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Das Leuchten der Insel

Das Leuchten der Insel

Titel: Das Leuchten der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McCleary
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Wellen in der Bucht herein. Sie hielt während des Essens mehrfach inne und lauschte und wartete, um dann schließlich zu merken, dass das, worauf sie wartete, Lärm war. Die brummenden, pochenden, sirrenden Geräusche von zu Hause – Öfen, Kühlschränke, Geschirrspüler, Waschmaschinen, Computer, Fernseher – fehlten. Keine Autos oder Lastwagen heulten draußen auf, keine Sirenen jaulten, keine Telefone oder Radios oder Fernseher plärrten. Der einzige Hinweis auf moderne Technologie war ein Laptop, der auf der Theke in einer Ecke neben einem blechernen Brotkasten stand.
    Sie aßen an einem langen Kieferntisch, zu dessen beiden Seiten Bänke standen, wie in einem großen Holzfällerlager oder auf einer Ranch. Katie plauderte während der gesamten Malzeit mit Hood und Baker, während sich Barfuß und Quinn über Wasserschildkröten unterhielten und Jim und Betty Susannah Geschichten über andere Bewohner von Sounder erzählten. Dann räumten sie das Geschirr ab, stellten es ins Spülbecken und setzten sich wieder an den Tisch, um den Pflaumenwein von Barfuß zu trinken, der wirklich süß war, aber Susannahs Brust und Bauch auch mit einer sich wohltuend ausbreitenden Wärme erfüllte. Die Kinder waren ins andere Zimmer gegangen und spielten Karten. Und nach den vergangenen langen Monaten voller Angst und Sorge spürte Susannah nun, wie sich die verkrampften Muskeln in ihrem Nacken und ihren Schultern zu entspannen begannen. Sie schob ihr leeres Weinglas zu Barfuß hin, der es aus der Flasche, die neben seinem Ellenbogen stand, wieder füllte.
    Jim zündete sich eine dicke Zigarre an und lehnte sich in seinem Stuhl ihr gegenüber zurück. Die flackernden Kerzen auf dem Tisch spiegelten sich in seinen Brillengläsern, sodass sie seine Augen nicht sehen konnte.
    »So«, sagte er. »Sie kennen uns jetzt. Wir haben gemeinsam gegessen. Möchten Sie uns nicht erzählen, was Sie wirklich dazu bewogen hat, hierher zu kommen?«
    Susannah zögerte. Sie wollte nicht, dass Katie hier von ihren früheren Fehlern heimgesucht wurde, bevor irgendjemand sie kennengelernt hatte. Und Susannah wollte auch nicht das Gefühl haben, vorverurteilt zu werden wie zu Hause, als wären ihr die Buchstaben SE für Schlechte Eltern tiefrot in die Stirn gebrannt.
    »Wir sind hier, weil Katie in Schwierigkeiten steckte«, sagte sie und drehte den Stil des Weinglases zwischen ihren Fingern hin und her, während sie versuchte zu entscheiden, was sie preisgeben sollte. Sie vertraute den Pavalaks bereits; sicherlich würden sie nicht über sie richten. »Katie hat sich hinter unserem Rücken mit einem älteren Jungen getroffen.« Susannah hielt ihren Blick auf den rostroten Wein in ihrem Glas gesenkt. Sie erzählte ihnen von Zachs Website, von seiner Wette darauf, dass er bis zum 1. November mit Katie Sex haben würde. Dann berichtete sie ihnen von Katies Trinkerei auf der Party, der Alkoholvergiftung, der beängstigenden Fahrt in die Notaufnahme. Nach einer Pause sagte sie: »Ich musste sie da rausholen.«
    »Aus diesem Grund sollten sie den Riemen an den Schulen wieder einführen«, meinte Barfuß. »Oder den Rohrstock. Man sollte diesen kleinem Drecksack von Freund mal kräftig den Hintern versohlen, dann wird er sehr bestrebt sein, junge Damen respektvoller zu behandeln.«
    »Amen«, meinte Betty.
    »Wir haben unser eigenes …«, setzte Jim an, aber er wurde von Hood unterbrochen, der in die Küche kam und in den Schubladen herumsuchte. »Wir wollen Taschenlampen-Fangen spielen«, erklärte er. »Wo sind die Taschenlampen, Grim?«
    »Wo sie immer sind«, sagte Betty. »Unterste Schublade rechts.«
    Die anderen kamen ebenfalls herein und griffen sich ihre Sweatshirts und Jacken. Quinn wirkte nervös. Susannah konnte sehen, wie sehr er sich danach sehnte, sich an allen Unternehmungen zu beteiligen und zu allem bereit zu sein, aber sie konnte auch seine Angst sehen – wovor genau, wusste sie nicht.
    Baker schien Quinns Zögern zu spüren, denn er nahm eine große gelbe Taschenlampe vom Tresen und gab sie Quinn mit den Worten: »Wir werden Partner sein. Hier, du nimmst die.«
    Susannah sah zu Jim hinüber, der weiter am Tisch saß und an seiner Zigarre paffte. Er wirkte überhaupt nicht nervös bei der Vorstellung, dass die Kinder in der pechschwarzen Dunkelheit einer Sounder-Nacht draußen herumliefen, ganz in der Nähe der Bucht. Also musste es in Ordnung sein.
    Quinn wickelte sich das Haar um den Finger. Er blickte sich im Raum um, und sein

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