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Das Leuchten des Himmels

Das Leuchten des Himmels

Titel: Das Leuchten des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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auf. Und dann erfasst es mich wie ein Kugelblitz.«
    Sie blieb stehen und ließ sich wieder auf den Stuhl fallen, denn ihr verknoteter Magen vollführte Saltos. »Gott helfe dir.«
    »Ja, das habe ich auch gedacht. Aber ich liebe dich, und das ist anders als bei Rachel. Damals hatte ich das alles geplant, einen netten, beständigen, vernünftigen, normalen Bund fürs Leben.«
    »Und bei mir suchst du nicht nach etwas Vernünftigem und Normalem.«
    »Das wäre Zeitverschwendung.«
    »Sag nicht so was. Du hast doch Heim und Herd auf deinen Hintern tätowiert.«
    »Stimmt nicht. Du bist diejenige mit dem Tattoo, das ich übrigens unglaublich erotisch finde. Wenn du dich entschließt, mich zu lieben, dann können wir auch über den nächsten Schritt nachdenken, aber inzwischen...«
    »Wenn ich mich entschließe.«
    »Ja, wenn. Ich bin geduldig, Meg, und auf meine Weise verdammt unerbittlich. Ich bekomme langsam meinen Biss zurück. Darauf wirst du dich einstellen müssen.«
    »Interessant. Ein wenig unheimlicher, als ich dachte, aber interessant.«
    »Und weil ich dich liebe und dir vertraue, werde ich dir das hier auch zeigen.«
    Er öffnete die Akte auf seinem Schreibtisch. Er nahm die kopierten Seiten von Patrick Galloways Tagebuch heraus und reichte sie ihr.

    An der Reaktion ihres Körpers, der sich plötzlich anspannte und ganz ruhig wurde, und den raschen, fast unhörbaren Atemzügen merkte er, dass sie die Handschrift auf Anhieb erkannte. Sofort nahm sie Blickkontakt zu ihm auf und vertiefte sich dann wieder in die Seiten, die sie in der Hand hielt.
    Während des Lesens sagte sie kein Wort. Sie weinte und tobte nicht oder zitterte, wie das eine andere Frau vielleicht getan hätte. Sie nahm ihren Wein, trank bedächtig einen Schluck und las die Seiten in einem Schwung durch.
    »Woher stammen die?«
    »Es sind Kopien der Seiten eines Notizbuchs, das in seinem Parka steckte. Coben gab sie mir.«
    »Wann?«
    »Vor ein paar Tagen.«
    In ihrer Magengrube brannte es ein wenig. »Und du hast mir nichts davon erzählt. Du hast sie mir nicht gezeigt.«
    »Nein.«
    »Weil?«
    »Ich sie bewerten musste und du zur Ruhe kommen musstest.«
    »Gehört das zu deinem Biss, Chief? Dass du einseitige Entscheidungen triffst.«
    »Es gehört zu meiner beruflichen Verantwortung und hat mit meinen persönlichen Empfindungen zu tun. Ich darf mit keinem darüber sprechen, bis ich mich anders entscheide.«
    »Aber du hast sie mir jetzt gezeigt, weil du dir mit deiner beruflichen Meinung ein Bild davon gemacht hast und ich mich beruhigt habe.«
    »So ähnlich.«
    Sie schloss die Augen. »Du kümmerst dich, nicht wahr? Beruflich, persönlich. Für dich ist dieses Kümmern so ziemlich dasselbe.«
    Er erwiderte nichts darauf, und sie schlug die Augen auf. »Aber es bringt ja nichts, dich mit Scheiße zu bewerfen, nachdem du getan hast, was du für richtig hieltst. Und was wahrscheinlich auch richtig war.«
    Wohl wissend, dass jetzt die härteren Brocken kamen, stellte sie den Wein zur Seite. »Und was meint Coben?«

    »Wichtiger ist, was seine Vorgesetzten in diesem Fall denken. Die Theorie lautet, dass Max Galloway und dann den dritten Mann umgebracht hat. Als die Leiche deines Vaters entdeckt wurde, trieben ihn die Angst vor der Entdeckung und Reue in den Selbstmord.«
    »Und so werden sie es niederschreiben oder abschließen, oder was immer ihr in eurer Polizeisprache dazu sagt.«
    »Ich denke, ja.«
    »Die arme Carrie.« Sie beugte sich vor und legte die Seiten zurück auf den Schreibtisch. »Der arme Max. Er hat Patrick Galloway niemals getötet.«
    »Nein«, sagte Nate und schloss die Akte wieder. »Das hat er nicht.«

21
    Sie drängten alle in die Stadthalle zu Max Hawbakers Totenfeier. Es war der einzige Raum, der groß genug war, die Massen aufzunehmen. Nate fand es interessant, wie viele kamen, ob in Arbeitsklamotten oder im Sonntagsstaat, in Alaska-Smokings oder Moonboots. Sie kamen, weil er einer von ihnen gewesen war und seine Frau und seine Kinder es nach wie vor waren. Sie kamen, überlegte Nate, ob sie ihn nun als Kleinstadthelden oder als Mörder sahen.
    Und viele glaubten Letzteres. Nate las es in ihren Augen oder schnappte es in den Gesprächsfetzen auf. Er ließ es geschehen.
    Die Lobesreden auf Max waren warmherzig und humorvoll – und der Name Patrick Galloway wurde in allen öffentlichen Verlautbarungen sorgfältig vermieden.
    Dann war alles vorbei. Einige kehrten an die Arbeit zurück, andere begleiteten Carrie nach

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