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Das letzte Zeichen (German Edition)

Das letzte Zeichen (German Edition)

Titel: Das letzte Zeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma Malley
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Linus schenkte ihnen ein und Evie griff dankbar nach der Tasse.
    »Die Bösen sind nicht unsere Gefangenen«, erklärte Linus, nachdem er an seinem Tee genippt und die Tasse vorsichtig wieder abgestellt hatte.
    »Aber …«, warf Evie ein, noch bevor sie sich daran hindern konnte.
    »Wir haben ein paar Gefangene, das stimmt«, meinte Linus, »aber es ist nicht so, wie ihr denkt.«
    »Wie ist es dann«, fragte Raffy und blickte Linus unerschrocken und furchtlos ins Gesicht.
    Linus lächelte. »Würdet ihr ein bisschen Geduld mit mir haben?«, fragte er. »Ich würde euch gern eine Geschichte erzählen.«
    »Eine Geschichte?«, fragte Raffy argwöhnisch. »Warum?«
    »Weil ihr dann alles verstehen werdet«, antwortete Linus milde. »Dann werdet ihr die Welt genauso sehen wie ich.«
    »Und wenn ich die Welt nicht so sehen will wie Sie?«, fragte Raffy schroff. »Sie sind ein Lügner. Sie erzählen nur lauter Lügen und jetzt erzählen Sie wahrscheinlich eine Lüge über meinen Vater. Ich habe es satt, dass die Leute mich anlügen, so satt.«
    »Raphael, ich belüge dich nicht.« Linus’ Augen hatten plötzlich einen traurigen Ausdruck angenommen. »Und es tut mir leid, wenn du das denkst. Ich habe euch vielleicht nicht alles gesagt, aber das war nur zu unserem Schutz. Ich musste mir erst sicher sein, dass ihr wirklich … Ich musste vorsichtig sein, das ist alles. Aber ich werde dich nicht belügen.«
    »Dann sagen Sie mir, wie Sie das mit meinem Vater gemeint haben«, sagte Raffy und sah ihn unverwandt an.
    »Lass mich die Geschichte erzählen. Falls du danach noch Fragen hast, werde ich sie dir beantworten«, versprach Linus.
    Raffy überdachte das für einen Augenblick; er sah argwöhnisch aus und unsicher.
    »Erzählen Sie«, warf Evie ein. Sie ergriff Raffys Hand. »Erzählen Sie uns die Geschichte.«
    »Danke.« Linus lächelte. »Es war einmal ein Mann. Manche hielten ihn für einen bedeutenden Mann, manche dachten anders. Er war ein Mann der Wissenschaft, er war Arzt. Er hatte eine Idee, die seiner Ansicht nach die Menschheit retten konnte. All die schönen, unglaublichen Dinge, die die Menschen geschaffen hatten, wurden ständig von Gewalt und Terror bedroht, und er wollte diese ein für alle Mal aus der Welt schaffen. Er sah ein friedliches Nirwana vor sich, in dem die Menschen in Harmonie miteinander lebten, wo sie nicht mehr den Willen hatten, einander zu bekämpfen.«
    »Der Große Anführer«, sagte Evie ruhig.
    »Der Große Anführer.« Linus nickte nachdenklich. »Das ist eine Bezeichnung für ihn. Ich nenne ihn lieber Dr. Fisher. So hieß er nämlich vor der Schreckenszeit, vor der Stadt, vor dem allen. Unter diesem Namen hat er seine Ideen bei verschiedenen medizinischen Fachzeitschriften und auf einer Reihe von Fachkongressen eingereicht. Und wisst ihr, was passiert ist?«
    »Die Leute mochten seine Ideen nicht, weil sie das Böse nicht loswerden wollten, das sie in sich trugen.«
    »So kann man es auch ausdrücken.« Linus zuckte mit den Schultern. »In Wirklichkeit haben sie ihn ausgelacht und seine Theorie ins Lächerliche gezogen. Sie haben sich geweigert, seine Arbeiten zu veröffentlichen, und haben ironische Kommentare über ihn geschrieben. Sie nannten ihn Frankensteins Nachfolger. Wisst ihr, wer Frankenstein war?«
    Evie und Raffy schüttelten den Kopf. »Nein, natürlich nicht.« Linus schmunzelte. »Aber das macht nichts. Dr. Fisher jedoch wollte seine Vision nicht aufgeben und bemühte sich, Menschen zu finden, die sich als Studienobjekte zur Verfügung stellten. Er wollte ihnen Teile des Gehirns entfernen. Das ist dann aber nicht so gut gelaufen. Als die Fachverbände und Strafverfolgungsbehörden das herausgefunden haben, hat er seine Zulassung verloren, und es gab ein Gerichtsverfahren, damit er weggesperrt wird. Doch das wurde er nicht – weggesperrt, meine ich. Er hat auf Unzurechnungsfähigkeit plädiert und kam frei …« Er bemerkte die verständnislosen Mienen seiner Zuhörer und lächelte. »Ach ja, Gerichtsverfahren. Noch so etwas, was ihr nicht kennt. Okay, vergesst es. Kurz gesagt, er ist untergetaucht. Verschwand von der Bildfläche. Hat mit Fanatikern und Sonderlingen rumgehangen – mit Leuten, die man ebenfalls an der Umsetzung ihrer großartigen Ideen gehindert hatte und die ihn nicht ausgelacht haben. Mit Leuten wie mir.«
    »Wie Sie?« Mit einem Mal hatte er die ungeteilte Aufmerksamkeit der beiden. »Sie haben den Großen Anführer gekannt?«
    »Wir waren Freunde«,

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