Das Leuchten des Himmels
ihn nie, nie mehr gesehen. Ich habe unser Kind allein großgezogen, und sie ist mir dafür noch nicht mal dankbar...«
»Hatte er Pläne, sich mit jemandem zu treffen?«
»Ich weiß es nicht. Er hat nichts gesagt. Er wollte sich Arbeit suchen. Wir standen kurz vor dem Bankrott. Ich hatte es satt , von der Hand in den Mund zu leben. Seine Familie besaß Geld, aber er dachte nicht im Traum daran...«
»Charlene. Wie lange wollte er wegbleiben?«
Sie seufzte und fing an, das feuchte Taschentuch auseinander zu zupfen. Sie kommt bei, registrierte Nate.
»Ein paar Wochen, einen Monat vielleicht.«
»Und er hat nie angerufen und Kontakt aufgenommen.«
»Nein, und ich war deswegen ebenfalls sauer auf ihn. Er hätte nach einer oder zwei Wochen doch mal anrufen können, um mich zu informieren, was los war.«
»Haben Sie ihn zu erreichen versucht?«
» Wie denn ?«, herrschte sie ihn an, aber die Tränen waren inzwischen getrocknet. »Ich habe Jacob gelöchert. Pat hat ihm von Anfang an mehr anvertraut als mir, aber er sagte, er wisse nicht, wo er sei. Doch vielleicht hat er ihn ja nur gedeckt.«
»Ist Jacob damals noch regelmäßig geflogen?«
»Wieso?«
»Hat er regelmäßige Besorgungen gemacht, wie Meg das jetzt tut?« Ihre Antwort war ein Achselzucken, also hakte Nate nach. »War er oder sonst jemand, der Ihnen einfällt, im Februar dieses Jahres nicht in der Stadt? Sagen wir, für eine Woche oder zehn Tage?«
»Woher soll ich denn das wissen? Ich führe keine Bücher über Leute, und es ist sechzehn Jahre her. Diesen Monat«, fügte sie hinzu, und er sah ihr an, dass ihr dieser Jahrestag gerade erst eingefallen war.
»Vor sechzehn Jahren ist Pat Galloway verschwunden. Ich wette, dass Ihnen jede Menge Details einfallen, wenn Sie sich nur anstrengen.«
»Ich strampelte mich ab, um die Miete zu bezahlen, wie fast immer. Ich musste Karl bitten, mich mehr Stunden im Lodge arbeiten zu lassen. Ich war also wirklich mehr als genug mit mir beschäftigt, als mich darum zu kümmern, was die anderen machten.«
Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen. »Ich weiß nicht, Jacob brach um die gleiche Zeit auf. Ich kann mich daran erinnern, weil er vorbeikam, um Pat zu besuchen, und zwar an dem Tag, als Pat wegging. Und er sagte, er hätte ihn nach Anchorage geflogen, wenn er gewusst hätte, dass er wegwollte. Er flog Max hinunter und auch noch ein paar andere, glaube ich. Harry. Harry flog nach Anchorage, weil er sich dort nach einem neuen Lieferanten umsehen wollte oder so. Aber vielleicht war das auch ein
Jahr davor oder danach. Ich bin mir nicht sicher, aber es könnte zu der Zeit gewesen sein.«
»Gut.« Er machte sich Notizen auf seinem gelben Block für die Zeugenaussagen. »Sonst noch jemand?«
»Es war ein langer Winter. Hart und lang. Deshalb wollte ich ja auch, dass Pat sich Arbeit suchte. Die Stadt war tot, wir bekamen keine Touristen rein. The Lodge stand so gut wie leer, aber Karl beschäftigte mich, um mir über die Runden zu helfen. Er war ein reizender Mann, er kümmerte sich um mich. Einige gingen jagen, manche tauchten ab und warteten auf den Frühling. Max versuchte, die Zeitung an den Start zu kriegen, und war ständig auf der Jagd nach Anzeigenkunden und nervte alle, dass sie ihm Geschichten bringen sollten. Damals hat ihn keiner ernst genommen.«
»War er den ganzen Monat über in der Stadt?«
»Ich weiß es nicht, fragen Sie Carrie. Sie war damals hinter ihm her wie ein Hund hinter einem Kaninchen. Warum interessieren Sie sich dafür?«
»Weil ich für dieses Büro hier, für die Stadt und für Sie die Verantwortung trage.«
»Sie haben Pat ja nicht einmal gekannt. Vielleicht stimmt ja doch, was einige Leute sagen. Sie möchten hier einfach nur großen Wirbel machen, damit sich die Presse für Sie interessiert, ehe Sie wieder dorthin zurückkehren, woher Sie gekommen sind.«
»Ich bin jetzt einer von hier.«
Er nahm ein paar Anrufe entgegen, darunter einen Kaminbrand und eine Beschwerde über die Mackie-Brüder, die die Straße mit einem umgekippten Jeep Cherokee blockierten.
»Wir haben das nicht mit Absicht getan.« Jim Mackie stand im Schneetreiben, kratzte sich am Kinn und warf einen bösen Blick auf den Jeep, der wie ein alter Mann beim Mittagsschlaf auf der Seite lag. »Wir sind billig drangekommen und schleppten ihn nach Hause ab. Wir wollen den Motor reparieren, den Wagen frisch lackieren und dann wieder verkaufen.«
»Es sei denn, wir entscheiden uns dafür, ihn behalten
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