Das Leuchten der Insel
aufzurichten.
»Wusstest du, dass männliche Schildkröten in der Wildnis nach dem Sex manchmal genauso auf den Rücken fallen wie Otis?«, hatte Quinn Susannah gefragt. »Nur dass sie niemanden wie mich in ihrer Nähe haben, der sie wieder auf die Füße setzt, und dann verhungern sie . Wirklich.«
Quinn liebte diese bizarren Tatsachen über Schildkröten ebenso wie er Otis liebte, was es umso ungeheuerlicher machte, dass Katie Otis’ Frau einfach gegen die Wand geschmettert hatte.
»Ich heb’ die Stücke auf«, sagte Susannah. »Mach dich fertig fürs Bett, Quinn.« Nachdem Quinn den Raum verlassen hatte, wandte sie sich Katie zu und stemmte die Hände in die Hüften. »Warum? Warum hast du das getan?«
»Was schert es dich?«, meinte Katie. »Ich will nicht darüber reden.«
Sie nahm ihren iPod, steckte sich die Stöpsel in die Ohren und stellte ihn an.
»Ich habe mein Gespräch mit dir noch nicht beendet«, beharrte Susannah.
Katie setzte sich auf die Couch und legte die Füße auf den Wohnzimmertisch.
»Wie kannst du es wagen! STELL DAS AUS!«
»Du siehst nie meine Seite bei irgendwas«, erwiderte Katie mit lauter Stimme, um die hämmernde Musik aus ihren Kopfhörern zu übertönen. »Du nimmst an, dein geliebter kleiner Quinnie würde nie jemanden provozieren, stimmt’s?«
»Wir reden nicht über Quinn«, sagte Susannah. »Wir reden über dich . Was du getan hast, war gemein.«
»Du hast recht«, erwiderte Katie mit vor Sarkasmus triefender Stimme. »Du hast immer recht.«
»Lass diese Unverschämtheiten!« Susannah merkte, wie die Wut in ihr hochstieg und von ihr Besitz ergriff. »Stell die Musik jetzt aus.«
»Geh mir nicht auf den Zeiger«, wehrte Katie ab. »Du bist unglaublich blöde.«
Reflexartig hob Susannah die Hand, um ihr eine Ohrfeige zu geben. Doch stattdessen riss sie ihrer Tochter den iPod aus der Hand, marschierte damit ins Badezimmer, warf ihn in die Toilette und spülte ihn hinunter.
Katie schrie empört auf. »Du bist verrückt«, brüllte sie, während sie auf den Wasserstrudel in der Toilette starrte. »Du bist völlig wahnsinnig. Herr im Himmel!«
Susannah war so wütend, dass sie kaum atmen konnte, ihre Brust und Kehle waren wie zugeschnürt. »Wenn du mir gegenüber nicht den Respekt aufbringst, mir zuzuhören, wenn ich mit dir rede, dann hast du keinen iPod verdient.«
Katie drehte sich um und rannte aus dem Zimmer. Susannah hörte die Schlafzimmertür zuknallen und dann erstickte Schluchzer. Seufzend ging Susannah ins Wohnzimmer zurück und ließ sich auf die Couch fallen. Quinn folgte ihr.
»Glaubst du, dass Otis vor Kummer sterben wird?«, fragte er.
Sie sah ihn an. »Nein, Schatz. Ich fahre morgen nach Friday Harbor. Vielleicht kann ich eine neue Frau für Otis finden.«
»Das wäre toll«, meinte Quinn hoffnungsvoll. »Aber sie muss genau die richtige Größe haben.«
»Ich weiß. Geh und putz dir die Zähne.«
Sie hörte das Gluckern im Waschbecken, das Rauschen der Toilettenspülung.
»Mom? Mom! «
Sie sprang auf und rannte ins Badezimmer, wo sie sah, dass die offenbar gegen Katies iPod rebellierende Toilette überfloss. Das Wasser ergoss sich über den Badezimmerboden. Sie sah sich hastig nach einer Saugglocke um, fand aber keine. »Verdammt!« Das Wasser spritzte über ihre Schuhe, bis zu ihren Knöcheln. Sie griff sich Handtücher und warf sie auf den Boden. Sie wusste nichts über die Mechanik von Toiletten. Gab es irgendwo einen Hahn zum Abstellen des Wassers? Hatte ihn Jim ihr gezeigt, als er ihr etwas über die Verteilungssysteme und 2D-Watt-Lampen oder weiß der Teufel was erzählt hatte?
Katie erschien in der Tür, ging zur Toilette, griff nach unten und drehte an einem Knopf an der Wand.
»Da stellt man das Wasser ab«, erklärte sie. »Baker und Hood haben es mir gezeigt.«
»Gott sei Dank«, sagte Susannah und seufzte. Sie sah sich um und erblickte einen Mopp in der Ecke des Badezimmers. Sie ergriff ihn und wandte sich Katie zu. »Du wischst das auf. Ich werde Jim morgen früh anrufen und ihn bitten, die Toilette in Ordnung zu bringen. Bis dahin werden wir einfach nach draußen gehen müssen.«
»Warum muss ich das aufwischen?«, fragte Katie. » Du bist diejenige, die …«
Erschöpfung und Ärger stiegen in Susannah auf, und sie schob den Mopp mit solcher Wucht zu Katie hin, dass der Griff fast an deren Stirn knallte. Katie riss erstaunt die Augen auf. » Ich kann nicht mehr «, erklärte Susannah. »Halt den Mund und wisch
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