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Das letzte Zeichen (German Edition)

Das letzte Zeichen (German Edition)

Titel: Das letzte Zeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma Malley
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wegdrehte, das Thema wechselte, sich stattdessen in eine Umarmung flüchtete oder einen Scherz machte. Doch sie wusste nicht, warum sie das tat.
    Sie schloss die Augen und atmete tief durch. Sie hatte davon geträumt, einmal so mit Raffy dazuliegen, hatte von einer Welt geträumt, in der so etwas möglich war. Jetzt aber empfand sie seine Arme um sie herum mit einem Mal beengend; sein Atem kitzelte sie am Hals; er erstickte sie, zog sie hinunter, wo sie doch unbedingt …
    Wo sie doch unbedingt was?
    Und dann wusste sie, was sie tun musste.
    »Raffy«, begann sie leise. »Ich muss dir etwas sagen.«
    »Ich muss dir auch etwas sagen.«
    »Ach ja?« Evie sah ihn besorgt an.
    Er grinste. »Ich muss dir sagen, wie sehr ich dich liebe. Und ich muss dir sagen, wie schön du bist.« Er zog sie wieder an sich, küsste sie und sie erwiderte den Kuss. Sie beugte sich zu ihm hin, und er zog ihr das alte T-Shirt aus, in dem sie geschlafen hatte, zog sein eigenes Hemd aus, und ihre Haut an seiner Haut fühlte sich so wunderbar an, so gefährlich und so richtig. Und als sie sich hinlegte, suchte er ihren Blick und sah ihr so eindringlich und tief in die Augen, dass sie das Gefühl hatte, er könnte es vielleicht sehen, wusste es vielleicht schon, hatte sich vielleicht damit abgefunden und ihr vergeben. Und dann wusste sie, dass es so sein musste, denn er war in ihr und sie waren eins, und die Wellen, die durch ihren Körper strömten, verzehrten sie, ließen sie aufschreien und sich an Raffy klammern wie an ein Rettungsboot, als wäre er ihre Erlösung. Und dann weinte sie, Tränen der Freude, aber auch noch etwas mehr, und als Raffy die Tränen wegküsste, kamen immer neue, bis ihre Wangen, ihr Hals und das Kissen unter ihrem Kopf nass waren.
    »Weine nicht, Evie. Wein’ doch nicht«, flüsterte Raffy. »Alles wird gut. Alles wird wieder gut.«
    Und Evie nickte, weil sie ihm glauben wollte. Sie musste ihm glauben.
    »Und was war es, was du mir sagen wolltest?« Er grinste, rollte sich zur Seite und küsste sie noch einmal. »Meine wunderschöne Evie. Was ist?«
    Sie schloss die Augen und schlug sie wieder auf. »Ich muss dir etwas erzählen, was passiert ist. In der Nacht, als wir geflohen sind.« Ihre Stimme bebte.
    Raffys Miene verdüsterte sich leicht. »Ach, ich weiß doch, was in der Nacht passiert ist«, sagte er und drehte sich weg. »Ich weiß, dass ich Lucas unrecht getan habe. Und du hast getan, was du tun musstest. Ich …« Er schluckte und drehte sich wieder zu ihr. »Schau, das spielt doch keine Rolle, oder? Wir sind frei. Wir sind hier. Und wir haben uns.«
    Evie nickte. Vielleicht hatte er recht. Vielleicht spielte es ja keine Rolle. Aber sie wusste, dass es doch eine Rolle spielte. Er liebte sie, aber er wusste nicht alles. Die Liebe war nicht echt. Noch nicht.
    »Ich habe Lucas geküsst«, sagte sie.
    Raffy lachte. »Ich weiß. Ich habe euch gesehen. Aber das war nicht in der Nacht, als wir geflohen sind. Es war bei der Arbeit. Ich habe euch gesehen, weißt du noch? Es hat mir nicht gepasst, aber du warst schließlich mit ihm verlobt. Du konntest nicht anders. Das weiß ich.«
    Evie schüttelte den Kopf. »Das meine ich nicht. Ich habe ihn geküsst, als er zu mir nach Hause kam, in meinem Zimmer. Als er mir gesagt hat, wir beide müssten fliehen.«
    Raffy bewegte sich nicht. Seine Miene blieb unverändert. Eine Sekunde lang, eine selige Sekunde lang dachte Evie, dass sie sich vielleicht zu viele Gedanken gemacht hatte, und dass Raffy verstand, dass er verstand, dass ein Kuss nichts zu bedeuten hatte … Aber dann sah sie seine Augen; sah, dass sie fast schwarz geworden waren und dass seine Miene nicht so unbewegt blieb, weil er verstand, sondern aus Wut – aus rasender, alles verzehrender Wut.
    »Du hast ihn geküsst?« Er starrte sie an. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, seine Miene war so kalt wie Eis. »Du hast Lucas … geküsst?«
    »Ich … ich weiß nicht, wie das passiert ist«, hörte Evie sich sagen. »Ich wollte das nicht. Es ist einfach …«
    Raffy stand auf. »Ich habe dir vertraut. Mehr als irgendjemandem sonst. Es war mir egal, ob sonst noch jemand auf der Welt war, solange nur du da warst. Und jetzt … jetzt erfahre ich, dass du meinen Bruder geküsst hast?«
    Auch Evie stand auf, wickelte ein Laken um sich und streckte die Hände nach Raffy aus. »Es tut mir leid. Ich wollte es dir sagen, dir erklären. Ich liebe dich, Raffy. Nur dich. Aber ich musste es dir sagen. Ich musste

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