Das Leuchten des Himmels
mir zu Hause könnten diesen Juckreiz stillen, ehe ich jemandem wehtue und du mich einsperren musst.«
»Das ist doch ein Vorschlag.«
»Ich wollte heimlich abhauen, aber ich hab’s nicht getan. Ich möchte Punkte dafür kriegen, dass ich es nicht getan habe.«
»Die Tafel steht schon. Bring das doch mit nach hinten. Ich sehe mal nach, ob ich was zum Runterspülen finde.«
»Ist schon da.« Sie tauchte mit einer Hand in ihre Manteltasche und zog eine Flasche Rotwein heraus. »Die habe ich aus der Bar im Lodge befreit. Wir werden sie austrinken müssen, damit wir das Beweisstück vernichten können.«
Sie reichte ihm die Flasche, als sie an ihm vorbei in sein Büro ging und die Pizza auf seinen Schreibtisch legte.
Als er die Außentür aufgehen hören, hatte er sofort seine Akten geschlossen, sowohl die Ausdrucke als auch den Computer, und das Tuch über die Tafel geworfen.
»Servietten?«, fragte sie.
Es gehörte sich zwar nicht, aber er konnte sie nicht in seinem Büro allein lassen. »Unter Peachs Schreibtisch.« Er holte sein Schweizer Armeemesser hervor und zog den Korkenzieher heraus. »Den habe ich noch nie benutzt. Ist zwar viel Arbeit, aber hallo.« Er zog den Korken heraus, als sie zurückkam. »Ein echter Erfolg.«
Sie warf zwei Servietten hin und holte zwei Becher, die neben der Kaffeemaschine standen.
»Was ist das?« Sie zupfte mit dem Finger am Rand der Decke.
»Lass das.« Auf ihren überraschten Blick hin schüttelte er den Kopf. »Lass es einfach. Lass uns essen.«
Sie setzten sich und teilten Wein und Pizza auf. »Warum arbeitest du noch so spät und ganz allein? Schlägst du die Zeit tot, bis ich mit meiner Schwarzarbeit fertig bin?«
»Das ist die eine Seite. Aber erzähl mir doch, worum es in dem Streit mit Charlene ging.«
»Du wechselt das Thema.«
»Ja, das tue ich.«
»Um die Forderungen, die sie stellt, um meine Undankbarkeit und so weiter und so fort. Dann kamen wir auf meinen Vater zu sprechen und auf... andere Dinge, und manches davon konnte ich nachvollziehen. Es reichte mir jedenfalls, um mir eingestehen zu können, dass er als Partner bestimmt nicht ganz einfach war, und dass sie, auf ihre eigene komische und lästige Art, wahrscheinlich das Beste daraus gemacht hat. Wir fanden heraus, dass wir ihn beide liebten, und zwar mehr, als wir einander lieben können.«
Sie schenkte Wein nach und nahm sich noch ein Stück Pizza, obwohl ihr Magen sich verknotet hatte. »Unter diesem Tuch da geht es um meinen Vater, nicht wahr? Ich habe genug Polizeifilme gesehen, genügend Fernsehserien, Burke, um zu wissen, dass man bei euch Fotos und Berichte und was ihr sonst noch alles zu euren Ermittlungen braucht, da dran heftet.«
»Ich ermittle nichts, jedenfalls nicht offiziell. Ja, es hat mit deinem Vater zu tun, und ich möchte, dass die Decke bleibt, wo sie ist.«
»Ich habe dir doch schon mal gesagt, dass ich nicht empfindlich bin.«
»Und ich sage dir jetzt, dass es Dinge gibt, die ich mit niemandem teile. Und nie teilen werde.«
Sie schwieg und starrte auf ihre Pizza. »Ist das die Art von Äußerung, die deine Frau in die Hände eines anderen Mannes getrieben hat?«
»Nein«, sagte er ruhig. »Der war meine Arbeit völlig gleichgültig.«
Sie schloss einen Moment die Augen, zwang sich dann aber, sie zu öffnen und ihn anzusehen. »Das war billig. Aber was Besseres kriege ich nicht hin.« Sie warf die Pizza hin. »Ich kann mich heute Abend selbst nicht gut leiden. Und deshalb muss ich auch raus, muss weg, muss dahin zurück, wo ich diejenige bin, die ich leiden kann.«
»Aber du bist doch hergekommen, um mir Pizza und Wein zu bringen.«
»Irgendwie hast du’s geschafft, mich zu angeln. Ich weiß nicht, ob der Haken hält, aber im Moment sitzt er fest.«
»Ich liebe dich, Megan.«
»Ach herrje, sag das nicht jetzt !« Sie sprang auf und zog an ihren Haaren, während sie auf und ab lief. »Nicht, wenn ich in dieser zickigen, biestigen Stimmung bin. Legst du es denn darauf an, dass die Frauen dir ins Gesicht schlagen, Ignatious? Bist du denn scharf darauf, dass die Nächste dir dein Herz mit Füßen tritt?«
»Ich war sofort Feuer und Flamme«, sprach er unbeirrt weiter. »Und vermutlich hat es auch den ganz großen Knall gebraucht, denn das ganze vergangene Jahr über habe ich mich nur in Selbstmitleid gesuhlt. In letzter Zeit prasselt das Feuer meist etwas ruhiger. Und damit lässt es sich auch leichter leben als mit der Feuersbrunst. Doch immer wieder lodert es
Weitere Kostenlose Bücher