Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
bevor das Schiff nach Singapur weiterfährt. Vielleicht könnten wir etwas organisieren.«
»Oh, Sie gehen in Colombo von Bord. Ich will Ihnen nicht die Zeit stehlen …«
Er machte eine lässige Bewegung mit seiner Zigarette. »Es würde mich wirklich freuen. Viel Zeit haben wir dort zwar nicht, aber wir könnten das Beste daraus machen.«
Margaret war enttäuscht, dass er nicht bis nach Australien mitreiste, bedachte ihn aber mit einem umwerfenden Lächeln und nahm sich vor, wirklich das Beste aus der verbleibenden Zeit zu machen.
»Das wäre wundervoll. Adelaide hat zwar Bedenken, in bestimmten Gegenden an Land zu gehen, aber ich bin mir sicher, Sie kennen die schönsten Sehenswürdigkeiten.« Sie lachte und hoffte, er würde sie allein mitnehmen, nicht zusammen mit seinen Freunden.
»Es läutet zum Essen.« Roland erhob sich und bot ihr den Arm.
»Danke für den Champagner.«
»Es war mir ein Vergnügen.« Er nickte ihr mit einem warmen Lächeln zu, dann gingen sie zusammen in den Speisesaal.
Die Dekoration im großen Speisesaal fanden Adelaide und Margaret sehr beeindruckend. Kerzen leuchteten über Tafelaufsätzen, in denen frische Rosen aus dem Kühlraum steckten. Überall funkelte Kristallglas, und auf dem goldgeränderten Tafelservice prangte das Wappen der Schifffahrtsgesellschaft. In der Mitte des Raumes ragten, von Gazetuch und Blattwerk umrankt, Säulen empor, auf denen ein mit aufwendigem Stuck verziertes Oberlicht ruhte.
Roland führte Margaret zum Tisch des Kapitäns, während Adelaide dort am Arm eines förmlich gekleideten Schiffsoffiziers erschien. Die Männer am Tisch erhoben sich, während die Damen Platz nahmen. Sie hatten den Kapitän schon beim Cocktailempfang kennengelernt.
Als Margaret von dem Herrn zu ihrer Rechten gefragt wurde, wo sie gewesen sei und welche Pläne sie für die Zukunft habe, antwortete sie ruhig: »Miss Monkton und ich haben uns Europa angesehen, was wirklich sehr interessant war. Diese Kreuzfahrt war ein Geschenk meiner Eltern zu meinem einundzwanzigsten Geburtstag. Jetzt kehre ich nach Brisbane zurück, wo meine Familie lebt. Doch ich würde gerne öfter reisen.«
Adelaide blinzelte verwundert. Von diesem Wunsch Margarets hörte sie zum ersten Mal.
»Ich finde auch, man sollte erst die Welt kennenlernen, bevor man sich niederlässt«, meinte eine andere Frau am Tisch.
Margaret fügte höflich hinzu: »Ich freue mich schon sehr darauf, Port Said und vor allem Colombo zu besichtigen. Mr. Elliott wollte mir einige der Sehenswürdigkeiten zeigen.«
»Aber halten Sie sich von diesen halsabschneiderischen Märkten fern«, riet der Kapitän. »Vorsicht ist auch beim Kauf von Edelsteinen geboten, es handelt sich oft um Fälschungen, wissen Sie.«
Roland lächelte Margaret an. »Vielleicht könnten wir auch einen Abstecher nach Kandy machen, der alten singhalesischen Hauptstadt. Dort gibt es ein paar wirklich exotische buddhistische Tempel.«
»Wie exotisch?«, fragte Adelaide mit einem leichten Stirnrunzeln. »Ich habe von diesen Orten gehört, und die Schnitzereien sollen, nun ja, mitunter ziemlich unverblümt sein. Vielleicht ist das doch nicht so passend für eine junge Dame.«
»Es gibt ja auch immer noch Cinnamon Gardens«, schlug eine der Frauen am Tisch vor.
»Ja, eine sehr gute Idee«, pflichtete Roland ihr bei und wandte sich an Adelaide. »Haben Sie schon öfter den Fernen Osten besucht, Miss Monkton?«
»Nein, ich bevorzuge die europäische Kultur«, entgegnete Adelaide.
»Sie sollten sich Malaya ansehen. Sie werden es schrecklich interessant finden«, sagte der Kapitän vergnügt, »nicht wahr, Mr. Elliott?«
»Leben Sie dort?«, fragte Adelaide.
Der Kapitän lachte herzhaft. »Bei Gott, ja. Diese jungen Burschen verdienen sich mit dem Kautschukhandel eine goldene Nase. Stimmt’s, Mr. Elliott?«
»Manche«, meinte Roland bescheiden.
»Von welcher Kautschukplantage kommen Sie?«, fragte ein Colonel im Ruhestand, der seine betagte Schwester in Australien besuchen wollte.
»Sie heißt Utopia und befindet sich im Bundesstaat Perak, wo es zugegebenermaßen manchmal noch ein bisschen wild zugeht«, erklärte Roland, bevor er das Thema wechselte und den Kapitän zu seinen Abenteuern auf See befragte.
Während sie ihr Dessert aß, warf Adelaide Margaret einen kurzen Blick zu und dachte sich, dass Mr. Elliott nun wohl aus dem Rennen sein dürfte. Sie konnte sich Margaret beim besten Willen nicht in einem Dschungel vorstellen.
Doch dies tat
Weitere Kostenlose Bücher