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Das Leuchten des Himmels

Das Leuchten des Himmels

Titel: Das Leuchten des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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seinen Magen, und er musste grinsen. Er vergeudete seine Zeit damit, indem er auch diese Bilder durchblätterte – doch vielleicht war es doch keine Zeitverschwendung, überlegte er, denn er sah, wie zärtlich oder
fröhlich einer oder beide der frisch gebackenen Eltern das Kind hielten. Wie sie einander hielten.
    Er verfolgte den Wechsel der Jahreszeiten und wie die Jahre ins Land gingen, als er zum nächsten Album überging. Wurde Zeuge, wie das junge, hübsche Gesicht Charlenes sich verhärtete, ausgezehrter wurde und die Augen ihren Glanz verloren.
    Die Jahresausbeute an Fotos wurde geringer und konzentrierte sich zunehmend auf Ferien, Geburtstage und besondere Anlässe. Eine sehr junge Meg grinste fröhlich, als sie einen Welpen mit einer roten Schleife um den Hals im Arm hielt. Sie und ihr Vater, wie sie unter einem üppigen Weihnachtsbaum saßen, oder Meg an einem Fluss, in den Armen einen Fisch, der fast so groß war wie sie.
    Es gab eine Aufnahme von Patrick und Jacob, die Arme um die Schultern gelegt. Sie war unscharf, und der Ausschnitt war schlecht gewählt, und Nate überlegte, ob nicht Meg hinter der Kamera gestanden hatte.
    Er stellte die Schuhschachtel neben sich und blätterte die losen Schnappschüsse durch. Dabei entdeckte er eine Reihe von Gruppenfotos, die offenbar alle am selben Tag aufgenommen worden waren.
    Sommer, überlegte er, denn es war grün anstatt des Schnees. Wurde es so grün hier? So warm und hell? Die Berge erhoben sich in der Ferne, ihre Gipfel strahlten weiß unter der Sonne, die niedrigeren Regionen silbern und blau, mit Grün gesprenkelt.
    Ein Picknick bei jemandem im Hinterhof, überlegte er. Oder ein Stadtfest. Es waren Picknicktische, Bänke, Klappstühle, ein paar Grills zu sehen. Platten mit Essen, Bierfässer.
    Er pickte sich Galloway heraus. Der Bart war wieder verschwunden, und die Haare waren kürzer, obwohl sie ihm noch fast bis auf die Schultern reichten. Er wirkte durchtrainiert und sah gut aus. Meg hatte seine Augen, registrierte Nate, seine Wangenknochen, seinen Mund.
    Er entdeckte auch Charlene, bekleidet mit einer knapp sitzenden Bluse, die ihre Brüste betonte, und kurzen Shorts, die ihre Beine zeigten. Selbst auf dem Foto war zu erkennen, wie sorgfältig ihr Gesicht zurechtgemacht war. Das frische, reizende junge Mädchen, das aus getönten Gläsern lachte, war verschwunden.
Dies hier war eine Frau, schön und scharf und sich dessen bewusst.
    Aber glücklich? Sie lachte oder lächelte auf jedem Foto – und posierte entsprechend. Auf einem saß sie provokant auf dem Schoß eines älteren Mannes, der offenbar von dem, was er da in Händen hielt, überrascht und überwältigt war.
    Er sah Hopp neben einem schlaksigen silberhaarigen Mann sitzen. Sie stemmten beide mit der rechten Hand Bierkrüge und hielten Händchen mit der Linken.
    Er erkannte Ed Woolcott, den Bankier und stellvertretenden Bürgermeister – schlanker, mit Schnäuzer und kurzem Bart, der für die Kamera mit dem silberhaarigen Mann Grimassen zog, den Nate als Hopps verstorbenen Ehemann einordnete.
    Einen nach dem anderen identifizierte er die Leute, die er kannte. Bing, der genauso vierschrötig und mürrisch aussah wie heute – aber um etwa fünfzehn Pfund leichter. Rose, das musste die schöne Rose sein, frisch und jung wie die Blume, nach der sie benannt war, an der Hand den hübschen kleinen Peter.
    Max mit mehr Haaren und weniger Bauch, wie er neben Galloway saß, beide bissen gerade in riesige Stücke Wassermelone.
    Deb, Harry und – herrje – eine fünfzig Pfund leichtere Peach, die untergehakt und mit kokett vorgeschobenen Hüften in die Kamera lachten.
    Er sah sich die Fotos nochmals durch, konzentrierte sich dabei auf Galloway. Fast auf jedem Foto war er zu sehen. Essend, trinkend, redend, lachend, Gitarre spielend, auf dem Gras liegend, von Kindern umgeben.
    Dann sortierte er die Aufnahmen der Männer aus. Manche waren Fremde für ihn, andere sahen auch damals schon zu alt für die anstrengende Winterbesteigung aus. Und manche waren noch zu jung gewesen.
    Während er ein Gesicht um das andere musterte, fragte er sich, ob es einer von ihnen gewesen war. Hatte einer dieser Männer, die diesen schönen, strahlenden Tag gefeiert hatten, die mit Patrick Galloway und Max Hawbaker gegessen und gelacht hatten, sie beide umgebracht?
    Unter den anderen Fotos fanden sich Einzelaufnahmen, Gruppen
und Urlaubsbilder. Er entdeckte wieder eine Aufnahme von Weihnachten, und wieder ein oder zwei

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