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Das Leuchten der schottischen Wälder

Das Leuchten der schottischen Wälder

Titel: Das Leuchten der schottischen Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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Ihre Tiere.“
    Du hast gut reden, dachte Lena verärgert. Du sitzt an deinem Schreibtisch im Revier und dirigierst die Leute durch ein paar Ferngespräche. Trotzdem war sie dankbar für seine Warnungen und eilte keuchend weiter. Als die ersten Sonnenstrahlen über dem Ben-Starav-Massiv im Osten blinkten, antworteten die Hunde zum ersten Mal. Und dann stürmten sie wild und ausgelassen vor Freude auf Lena zu, rissen sie fast um und scheuchten die schlafenden Tiere vom Boden hoch. Lena gab mit der Pfeife die Signale, die Hunde gehorchten sofort, und die Herde, noch träge und unwillig, setzte sich in Bewegung. Da sieben Jungtiere zwischen den Alpakas herumliefen, musste Lena dafür sorgen, dass sich die Herde langsam fortbewegte. Außerdem sah sie, dass einige Stuten trächtig und kurz vor dem Fohlen waren, und darauf musste sie Rücksicht nehmen. Die Stuten fohlten gern morgens im Sonnenlicht, damit ihre Jungtiere sogleich Wärme bekamen und ihren ersten Tag im Sonnenschein genießen konnten. Aber darauf konnte Lena heute keine Rücksicht nehmen.
    Hier draußen gab es keine abgezäunten Weideflächen, hier lebten die Herden in der Wildnis, und die Besitzer brauchten sehr gut ausgebildete Hunde, die die Tiere zusammenhielten. So sehr Lena ihren Alpakas die wunderbare Freiheit gönnte, heute wäre es ihr lieber gewesen, Weidezäune, Gatter und Tore um sich herum zu wissen. Die Hunde hatten große Mühe, die nun wach gewordenen und ausgeruhten Tiere im Zaum zu halten.
    Immer wieder versuchten vor allem die Hengste auszubrechen und irgendwo zwischen Felsen und Gräben und Sträuchern frisches Futter zu entdecken. Und den Hengsten folgten die Stuten nur allzu gern.
    Besorgt betrachtete Lena den Himmel. Kann man die Aschewolken kommen sehen? Wie hoch oder wie niedrig werden sie übers Land ziehen? Kommt die Asche dann wie ein Regenguss herunter, oder wird sie in Nebelschwaden um die Berge ziehen? Was passiert, wenn die Lava-Asche den Boden bedeckt, woher bekomme ich dann das Futter für meine Tiere? Und wie lange liegt diese Asche danach auf den Weiden? Spült ein Regenguss sie fort, oder sickert sie in die Erde ein und verdirbt das Gras und die Pflanzen? Fragen über Fragen und nicht eine einzige Antwort.
    Aber bevor ihre Ängste sie in die Verzweiflung trieben, dachte Lena an die anderen Viehbesitzer. Hunderte von Schafen waren den Sommer über in den Highlands unterwegs, für sie alle musste eine Lösung gefunden werden, also würde es auch für ihre Alpakas eine Lösung geben. Aber wer hat Erfahrung mit solchen Vulkanausbrüchen, dachte Lena, so weit ich mich zurückerinnern kann, hat es so etwas noch nie gegeben. Und dass die Aschewolke nun ausgerechnet auf uns zutreibt, bedeutet wirklich die absolute Katastrophe.
    Lena beobachtete eine braun-weiß gefleckte Stute, die plötzlich zurückblieb. Sie rief Lilly zu sich, die vergeblich versuchte, das Alpaka zur Herde zu treiben. Und dann sah Lena, wie sich die kleine Stute aufblähte und hinter ihr plötzlich winzige Hufe und dürre Beinchen sichtbar wurden. Das Fohlen würde gleich auf die Welt kommen, die Geburt dauerte bei Alpakas normalerweise nie lange. Lena wusste, dass Alpakas in Stehen gebären und lief schnell zu dem Muttertier. Da rutschte das Fohlen schon sanft zu Boden, und Lena stand bereit, um dem Kleinen auf die Beine zu helfen, falls nötig. Der Geburtssack war geplatzt, und die Stute leckte bereits ihr Junges, schaute aber gleichzeitig ängstlich hinter der Herde her, die ohne Rücksicht weiter zum Stall getrieben wurde. Das Tier will zu den anderen, überlegte Lena, zog schnell ihren Trenchcoat aus, bückte sich, wickelte das Fohlen hinein und nahm es auf den Arm. Es war schwerer, als Lena gedacht hatte, aber sie konnte das kleine Wesen unmöglich allein zurücklassen. Also stemmte sie das Tierchen auf ihre Schulter und trug es langsam hinter der Herde her. Die Stute und der Border Collie folgten ihr, und langsam näherten sie sich dem Dorf und dem Stall. Mit letzter Kraft schleppte Lena sich zur Bank vor dem Haus, ließ das feuchte Bündel vorsichtig auf die Erde gleiten und wickelte das Fohlen aus dem Mantel. Sofort begann die Stute das Jungtier zu lecken, das sich nach wenigen Augenblicken auf die langen, dünnen Beinchen stellte, sich vorsichtig schüttelte und dann der Mutter in den Stall folgte. Einige Stuten umringten die beiden, und dann waren sie in der Menge der Alpakas verschwunden.
    Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als endlich das

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