Das letzte Zeichen - Die Verschwundenen: Band 2 (German Edition)
Teil des Saales, wo ein Mann saß, umgeben von ehemaligen Ds, die noch immer ihren Platz kannten und denen es hoch anzurechnen war, dass sie es nicht wagten, sich neben As oder Bs zu setzen, wie sie es getan hatten, als Lucas die Leute zusammengerufen hatte. Der Mann nickte und der Bruder ließ sich zu einem schwachen Lächeln herab. »Und schließlich lasst uns dem System danken, das von den Mächten des Bösen abgeschaltet wurde, aber das wir so bald wie möglich wiederherstellen werden, damit es uns beschützt und über uns wacht. Damit wir keines von unseren geliebten Kindern mehr verlieren. Damit wir vor dem Bösen geschützt sind, das da draußen umgeht und das sich auch in dieser Stadt ausbreiten wird, wenn wir nicht auf der Hut sind.«
»Wir sagen alle Dank.«
Der Bruder lächelte. Alles würde gut werden. Alles war wieder so, wie es sein sollte.
31
K aum hatte Raffy sich zum Mittagessen hingesetzt, wusste er, dass der Mann wieder da war. Noch war nichts von ihm zu sehen, aber Raffy hatte die besondere Gabe, auf die kleinsten Dinge zu achten: den veränderten Gesang der Vögel, ein unbestimmtes Rascheln in den Zweigen der Bäume, Dinge, die andere nicht bemerken würden, Dinge, die ihm sagten, dass er auf der Hut sein musste.
Raffy holte sein Sandwich heraus und begann zu essen, aber eigentlich wartete er. Und ein paar Minuten später erschien der Mann tatsächlich. Raffy sah ihn nachdenklich an. »Sie hatten recht«, sagte er mit ausdrucksloser Stimme.
»Ja«, erwiderte der Mann. Er setzte sich ein paar Meter von Raffy entfernt hin. »Das tut mir leid. Ich dachte nur, du solltest es wissen.«
»Es tut Ihnen nicht leid«, sagte Raffy, und mit seinen dunkelbraunen Augen sah er dem Fremden frech ins Gesicht. »Sie haben es mir aus einem bestimmten Grund gesagt, und ich nehme an, Sie sind jetzt hier, um mir den Grund zu nennen. Sie wollen etwas von mir. Was ist es?«
Der Mann lächelte. »Dir entgeht fast nichts, oder?«
»Im Gegenteil«, meinte Raffy und blickte den Mann mit seinen großen braunen Augen an, die von den zerzausten Haaren halb verdeckt wurden. »Mir entgeht anscheinend eine ganze Menge. Erst durch Sie habe ich von der Uhr erfahren. Offenbar erfahre ich von vielen Dingen immer als Letzter. Also, warum sind Sie wirklich hier?«
»Meinst du mit den vielen Dingen deinen Bruder und die Lügen, die er dir die ganzen Jahre über aufgetischt hat?«
Raffy schwieg und biss in sein Sandwich, aber kurz darauf wünschte er, er hätte es nicht getan, denn er spürte, dass seine Kehle ganz ausgetrocknet war. Er hatte jetzt keine Lust zu essen und spuckte den letzten Bissen wieder aus.
»So schlimm?«, fragte der Mann. »Dann wirst du wahrscheinlich auch nicht erfreut sein, wenn ich dir sage, dass dein Bruder hierher unterwegs ist.«
Raffy sah jäh auf. »Was?«
Der Mann zuckte die Achseln. »Er will herkommen und dich mitnehmen. Dich und deine Freundin.«
Raffy verengte die Augen. »Wir gehen nirgendwohin«, sagte er mit leiser, drohender Stimme. »Lucas kann machen, was er will, aber ich bin fertig mit ihm.«
Der Mann verzog das Gesicht. »Sicher, Raffy. Aber kannst du das auch von Evie sagen? Jetzt, wo du von der Uhr weißt?«
Raffy antwortete nicht; der Mann sollte nicht merken, dass er kochte vor Wut.
»Sie hat sich für mich entschieden, nicht für Lucas. Und sie wird sich immer für mich entscheiden«, sagte er schließlich und stand auf. »War’s das? Ich muss nämlich wieder an die Arbeit.«
Der Mann nickte. »Du hast nicht gerade viel gegessen«, bemerkte er.
Raffy starrte ihn mit finsterem Blick an. »Ich habe keinen großen Hunger«, erwiderte er.
»Okay«, meinte der Mann mit einem Lächeln. »Du hast bestimmt recht. Wenn Lucas hierherkommt, wird Evie ihn wegschicken. Sie wird auf dich hören. Aber, und jetzt kommt ein großes Aber, wenn sie es nicht tut, wenn nicht alles ganz planmäßig läuft, dann hätte ich einen Vorschlag für dich.«
»Was für einen Vorschlag?«, fragte Raffy schroff. Seine Augen funkelten. »Wer sind Sie überhaupt? Sie haben sich nie darum bemüht, in die Siedlung aufgenommen zu werden. Ich habe mich erkundigt.«
Der Mann lachte. »Okay, du hast mich erwischt.« Er sah Raffy wachsam an und lehnte sich zurück. »Im Grunde genommen haben wir etwas gemeinsam. Du bist nicht gerade ein Freund von Lucas, und ich bin auch nicht zufrieden mit deinem Bruder und mit ein paar Dingen, die er getan hat. Ich denke, dass wir uns gegenseitig helfen könnten. Ich
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