Das Leuchten des Himmels
gemacht hatten und wo offenbar jemand stehen geblieben war und durch die Bäume hindurch die Hinterseite des Hauses beobachtet hatte – und den heißen Zuber, in dem er und Meg sich vergangene Nacht entspannt hatten.
Die Nacht, als die Hunde im Wald so viel Radau gemacht hatten, wie er sich jetzt erinnerte.
Er folgte ihrer Spur, jetzt zurück. Er entdeckte andere Spuren. Von einem Elch vielleicht oder Rotwild? Woher sollte er das auch wissen. Doch er beschloss auf der Stelle, dass er das lernen würde.
Er entdeckte Eindrücke im Schnee und stellte sich vor, dass die Hunde dort gelegen oder sich gewälzt hatten – und wieder wiesen die Spuren, denen er folgte, darauf hin, dass jemand mit leicht gespreizten Beinen hier gestanden hatte, als hätte er die Hunde beobachtet.
Als er mit der Spur im Kreis ging, erkannte er, wohin sie ihn führte. Zur Straße, ein paar Meter von Megs Haus entfernt.
Als er ihr bis zum bitteren Ende gefolgt war, war er reichlich außer Atem. Aber er wusste, was er hier vor sich hatte. Jemand war auf dieser Straße gelaufen oder gefahren. Hatte ein gutes Stück außerhalb des Blickfelds des Hauses den Wald betreten und
war dann – absichtlich, wie er annahm – im Schutz der Bäume direkt auf Megs Haus zugegangen.
Wohl kaum ein Nachbar, der auf Besuch vorbeikam, oder jemand, der wegen eines stehen gebliebenen Wagens oder eines Unfalls nach Hilfe suchte. Das hier war Überwachung.
Wann waren sie letzte Nacht aus dem Zuber gestiegen? Um zehn Uhr? Nein, später als zehn.
Er stand am Straßenrand, und die Hunde beschnüffelten den festen Schnee hinter ihm.
Wie lange, überlegte er, dauerte es wohl, um zurück zur Straße zu gelangen? Er hatte über zwanzig Minuten gebraucht, aber wenn man wusste, was man tat, schaffte man es bestimmt in der halben Zeit. Noch einmal zehn Minuten, um zu Max’ Haus zu gelangen und die Waffe aus dem Handschuhfach zu holen. Weitere fünf, um in die Stadt zu gelangen.
Jede Menge Zeit, dachte er, genug, um durch die unverschlossene Tür zu gelangen und eine Notiz auf dem Computer zu schreiben.
Genug Zeit zum Töten.
16
Es überraschte Nate nicht, als er feststellte, dass Bing Karlovski aktenkundig war. Und es erschütterte ihn auch nicht, in dieser Akte Anzeigen wegen Tätlichkeiten und Schlägereien, einfacher Handgreiflichkeiten, schwerer Übergriffe, Widerstands bei der Festnahme, Trunkenheit und ungebührlichen Verhaltens zu finden.
Ob er nun »offiziell« mit einem Fall betraut war oder nicht – eine Personenüberprüfung gehörte nun einmal zu den Grundlagen einer Ermittlung. Mochte Patrick Galloway auch gestorben sein, als Nate noch damit beschäftigt war, seinen ersten, aus zweiter Hand gekauften Wagen einzufahren, war Max Hawbaker gestorben, als er Dienst hatte.
Also überprüfte er Bing. Er ging auch Galloways Akte durch
und druckte sie aus: kleinere Drogenvergehen, Bummelei, unbefugtes Betreten von Privatgelände.
Er arbeitete seine Liste durch und entdeckte dabei, dass Harry Miner wegen ungebührlichen Verhaltens und Eigentumsverletzung verwarnt worden war. Ed Woolcotts Jugendsünden waren unter Verschluss und für Nate nicht einsehbar. Max war ein paar Mal wegen unbefugten Betretens, ungebührlichen Verhaltens und zwei Eigentumsdelikten angeklagt worden.
John Malmont hatte zwei Anzeigen wegen ungebührlichen Verhaltens. Jacob Itu war sauber, aber Mackie hatte jede Menge Anzeigen wegen ungebührlichen Verhaltens, einfacher und schwerer Tätlichkeiten und Eigentumsdelikten.
Auch seine Stellvertreter ließ er nicht aus und fand dabei heraus, dass Otto in seinen jüngeren Jahren ein paar Mal wegen ungebührlichen Verhaltens belangt worden und in Tätlichkeiten und Schlägereien verwickelt gewesen war – doch alle Anklagen wurden fallen gelassen. Peter war wie erwartet sauber wie Neuschnee.
Er erstellte Listen, machte sich Notizen und legte alles zu seiner Akte.
Soweit es ihm möglich war, ging er vorschriftsmäßig vor. Sein Problem dabei war nur, dass nirgendwo geschrieben stand, wie der Chief of Police einer Kleinstadt sich die Häppchen schnappen sollte, die ein Polizist der Staatspolizei bei seinen Ermittlungen ausgrub.
Er hielt es für klug oder jedenfalls für diplomatisch, all seine Nachforschungen durch Coben filtern zu lassen. Dabei war es kaum von Belang, entschied Nate, als er den Hörer auflegte, ob es auf seine Fragen eine Antwort gab. Noch nicht.
Anchorage war eine Stadt, und das bedeutete, dass man dort auch über all die
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