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Das Leuchten der Insel

Das Leuchten der Insel

Titel: Das Leuchten der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McCleary
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verheirateten Mann. Aber er hatte erfahren, dass er eine zivile Stelle auf der Fort Richardson Army Base nahe Anchorage bekommen konnte, verbunden mit dem Anrecht auf fünfundsechzig Hektar Land nicht weit entfernt.
    »Denk drüber nach«, hatte Bill sie aufgefordert. »fünfundsechzig Hektar ganz für uns allein. Umsonst.«
    »Umsonst sind die nicht«, hatte Betty mit belegter Stimme geantwortet. »Du musst sie bewirtschaften und mindestens fünf Jahre darauf wohnen, bevor sie dir gehören. Das bedeutet eine Menge Schweiß und Plackerei. Umsonst ist das nicht.«
    Die Entdeckung ihrer Schwangerschaft hatte der Debatte ein vorläufiges Ende bereitet. Bill hatte eingeräumt, dass es mit einem neugeborenen Baby zu belastend wäre, umzuziehen und aus dem Nichts eine Farm aufzubauen. In Seattle besaß er eine sichere Arbeitsstelle bei Boeing, und sie hatte ihre Familie in der Nähe. Ihre kleine Wohnung lag nur zehn Gehminuten von Bettys Elternhaus entfernt auf dem Queen Anne Hill. Aber nun wurde Bill unruhig.
    »Alaska ist noch nicht mal ein Staat«, sagte Betty.
    »Das wird eines Tages kommen«, antwortete Bill.
    »Und was soll ich dort tun?«, fragte Betty.
    Sie hatte nach ihrer Hochzeit ihre Arbeit als Sekretärin bei der Holzfirma aufgegeben, wäre nun allerdings gern wieder arbeiten gegangen. Sie erledigte den Haushalt, kaufte ein und kochte, aber sie genoss das nicht in der gleichen Weise wie manche ihrer verheirateten Freundinnen oder wie Bobbie. Bobbie hatte Dick Hudgens geheiratet und lebte mit ihm in einem süßen kleinen Haus in der Nähe der Universität. Sie nähte ständig irgendetwas für das Haus oder für sich selbst oder veranstaltete wunderbare Partys zu Themen wie »Ein Abend auf Hawaii«. Betty konnte keine Nähmaschine bedienen, noch verstand sie, wie irgendjemand glauben konnte, dass Petroleumfackeln, Blütenketten und gegrillte Ananas am Spieß irgendjemandem die Illusion vermittelten, auf Hawaii zu sein und nicht in einem feuchten, kalten, nebligen Hintergarten in Seattle.
    »Du kannst beim Aufbau der Farm helfen«, sagte Bill. Er tätschelte ihren muskulösen Oberschenkel. »Du bist wie dafür geschaffen, eine Farmersfrau zu sein.«
    »Vielleicht«, meinte Betty und beugte sich vor, um ihm die Zigarette aus dem Mund zu nehmen und selbst daran zu ziehen. »Aber ich will keine Farmersfrau sein.« Sie nahm einen tiefen Zug. »Ich will wieder arbeiten gehen, Bill. Ich mochte meine Arbeit.«
    Er hob die Brauen: »Deine Sekretärinnenarbeit? Die Arbeit für den fetten Kerl mit der Flasche Scotch in seiner Schreibtischschublade?«
    »Mr. Timmins ist ein intelligenter Mann«, entgegnete Betty. »Und er hat mich stets fair behandelt.«
    »Sieh mal, Schatz.« Bill nahm ihr die Zigarette ab und drückte sie in dem Aschenbecher auf dem Nachttisch aus. »Ich verdiene genug Geld. Du brauchst nicht zu arbeiten. Ich weiß, dass du wegen des Babys enttäuscht bist, aber vielleicht heißt das, dass wir etwas anderes tun sollten. Vielleicht sollten wir mit der ganzen Babykriegerei warten und erst einmal unsere Möglichkeiten erkunden.«
    »Ich will nicht nach Alaska.«
    »Ich habe dir vor unserer Heirat gesagt, dass ich nicht in Seattle bleiben will.«
    »Du hast auch zu mir gesagt, dass du mich liebst und alles tun würdest, um mich glücklich zu machen. Also lass uns hierbleiben. Ich kann wieder arbeiten gehen, von mir aus auch halbtags.«
    »Und wie lange werden wir deiner Ansicht nach hierbleiben?«
    »Das weiß ich nicht. Das hängt davon ab – von deiner Arbeit, von den Kindern, wenn wir welche haben, von uns und davon, wie glücklich wir hier sind.«
    »Es macht mich nicht glücklich, in Akten rumzuwühlen«, sagte Bill.
    Betty spürte ein Unbehagen aufsteigen, etwas Disharmonisches. Bill liebte sie, weil sie stark und unabhängig war. Aber Bill wollte auch, dass sie tat, was er wollte.
    »Willst du ein Kind haben?«, fragte sie. Sie wollte Kinder. Sie stammte aus einer großen Familie und hatte eine glückliche Kindheit gehabt und wollte das mit Bill neu erschaffen.
    »Sicher«, sagte Bill, aber er sah sie nicht an. »Doch du bist jung – wir sind jung. Wir können warten.«
    »Und nach Alaska gehen?«
    »Ich weiß nicht.« Er war jetzt verärgert. »Ich weiß nur, dass ich mein Leben nicht damit verbringen will, in einem fensterlosen Büro bei Boeing zu sitzen.« Er stand auf, zog sich an, ging zum Schrank und nahm seine Bomberjacke. »Ich gehe mit ein paar Jungs einen trinken«, meinte er. »Bleib nicht

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