Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
strich. Zwei paillettenbesetzte Schnallen hielten die Träger auf ihren Schultern. Dazu gab ihr Adelaide noch ein fein besticktes Schultertuch, das gleichzeitig wärmte und für etwas mehr Schicklichkeit sorgte.
»Hier, das wirst du brauchen. Ich bin froh, dass du ein paar umgängliche junge Leute kennengelernt hast.«
»So jung sind sie gar nicht, Adelaide. Und alles sehr gebildete Herrschaften, hauptsächlich Engländer und Schotten. Mr. Elliott ist mindestens zweiunddreißig.«
»Wir treffen uns dann im Speisesaal der ersten Klasse, wenn der Gong zum Essen ruft«, konnte Adelaide Margaret nur noch hinterherrufen, weil diese schon aus dem Zimmer gerauscht war.
An der Bar hatte sich dieselbe Gruppe versammelt wie vorhin beim Wurfringspiel, zudem noch einige Paare, die Margaret schon am Pool gesehen hatte. Alle waren elegant gekleidet. Margaret fand, dass sie aussahen wie aus einer Reklame für teure Zigaretten oder Wermut, bei der die Herren in Jacketts und die Damen in engen Abendkleidern mit elfenbeinernen Zigarettenspitzen rauchten und aus Martinigläsern tranken.
Roland trug einen perfekt sitzenden Smoking. Als er sie sah, nahm er ein Glas Champagner von einem Tablett, das der Kellner anbot, und reichte es Margaret. Er selbst genehmigte sich einen Whisky. »Wollen wir uns setzen?« Er wies auf einen gemütlich aussehenden Tisch aus Bambusrohr und einige Stühle, die unter einer bunten Lichterkette standen.
Sie bemerkte, wie vorsichtig er sich setzte, um seine Hose nicht zu verknittern.
Dann erhob er sein Glas. »Zum Wohl, Margaret.« Er nippte an seinem Getränk, zog dann ein Silberetui aus seiner Jackentasche, nahm sich eine Zigarette und klopfte sie leicht auf den Deckel, bevor er ein dazu passendes Feuerzeug aufschnappen ließ. »Oh, Entschuldigung. Möchten Sie auch eine?« Er hielt ihr das Etui hin.
»Nein, danke«, sagte Margaret. »Obwohl ich mir gelegentlich eine gönne.« Das stimmte sogar, auch wenn sie nur rauchte, um ihre Mutter und Adelaide zu ärgern, denn eigentlich mochte sie den Geschmack von Zigaretten nicht besonders.
»Reisen Sie viel?«, erkundigte sich Margaret.
»Kommt darauf an. Meine Großeltern sind schon recht betagt, und Mutter lebt bei ihnen in Kent, um nach ihnen zu sehen. Ich war nur dort, um die drei zu besuchen.«
»Werden Sie länger in Malaya bleiben?«
Er zog eine Augenbraue hoch. »Allerdings. Mein Vater besitzt dort eine Kautschukplantage, sie heißt Utopia. Das ist mein Zuhause. Ich bin dort geboren, und abgesehen vom Internat und von Cambridge, habe ich mein ganzes Leben dort verbracht.« Er blies eine dünne Spirale aus Rauch in die Luft. »Aber Sie haben recht, ich habe die Reise nach England und zurück schon einige Male gemacht.«
»Haben Sie viele Freunde in England?«, fragte Margaret, die versuchte, sich so ein Leben, zerrissen zwischen zwei Ländern, vorzustellen.
»Oh, aber natürlich. Ich habe Freunde, die in Singapur, da und dort in Malaya und in ganz Indien verstreut leben, aber das bringt das Empire nun mal so mit sich. Manche sind im Staatsdienst, andere arbeiten als Plantagenverwalter und so weiter. Doch das ist sicherlich nicht besonders interessant für Sie.« Er sprach sanft, doch sein Blick war forschend.
Margaret interessierte sich indes für alles, was Roland sagte. »Aber gewiss doch! Das klingt so faszinierend. So abenteuerlich und, na ja, nach einem spannenden Leben. Nicht wie mein langweiliger Alltagstrott in Brisbane.«
Ein leises Lächeln spielte um seine Lippen. »Langweilig ist es nicht in Malaya. Oft ist es sogar recht abenteuerlich, wie Sie sagen, aber Abenteuer sind nicht immer angenehm. Das Leben ist das, was man daraus macht, n’est-ce pas?« Er drückte seine Zigarette aus. »Noch einen Champagner?«
»Warum nicht? Danke schön.« Margaret ließ die Stola von ihren nackten Schultern gleiten und lehnte sich zurück. »Es wird mir schwerfallen, mich nach dieser Tour wieder zu Hause einzugewöhnen. Ich habe meine Leidenschaft fürs Reisen entdeckt. Man bekommt so viele Anregungen. Auch wenn es etwas lästig war, immer Miss Monkton als Anstandsdame dabeizuhaben, aber meine Eltern haben es so gewollt.«
»Vielleicht könnten Sie ja noch einen Abstecher einplanen. Wenn wir in Port Said einlaufen zum Beispiel, das finden Sie sicher sehr interessant. Und Colombo kenne ich wie meine Westentasche, vielleicht darf ich es Ihnen zeigen? Mit Miss Monkton natürlich. Ich gehe dort von Bord, aber wir könnten uns die Stadt ansehen,
Weitere Kostenlose Bücher