Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
wirklich zu schätzen.«
Julie freute sich, David Cooper kennengelernt zu haben. »Danke, Großtante Bette«, murmelte sie.
Zwei Dutzend Familien hatten sich im Garten eines der bedrohten Häuser zusammengefunden, das ebenfalls schon seit Generationen derselben Familie gehörte. Die empörten Nachbarn wählten Caroline und einen anderen Anwohner zu ihren Sprechern. Außerdem war der Bezirksrat Fred Louden vorbeigekommen, um sich die Sorgen der Bürger in seinem Wahlkreis anzuhören. David Cooper saß mit einem Aufnahmegerät und einem Notizblock im Hintergrund, was Fred Louden zu der besorgten Frage veranlasste, ob er Journalist sei. Als David erwiderte, er sei ein Bekannter der Reagans, lächelte Louden leutselig und setzte sich auf seinen Platz.
Caroline las den Brief vor, den sie alle erhalten hatten, und fuhr in ruhigem Tonfall fort: »Wir alle verstehen, was uns dieses Schreiben sagen will: Die Bezirksverwaltung plant, einen Teil unseres Viertels wieder der öffentlichen Hand zuzuführen, um auf dem enteigneten Grund eine Umgehungsstraße zu bauen, um den Verkehrsfluss zu verbessern und den künftigen Aufbau einer Infrastruktur zu erleichtern.« Sie schwieg einen Augenblick, ehe sie fortfuhr: »Was auch immer das genau bedeuten mag. Aber da kann uns hoffentlich Mr. Louden aufklären.«
Doch der Bezirksrat sprach so vage und allgemein – über das Wachstum von Brisbane und dass die Einwohner Opfer bringen müssten und selbstverständlich angemessen entschädigt würden –, dass keiner der Anwesenden danach wirklich schlauer war, was die Bezirksverwaltung im Einzelnen plante. Als Caroline ihre Nachbarn danach aufforderte, sich dazu zu äußern und Fragen zu stellen, hagelte es Beschwerden. David Cooper kam beim Mitschreiben kaum mehr nach.
»Mr. Louden, hat sich irgendwer in der Bezirksverwaltung oder im Straßenbauamt mal die Mühe gemacht hierherzukommen und sich anzuschauen, wo diese angedachte Straße verlaufen soll?«, wollte eine Frau wissen. »Haben sie gesehen, was für wunderschöne Häuser und Gärten dieser Planung zum Opfer fallen?«
»Natürlich nicht«, rief ein anderer Anwohner. »Die haben nur auf die Karte geguckt und gesehen, wie nahe wir an der Stadt sind. Und weil unsere Häuser schon vor über hundert Jahren gebaut worden sind, haben sie gedacht, dass alles hier baufällig ist. Was aber nicht stimmt! Diese Häuser sind bewohnt, und wir sind stolz auf sie.«
»Was ist mit den Geschäften und der Schule und der Bücherei?«, fragte jemand. »Unsere Kinder müssten eine verdammte mehrspurige Schnellstraße überqueren, nur um zur Schule zu kommen – wie soll das gehen?«
»Werden die Schule und die Bücherei auch umgesiedelt?«
Fred Louden hielt den Kopf gesenkt und machte sich augenscheinlich Notizen, aber seine Antworten waren nichtssagend und beschwichtigend.
David warf Julie einen Blick zu. Sie ging nach hinten und setzte sich neben ihn.
»Es wäre interessant, welche Untersuchungen und Berichte den Plänen zugrunde liegen beziehungsweise was die Behörden in dieser Hinsicht noch vorhaben«, warf er ein. »Umweltverträglichkeitsstudien, Lärmgutachten, Landschaftsschutzmaßnahmen und dergleichen.«
»Das gehört alles zur Machbarkeitsstudie«, erwiderte Fred Louden aalglatt und schlug sein Notizbuch zu. »Ganz offensichtlich muss noch eine Menge abgearbeitet werden, ehe eine endgültige Entscheidung fällt. Unter anderem ist die Bezirksverwaltung zu einer Anwohneranhörung verpflichtet. Danke für die Einladung zu Ihrem Treffen. Ich muss noch zu einem anderen Termin, und sicher haben Sie einiges unter sich zu bereden.«
Nachdem Louden gegangen war, wurde es unruhig.
»Und was schließen wir nun daraus?«, fragte Caroline.
»Viel Neues hat er ja nicht erzählt«, meinte Julie. »Wir sollten uns eine gemeinsame Strategie überlegen.«
»Wie wär’s, wenn wir uns an unsere Eingangstore ketten, mit Plakaten, auf denen ›Wir gehen nirgendwohin!‹ steht, und die Medien informieren?«, lautete ein Vorschlag.
»Was ist mit dem National Trust? Könnten die Häuser nicht als kulturelles Erbe unter Denkmalschutz gestellt werden, so dass sich niemand daran vergreifen darf?«, fragte jemand.
Caroline sah ihren Mann an. »Wir hatten das mal überlegt, aber da gab es zu viele Bestimmungen, welche Modernisierungen und Veränderungen einem dann noch erlaubt sind.«
»Nicht dass wir je in die Gebäudestruktur eingegriffen hätten, das hatten wir nie vor. Keiner will ein
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