Das letzte Zeichen (German Edition)
wie etwas, das nur die anderen taten.
»Loch Ness.«
Pause. »Du bist nicht der, der zu sein du mich glauben gemacht hast. Damit ich weiß, ob du Freund bist oder Feind, sag mir etwas, das nur du wissen kannst.«
Lucas erstarrte. Er wusste Bescheid. Linus wusste, wer er war. Das hieß … Er holte tief Atem und ermahnte sich, ganz ruhig zu bleiben, nicht zuzulassen, dass Erleichterung sich in ihm ausbreitete, noch nicht …
»Wenn Sie diejenigen haben, von denen ich glaube, dass Sie sie haben, dann sagen Sie ihnen, sie sollen jetzt wegsehen.« Er wartete einen Augenblick. »Fragen Sie nach dem Baum. Dort haben sie sich getroffen. Niemand sonst wusste das.«
Wieder gab es eine Pause.
»Gut. Und wer bin ich?«
Lucas sah auf den Bildschirm und überlegte, was er sagen sollte, wie er erklären sollte, was er wusste und was man ihm erzählt hatte. »Mein Vater hat mir gesagt, dass Sie ein guter Mann sind, jemand, der die Zukunft verändern kann. Ich sollte Sie auf dem Laufenden halten. Er hat gesagt, ich soll meinen Bruder beschützen. Ich sollte eine Maske aufsetzen und sie erst ablegen, wenn ich wüsste, dass es so weit ist. Und Sie würden mir sagen, wann es so weit ist.«
Einige Sekunden tat sich nichts. Dann:
»Dein Bruder und das Mädchen sind in Sicherheit. Und es ist fast so weit. Wir haben uns vorbereitet. Ich brauche Informationen von dir.«
»Alles, was Sie wollen«, schrieb Lucas zurück, und seine Augen leuchteten, und sein Körper fühlte sich an, als würde ein Feuerwerk in ihm abbrennen. Weil sein Bruder in Sicherheit war, sagte er sich. Und weil es bald so weit war, sagte er sich. Aber er wusste, dass da noch etwas anderes war. Etwas, das immer da gewesen war, das ihn immer angetrieben hatte, auch wenn es immer hoffnungslos war, auch wenn er sich selbst etwas vorgemacht hatte. Evie. Seine Evie.
Er seufzte tief.
Raffys Evie.
Der Gedanke setzte ihm zu, genau so wie es ihn innerlich ausgehöhlt hatte, als er hinter die kleinen Treffen der beiden in dem hohlen Baum gekommen war. Sie waren bei Linus, sie waren zusammen; sie würden immer zusammen sein und Lucas würde immer allein sein.
Aber hier kam die Maske ins Spiel. Hier machte sich die Maske wirklich bezahlt.
»Ich werde alle Informationen beschaffen, die Sie brauchen.«
»Die Zeit rückt näher. Code 32. Nächsten Mittwoch haben wir Vollmond. Und wir haben jetzt einen Stadtschlüssel. Ich melde mich. Ende.«
Das Icon verschwand, und Lucas starrte auf die Stelle auf dem Bildschirm, wo es gewesen war und so viel Hoffnung verheißen hatte, seine einzige Verbindung zu dem Mann, für den er nun schon so lange arbeitete. Dann stand er auf, jeglicher Ausdruck verschwand aus seinem Gesicht und er ging von seinem Büro zur Abteilung für Systemverwaltung.
Nächsten Mittwoch, Code 32. Er würde warten.
Evies Gefühle wirbelten durcheinander, als Linus das Kommunikationsprogramm schloss. »Und das war wirklich Lucas?«
»Das war Lucas«, sagte Raffy, der noch immer auf den Schirm starrte. Er drehte sich zu Linus um. »Und was passiert nächsten Mittwoch? Und was meinen Sie damit, es ist jetzt so weit?«
»Ich meine damit«, sagte Linus, und das vertraute Lächeln erschien endlich wieder auf seinem Gesicht, »es ist jetzt so weit, dass wir der Stadt einen Besuch abstatten. Es ist Zeit, dass wir ein bisschen Leben in die Bude bringen.«
»Dann gehen wir zurück?«, fragte Evie mit klopfendem Herzen.
»Nein, das tun wir nicht«, erwiderte Raffy. »Ich habe versprochen, dass wir nie mehr dorthin zurückgehen. Das habe ich Evie geschworen.«
»Aber ich will zurück«, beharrte Evie mit leiser Stimme.
Raffy starrte sie an. »Du willst zurück?«
»Dann wäre das ja geklärt«, rief Linus aus. »Wir haben lange gewartet, aber ich glaube, wir sind jetzt bereit.«
»Bereit wofür?«, fragte Raffy.
»Bereit, den Tod deines Vaters zu rächen. Bereit, den Bruder als das zu entlarven, was er in Wahrheit ist. Bereit, Lucas zu retten, die Bewohner der Stadt zu befreien und die Stadt zu dem zu machen, was sie schon immer hätte sein sollen.«
»Aber die Polizeigarde …«, protestierte Raffy. »Wie sollen wir …«
»Mach dir über die Polizeigarde keine Gedanken«, unterbrach ihn Linus. »Wir nehmen ein paar Freunde mit.«
»Freunde?«, fragte Evie. »Was für Freunde?«
»Die Bösen.« Linus lächelte. »Jetzt kommt; wir haben noch einiges zu tun.«
18
E s ist kalt und es ist dunkel. Sie spürt fremde Arme um sich; ihre Kehle ist ganz heiser
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