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Das Leuchten der schottischen Wälder

Das Leuchten der schottischen Wälder

Titel: Das Leuchten der schottischen Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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letzte Alpaka in den Stall stolperte. Für die Jungtiere war es ein ungewohnt langer und mühsamer Heimweg gewesen. Tom bemühte sich, Planen über die offenen Seiten des großen Laufstalles zu ziehen, um die Tiere abzusichern. Lena, völlig erschöpft von dem weiten, strapazenreichen Weg, war ins Haus gegangen, um zu duschen und sich umzuziehen. Danach musste sie noch einmal in die Wildnis der weit entfernten Hügel, um ihr dort abgestelltes Auto zu holen. Hoffentlich kriege ich den Motor wieder zum Laufen, dachte sie besorgt, ohne Auto sind wir hier vollkommen aufgeschmissen. Ich kann ja nicht einmal einen anderen Wagen besichtigen oder kaufen, wenn ich kein Auto habe, um ein gebrauchtes zu kaufen. Und vor allem, ich muss Futter für meine kleinen Kamele besorgen, auch das geht nur mit einem fahrbaren Untersatz.
    Mit wunden Füßen, denn für so anstrengende Wege waren ihre Glasgower Wanderstiefel nicht geeignet, und mit nassem Haar ging sie hinüber in den Stall, um mit Tom die letzten Futterreste oben auf dem Stallboden zu besichtigen und einzuteilen. Schon von weitem hörte sie das Summen, jenes seltsame Geräusch, mit dem die Tiere sich untereinander verständigten. Noch hört es sich zufrieden an, dachte Lena, wenn ein Knurren und Krächzen daraus wird, dann werden meine sensiblen hübschen Wollknäuel unzufrieden und aggressiv. Außerdem müssen die drei Hengste von den Stuten entfernt werden, bevor es zu Machtkämpfen kommt. Auf den großen Weideflächen ist Platz genug für die drei, aber hier im Stall gibt es sehr schnell Krieg. Und überhaupt, ich will nicht ständig Jungtiere haben, die Herde ist groß genug, und die Stuten werden – im Gegensatz zu anderen Säugetieren – erst fruchtbar, wenn der Hengst sie bespringt. Lena hatte die Bücher über die Alpakazucht sorgfältig studiert, und als Ärztin waren ihr Zeugungs- und Geburtsvorgänge nicht fremd. So versuchte sie ihr Wissen auf die Tiermedizin zu übertragen und konnte sich vieles erklären, was sich in ihrer Herde abspielte.

Kapitel 13
    Da die Herde sehr unruhig war, ließ Lena sie im Lauf des Vormittages auf die hausnahen Weiden treiben. „Wenn etwas passiert, sind sie schnell wieder im Stall“, versicherte sie Tom und bat ihn, den Himmel im Auge zu behalten. Sie ging hinüber ins Wohnhaus und öffnete die Praxistür, zog ihren Arztkittel an und bereitete dann in der Küche für sich und Tom das Frühstück vor. Danach rief sie Mr. Bruneel an und fragte ihn nach Futter für die Herde.
    „Ich habe alle Vorräte aufgebraucht, Mr. Bruneel. Natürlich habe ich nicht damit gerechnet, dass ich die Herde mitten in der Weidezeit in den Stall zurückholen muss.“
    „Ja, Miss Mackingtosh, das geht uns allen so. Aber wir müssen damit rechnen, dass so eine Aschewolke uns den gesamten Weidegang in diesem Jahr verdirbt. Für solche Notfälle haben wir ein paar Reserven bei Bauern, die zwar ihre Weiden noch besitzen, aber kein Vieh mehr im Stall haben. Wenden Sie sich an Mr. Brookman in Bonawe, er hat seine Farm in Ihrer Nähe. Und sagen Sie ihm, dass ich ihn bitte, seine Vorräte an Sie zu liefern.“
    Lena bedankte sich, notierte die Telefonnummer und rief sogleich den unbekannten Farmer an. Aber sie hatte kein Glück. Am Apparat war nur dessen Frau, die ihr erklärte, dass die Heuvorräte bereits am Morgen von einem ihr unbekannten Bauern gekauft und abgeholt worden seien.
    „Du meine Güte“, erwiderte Lena entsetzt, „was mache ich denn jetzt? Mein Heuboden ist leer, und ich muss mehr als 120 Alpakas versorgen.“
    „Tja“, entgegnete die Bäuerin schnippisch, „da müssen Sie schon vorher mal an Vorräte denken, Miss. Wir hier haben nichts mehr. Versuchen Sie’s beim Broomfield in Quarries, der ist zwar ein sturer und unhöflicher Kerl, aber vielleicht hat er noch Reserven.“ Sie gab Lena die Telefonnummer und legte auf.
    Lena rief sofort in Quarries an. Nach mehrmaligem Klingeln wurde der Hörer abgenommen. „Was gibt’s?“, klang es unwirsch aus dem Hörer.
    „Mein Name ist Lena Mackingtosh, ich bin auf der Farm Paso Fernando in Broadfield und wollte fragen, ob Sie Heu zu verkaufen haben.“
    „Wozu brauchen Sie jetzt mitten in der Weidezeit Heu? Draußen gibt es genug Gras, Heu ist für den Winter da.“
    „Ich musste meine Herde in den Stall zurückholen und brauche nun Futter für die Tiere. Meine Vorräte sind verbraucht.“
    „Lassen Sie das Vieh draußen, es gibt keinen Grund, die Tiere reinzuholen.“
    Lena war

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