Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Leuchten der Insel

Das Leuchten der Insel

Titel: Das Leuchten der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McCleary
Vom Netzwerk:
auf wegen mir.«
    Betty war ebenso stolz und störrisch wie er. »Ganz bestimmt nicht«, gab sie zurück.
    »Puh«, meinte Bobbie. »Du musst nicht nach Alaska gehen.«
    Sie saß mit Betty auf der rückwärtigen Veranda ihres Elternhauses. In den Händen hielten sie Gin-Tonics, und ihre Füße hatten sie auf das Geländer gelegt. Betty war hinübergegangen, nachdem Bill die Wohnung verlassen hatte, und war in der Küche auf Bobbie getroffen, die gerade Grammy abwehrte.
    »Deine Schwester ruiniert mein Schmorfleisch«, behauptete Grammy, als Betty hereinkam. »Sie kippt eine Tasse Rinderfond nach der anderen drüber. Sie macht es völlig falsch.«
    Betty lachte. Vor langer Zeit hatte Grammy ihr Schmorbratenrezept falsch gelesen und zweieinhalb Liter Rotwein und eine Tasse Rinderfond verwendet statt umgekehrt. Seither machte sie es immer wieder genau so und bestand darauf, dass dies richtig sei, obwohl dabei ein weinroter Klumpen zähes Fleisch herauskam, das die Kinder heimlich Smelly unter dem Tisch zusteckten. Smelly wurde von der mächtigen Rotwein-Bratenportion etwas betrunken und lehnte sich in der Küche jaulend an den Türpfosten, was Grammy vermuten ließ, Smelly habe wieder einen ihrer »Anfälle«, woraufhin sie die Hündin in die Badewanne steckte, damit sie sich beruhigte.
    »Smelly wird dich dafür lieben«, meinte Betty zu Bobbie.
    »Wie ist das Eheleben?«, fragte Bobbie. Sie nahm Grammys gelb geblümte Schürze vom Haken auf der Rückseite der Küchentür und band sie sich um die Taille.
    »Zauberhaft«, antwortete Betty. »Sagt man jetzt nicht so? Das Eheleben ist zauberhaft.«
    »Das Eheleben ist zauberhaft, was? Darum bist du ja auch an einem Samstagabend um acht Uhr hier drüben.«
    » Du bist hier drüben. Wo ist dein Ehemann?«
    »Es ist Dicks regelmäßiger Pokerabend. Ich komme jeden Samstag zum Essen her.«
    »Bill ist mit Freunden weg.«
    »Aha. Worum ging es denn bei dem Streit?«
    »Es gab keinen Streit.«
    Bobbie hob den Deckel von dem gusseisernen Topf und stach mit ihrer Gabel in den Schmorbraten. »Er sollte nicht so kurz nachdem du das Baby verloren hast, mit dir streiten. Keine Frau ist die nächsten paar Monate nach so etwas bei klarem Verstand.«
    Betty erzählte ihr von Alaska.
    »Ich gieß’ uns mal einen Drink ein«, meinte Bobbie.
    Und so saßen sie nun auf der Veranda und froren sich den Hintern ab, während ihnen der Gin in der Kehle brannte und Smelly ihnen zu Füßen lag, ruhig und ungebadet.
    »Du musst nicht nach Alaska gehen«, wiederholte Bobbie.
    »Na ja, ich will nicht, dass er unglücklich ist.«
    »Werd wieder schwanger.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Betty. »Ich glaube, dass Bill damit lieber noch eine Weile warten will. Er war nicht wirklich begeistert, dass ich so schnell schwanger wurde.« Sie seufzte: »Obwohl ich es möglicherweise nicht beeinflussen kann.«
    Es war schwierig, die Kalendermethode anzuwenden, wenn sie drei oder vier Mal pro Woche Sex hatten und ihr Verlangen nach ihm genau in der Zeit im Monat am größten war, in der sie Enthaltsamkeit üben sollte.
    »Dann finde einen Kompromiss«, meinte Bobbie. »Er will nach Alaska gehen, du nicht. Also such dir einen Ort aus, wo du leben willst, und überzeuge ihn davon, dass er das auch will.«
    Betty verdrehte die Augen: »Du liest zu viele Magazine. Den möchte ich sehen, der Bill Pavalak von irgendetwas überzeugt.« Sie schloss die Augen und sog den Duft der neben dem Haus aufragenden Douglastannen ein, das Aroma des Schmorbratens, den leicht modrigen Geruch der alten Holzveranda. »Und ich will Seattle nicht verlassen. Ich bin glücklich hier.«
    »Daran hättest du denken sollen, bevor du geheiratet hast.«
    »Ich habe über nicht viel anderes als über Bill nachgedacht, bevor ich geheiratet habe.«
    »Ich weiß«, sagte Bobbie. Sie schaukelte einen Moment lang schweigend auf der Veranda. »Er ist kein Mensch, der an einem Ort glücklich werden kann, Bets. Du musst seinem Bedürfnis nach Veränderung in manchen Bereichen nachgeben, damit er nicht in anderen nachgibt.«
    »Was soll das heißen?« Bettys Stimme klang schärfer als beabsichtigt.
    »Das heißt, dass er seine erste Frau betrogen hat. – Sieh mich nicht so an, Dick hat mir davon erzählt. – Und du willst doch wohl nicht, dass er dich betrügt.«
    »Wenn ich nach Alaska ziehen muss, um sicherzustellen, dass er nicht fremdgeht, hätte ich ihn nicht heiraten dürfen«, erwiderte Betty.
    Unten in der Straße bellte ein Hund. Ein langes

Weitere Kostenlose Bücher