einer Türöffnung stehen und sah, dass Clara in dem Zimmer schlief. Er beobachtete sie eine Weile und spürte dabei die ungeheure Last der Verantwortung, die er für sie, für ihre Familie und für ihre Freunde trug. Das Mädchen war ungefähr fünfzehn und das ganze Leben lag noch vor ihr. Genau wie ihre Freunde, denen man das Leben genommen hatte. Bei dem Gedanken zog sich seine Brust zusammen vor Zorn. Die Spitzel würden bezahlen für das, was sie getan hatten.
Lucas atmete tief durch und ging weiter. Plötzlich stieg ihm der köstliche Geruch von Hühnchen in die Nase. Er folgte dem Duft und gelangte in eine Art Küche. Martha drehte sich um und lächelte.
»Verstehst du das unter ausruhen?«
Lucas zuckte die Achseln und grinste. »Hier riecht es einfach zu gut.«
»Setz dich«, sagte Martha und deutete auf einen Tisch hinter einem Durchgang. »Ich bring
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