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Das letzte Zeichen - Die Verschwundenen: Band 2 (German Edition)

Das letzte Zeichen - Die Verschwundenen: Band 2 (German Edition)

Titel: Das letzte Zeichen - Die Verschwundenen: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma Malley
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erzählte ihm, dass etwas passiert sei, etwas, das bald herauskommen würde, dass er zu einem K herabgestuft werde und dass er verschwinden müsse. Die ganze Familie werde dieses Schicksal teilen, es sei denn, Lucas würde genau tun, was er ihm sagte: Er sollte ihn verraten und dem Bruder erzählen, dass sein Vater ein Verräter sei, bevor der Bruder herausfand, was passiert war. Auf diese Weise könnte Lucas die Familie beschützen, das Werk seines Vaters fortführen und weiter mit dessen Freund kommunizieren. Auf diese Weise hätte die Stadt noch eine Chance.
    Lucas wollte protestieren und seinem Vater sagen, dass er ihn nie verraten und dass er nie zulassen würde, dass ihm etwas passierte, aber er tat es nicht, weil er schon damals wusste, dass es keinen Sinn hatte. Er hatte bereits über die Folgen, die Möglichkeiten und die unterschiedlichen Ergebnisse nachgedacht und war zu dem Schluss gelangt, dass er keine andere Wahl hatte.
    »Du musst die Wahrheit für dich behalten, bis die Zeit gekommen ist«, hatte sein Vater gesagt. »Du darfst es Raffy nie erzählen. Er wird dich hassen, weil du mich verraten hast, und du wirst damit leben müssen. Kannst du damit leben, mein Sohn?«
    Lucas hatte genickt.
    »Gut«, hatte sein Vater erwidert, und die Erleichterung war ihm anzusehen gewesen, Erleichterung gepaart mit Stolz und mit Liebe, und das gab Lucas die Kraft, nicht zu weinen. »Dann wollen wir ein letztes Mal Kaffee kochen.«
    Eine Stunde später, nachdem Lucas die Stadtpolizei wegen verdächtiger Geräusche im Haus alarmiert hatte, war sein Vater weggebracht worden, und Lucas war nicht nur zum Beschützer seines Bruders, sondern auch zum Bewahrer des Vermächtnisses seines Vaters geworden, von allem, wofür dieser gekämpft hatte.
    Lucas blieb stehen und holte tief Atem. Vor ihm tauchte jetzt eine Mauer auf, und er duckte sich, weil er wusste, dass sie bewacht wurde. Zu seiner Rechten befand sich ein Tor. Ob er da durchkäme? Vielleicht, wenn er wartete, bis jemand hereinkam, ein Fahrzeug vielleicht … Aber da müsste er unter Umständen die ganze Nacht oder eine ganze Woche warten.
    Lucas hob einen Stein auf und warf ihn gegen das Tor, um zu sehen, was passierte. Zuerst war ein lautes Scheppern zu hören, und dann leuchtete eine Taschenlampe auf. Lucas wich zurück.
    »Vorsicht. Es könnte sein, dass du jemanden getroffen hast.«
    Beim Klang der vertrauten Stimme fuhr Lucas’ Kopf herum. »Linus?« Ungläubig starrte Lucas auf die Gestalt, die auf ihn zukam. »Du bist hier? Warum? Warum bist du nicht gekommen und hast mich da rausgeholt?«
    »Das war nicht nötig«, meinte Linus achselzuckend. »Aber ich würde nicht versuchen, durch das Tor zu gehen. Wenn du da durchgehst, wirst du geröstet. Ungelogen.«
    Misstrauisch betrachtete Lucas das Tor.
    »Danke«, sagte er. »Ich glaube dir.«
    »Kein Problem«, meinte Linus. »Da entlang.«

29
    L ucas überlegte, ob er Linus Vorwürfe machen sollte wegen dem, was er getan hatte, aber dann musste er sich eingestehen, dass es ihm eigentlich egal war. Sie verließen das Lager durch eine schmale Fußgängerpforte, deren Code Linus zu kennen schien, und fuhren die ganze Nacht durch. Lucas fühlte sich ausnahmsweise einmal nicht elend. Stattdessen bestaunte er die Landschaft, die an ihnen vorbeiraste, und hörte Linus zu, der ihm von der Siedlung erzählte, in der Raffy und Evie jetzt lebten. Seltsamerweise spielte sein Magen diesmal nicht verrückt, als er ihren Namen hörte; er musste sogar lächeln bei dem Gedanken, Evie wiederzusehen.
    »Ich fühle mich großartig«, sagte er zu Linus gewandt, und seine Augen strahlten.
    Linus grinste. »Dieser Computer hatte ganz großartige Drogen«, bemerkte er trocken, und als er Lucas’ Gesichtsausdruck sah, musste er lachen. »Sie haben dich unter Drogen gesetzt, deshalb habe ich den Computer dazu gebracht, die Medikation einzustellen und dir ein Mittel zu geben, das dich wieder munter macht. Offenbar hat sie genau das Richtige getan. Genieß es, solange die Wirkung noch anhält.«
    »Sie?« Lucas sah Linus neugierig an.
    »O ja«, meinte Linus trocken. »Der Computer hatte eine tolle Stimme. Ich glaube, unter anderen Umständen hätten wir uns prima verstanden.«
    Der Wagen wurde langsamer und fuhr in eine von mehreren Höhlen. Lucas sah sich um. »Wo sind wir?«
    »Im Norden«, erklärte Linus. »In den North Pennines. Zumindest hat man sie früher so genannt. Eine hübsche Gegend zum Wandern. Mit vielen

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