Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
Margarets Interesse an dem charmanten Roland Elliott keinen Abbruch. Wenn Adelaide ihr Mittagsschläfchen hielt, sah man das Paar oft auf dem Oberdeck, wo sich Margaret amerikanische Limonade mit Vanilleeis schmecken ließ, während Roland sich mit Tee begnügte.
Lange und ausführlich fragte sie ihn über sein Leben in Malaya aus und versuchte zu verstehen, was genau er dort tat und wie eine Plantage funktionierte. Sie fand alle seine Auskünfte interessant, selbst Themen wie den täglichen Appell, die Notwendigkeit, stets ein Auge auf die einheimischen Arbeiter zu haben, die Probleme, die die Binnenlage des Landguts mit sich brachte, die kommunistischen Störenfriede, die fallenden Zinnpreise, die Idee, einen Teil der Kautschukplantage auf Palmölproduktion umzustellen, und das neu erwachte Interesse an Kautschuk infolge der wirtschaftlichen Erholung nach der Depression.
Was Margaret aber vor allem wissen wollte, waren einige Details seines Privatlebens. Gab es eine Frau in Roland Elliotts Leben?
In der Schiffsbibliothek fand sie die Autobiographie eines britischen Plantagenbesitzers, der Anfang des 20. Jahrhunderts in Malaya gelebt hatte und sich nicht scheute, über den Charme der einheimischen Frauen in den Bordellen zu berichten. Margaret fragte sich, ob Roland von dieser Seite Malayas wusste. Doch mit all ihren dezenten, leicht hingeworfenen Fragen gelang es ihr nicht, an der liebenswürdigen Fassade Roland Elliotts zu kratzen.
Später brachte sie das Thema Adelaide gegenüber zur Sprache. »Warum, glaubst du, ist Mr. Elliott nicht verheiratet? Meinst du, er hat eine einheimische Geliebte?«
Adelaide war empört. »Margaret! Was kümmern dich solche Dinge? Das geht dich gar nichts an. Ich denke, du solltest dir nicht den Kopf über einen Herrn zerbrechen, der in Kürze das Schiff verlassen wird und den du ohnehin nie wiedersehen wirst.«
Insgeheim hatte Adelaide sich allerdings auch gefragt, weshalb Mr. Elliott noch alleinstehend war, obwohl er doch aus so gutem Hause kam und offensichtlich sehr wohlhabend war. Aber da er höflich und umgänglich war, hatte Adelaide keine allzu großen Bedenken, wenn Margaret sich auf diesen kleinen Urlaubsflirt einließ.
Obwohl Roland viel über sein Leben und seine Familie in Malaya zu erzählen wusste, gelang es auch Margaret, ihm Eindrücke von Queensland zu vermitteln. Sie schilderte, wie ihr Vater ihr und ihrer Schwester das Segeln in einem kleinen hölzernen Dingi in der Moreton Bay beigebracht hatte, und beschrieb das Great Barrier Reef, das sie bei einem Familienurlaub auf den Whitsunday Islands gesehen hatte.
Bald traten Roland und Margaret bei den gesellschaftlichen Ereignissen an Bord als Paar in Erscheinung, sie tanzten zusammen bei den Abendveranstaltungen auf dem Pooldeck unter dem Sternenhimmel und bei Jazztanz und Tanztee im Ballsaal. Sie spielten Decktennis und das Wurfringspiel und gelegentlich auch Karten. Margaret war nun regelmäßig am Pool des B-Decks anzutreffen, wo sie ein Sonnenbad nahm, während Roland und seine Freunde Wasserball spielten.
»Sie sind bildhübsch, wie Sie so in der Sonne braten«, sagte er.
Für Margaret war es eine herrliche Zeit. Sie fühlte sich, als wäre sie Mitglied eines glamourösen Clubs geworden, in dem jeder ihr bester Freund war, sie war beliebt, man schmeichelte ihr, jeder machte ihr seine Aufwartung. Mit Gelächter, Musik und Tanz flogen die Tage förmlich dahin. Sie wusste, dass sie sich in Roland Elliott verliebt hatte. Als sie eines Abends über das stille, mondbeschienene Deck schlenderten und stehen blieben, um auf das leuchtende Meer hinauszuschauen, küsste er sie sanft.
Es entging Adelaide nicht, wie Margaret sich demonstrativ bei Roland unterhakte und wie nah sie nebeneinandersaßen, während sie sich angeregt unterhielten.
»Genieß die Reise«, riet Adelaide. »Aber mach dir keine Hoffnungen, dass aus dieser Freundschaft mehr wird.«
Margaret schwebte wie auf Wolken, sie war betört von sternenklaren Nächten, der Meeresluft und der Wärme von Rolands Umarmungen, wenn sie tanzten oder sich küssten. Sie spielten und sangen zusammen und genossen den fröhlichen Spaß von Kostümfesten, Quiznächten und einem lustigen Talentwettbewerb. So vergingen die Tage auf See, und die Außenwelt zählte nicht mehr.
Roland, Margaret und drei andere Pärchen hatten sich miteinander angefreundet. Zusammen besuchten sie Port Said, bummelten über den Marktplatz und den Basar und landeten schließlich in
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