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Das Leuchten des Himmels

Das Leuchten des Himmels

Titel: Das Leuchten des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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sich eine Menschentraube darum gebildet. Manche klatschten – hielten vielleicht den Takt, wie Nate vermutete. Andere schrien – gleichermaßen anfeuernd oder höhnisch.
    Mit einem Seufzer trocknete Nate sich das zur Hälfte rasierte Gesicht ab, nahm sich ein Hemd und seine Schuhe und stürmte nach unten.
    Der Speiseraum war verlassen, ein paar halb leer gegessene Frühstücksteller legten Zeugnis von der Anziehungskraft eines nackt auf der Straße tanzenden Mannes ab.
    Nate zog seine Jacke vom Haken und ging hemdsärmelig nach draußen.
    Es wurde gepfiffen und mit den Füßen gestampft, und das alles bei einer Morgentemperatur, die nach Nates Einschätzung kaum über null liegen konnte. Er bahnte sich seinen Weg durch die Menschenansammlung. Jetzt erkannte er den Tänzer. Es war Tobias Simpsky, der im Corner Store als Teilzeitverkäufer, im Lodge als Teilzeitspülkraft und im Lunacy-Radio als Teilzeit-Discjockey arbeitete.
    Jetzt war er vom Jig zu einem indianischen Kriegstanz übergegangen, wie man ihn aus Western kannte.
    »Chief.« Rose, mit Jesse an der Hand und dem Baby gut eingepackt an ihrer Brust, lächelte gelassen. »Ein schöner Morgen, nicht wahr.«

    »Da haben Sie Recht. Ist heute ein besonderer Tag? Irgendein heidnisches Ritual, von dem ich vielleicht nichts mitbekommen habe?«
    »Nein. Nur ein Mittwoch.«
    »Okay.« Er ging an den Zuschauern vorbei. »He, Toby? Haben Sie heute Morgen Ihren Hut vergessen?«
    Noch immer tanzend, schüttelte Toby sein langes braunes Haar nach hinten und warf seine Arme in die Luft. »Kleider sind nichts weiter als ein Symbol, dass der Mensch sich der Natur verweigert, dass er Einschränkungen und den Verlust der Unschuld hinnimmt. Heute werde ich eins mit der Natur! Heute umarme ich meine Unschuld. Ich bin Mann !«
    »Das wohl kaum!«, rief jemand und brachte die Menge zum Lachen.
    »Sollen wir nicht lieber darüber reden?« Nate nahm seinen Arm, und er schaffte es, ihm sein Jackett um die Hüften zu schlingen.
    »Der Mensch ist ein Kind, ein Kind kommt nackt auf die Welt.«
    »Davon habe ich gehört. Die Vorstellung ist vorbei«, rief Nate. Er versuchte, das Jackett zurechtzuzupfen, während er Toby über die Straße führte. Der Mann hatte überall Gänsehaut, fast in der Größe von Frostbeulen. »Es gibt ohnehin nichts mehr zu sehen«, murmelte er fast unhörbar.
    »Ich trinke nur Wasser«, teilte Toby ihm mit. »Ich esse nur, was ich mit meinen eigenen Händen sammeln kann.«
    »Ich hab’s kapiert. Für Sie also keinen Kaffee und keine Donuts.«
    »Wenn wir nicht tanzen, wird die Dunkelheit zurückkehren und der kalte Winter. Der Schnee.« Er sah sich mit finsterer Miene um. »Er ist überall. Er ist überall.«
    »Ich weiß.« Er führte ihn hinein in eine Zelle. Weil Ken einem Seelenklempner noch am nächsten zu kommen schien, rief er ihn an und bat ihn um einen Hausbesuch.
    In der Nachbarzelle schnarchte Drunk Mike seinen Rausch aus, der ihn in der vergangenen Nacht anstatt in sein eigenes Haus in das seines Nachbarn hatte wandern lassen.
    Einschließlich der Beschwerde wegen Drunk Mike hatte er zwischen
elf und zwei Uhr nachts sechs Anrufe bekommen. Aufgeschlitzte Reifen an Hawleys Lieferwagen, ein auf volle Lautstärke gedrehtes und auf Sarrie Parkers Treppenstufen abgestelltes tragbares Radio, zerbrochene Fensterscheiben in der Schule, weitere gelbe Graffiti auf Tim Bowers neuem Schneebob und auf Charlenes Ford Bronco.
    Offenbar rührte der Gedanke an Frühling an sämtliche Urinstinkte.
    Er dachte an den Kaffee und sein versäumtes Frühstück und überlegte gerade, was einen Mann dazu trieb, nackt auf einer verschneiten Straße zu tanzen, als Bing hereinplatzte. Er erinnerte an ein Schlachtschiff und sah aus, als könne er jederzeit zuschlagen.
    »Das habe ich bei meinen Sachen gefunden.« Er klatschte zwei Angelruten auf die Theke, zückte den Bohrer, als wäre es ein Zierschwert, ehe er auch diesen auf die Theke knallte. »Ich bin kein Dieb, und Sie finden am besten heraus, wer das bei mir verstaut hat, damit ich nicht wie einer dastehe.«
    »Könnte das Ed Woolcott gehören?«
    »Der hat doch seinen Namen auf diesen blöden Ruten eingraviert, oder? Sieht diesem aufgeblasenen Mückenarsch ähnlich, seine überteuerten Angelruten noch mit seinem Namen zu versilbern. Aber ich sage Ihnen gleich, dass er mir ja nicht unterstellen soll, ich hätte sie ihm weggenommen. Wenn er das nämlich tut, dann werde ich ihm ordentlich die Fresse polieren.«
    »Wo haben

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