Das Leuchten des Himmels

Titel: Das Leuchten des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora

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ihn hier zu begraben. Sie möchte eine ausgewachsene Beerdigung. Im Juni wird der Boden wohl so weit aufgetaut
sein, um das zu tun, sofern es nicht noch einmal für längere Zeit friert.«
    Sie inhalierte den Rauch und blies ihn aus. »Einesteils wünsche ich mir, damit wäre alles erledigt. Die Toten sind begraben, die Lebenden müssen weiterleben. Für Carrie ist es schwer, das weiß ich, aber auch wenn man weitermacht, wird ihr Mann davon nicht mehr lebendig.«
    »Ich glaube nicht, dass er Galloway umgebracht hat. Und ich glaube auch nicht, dass er sich selbst getötet hat.«
    Sie verzog keine Miene, und ihre Augen ruhten auf dem bewegten Fluss. »Das möchte ich nicht hören. Der Herr stehe Carrie bei, aber das möchte ich nicht hören.«
    »Keiner möchte hören, dass er womöglich neben einem zweifachen Mörder wohnt.«
    Jetzt zuckte sie zusammen, einmal, heftig, und sog an ihrer Zigarette. Sie paffte und blies den Rauch dann schwallweise aus. »Ich kenne die Menschen, die neben mir wohnen und auch einen oder zwei Kilometer weit weg von mir. Ich kenne sie von Angesicht und mit ihrem Namen und ihren Gewohnheiten. Ich kenne keinen Mörder, Ignatious.«
    »Sie kannten Max.«
    »O Gott.«
    »Sie sind mit Galloway berggestiegen.«
    Jetzt wurden ihre Augen scharf und konzentrierten sich auf sein Gesicht. »Ist das ein Verhör?«
    »Nein. Nur eine Feststellung.«
    »Ja, das bin ich. Mein Mann und ich. Als ich jung war, habe ich es auch genossen, es war eine Herausforderung, es war aufregend. In den letzten Jahren, den letzten Jahren, als Bo noch lebte, haben wir uns aufs Wandern verlegt, haben bei gutem Wetter im Freien kampiert«, sagte sie.
    »Wem hätte er am meisten Vertrauen entgegengebracht, dort oben am Berg? Wem hätte Galloway dort oben vertraut?«
    »Sich selbst. Das ist die erste Regel des Bergsteigens. Man vertraut zuerst und zuletzt am besten sich selbst.«
    »Ihr Mann war damals Bürgermeister.«
    »Das war damals eher ein Ehrenamt als was Offizielles.«

    »Dennoch kannte er die Leute hier. Gab Acht. Was Sie bestimmt auch getan haben.«
    »Und?«
    »Wenn Sie sich darauf konzentrieren, zurückdenken an jenen Februar 1988, dann werden Sie sich doch vielleicht erinnern, wer außer Galloway damals ebenfalls nicht in Lunacy war. Wer etwa eine Woche oder mehr weg war.«
    Sie warf ihre Zigarettenkippe in den Schnee, wo sie zischend ausging. Dann kickte sie Schnee darüber, damit man sie nicht sah. »Sie haben großes Vertrauen in mein Erinnerungsvermögen, Ignatious. Ich werde darüber nachdenken.«
    »Gut. Wenn Ihnen irgendwas einfällt, teilen Sie es bitte mir mit. Aber nur mir, Hopp.«
    »Der Frühling kommt«, sagte Hopp. »Und der Frühling kann sehr gemein sein.«
    Sie ging davon, ließ ihn am Fluss zurück. Er stand im eisigen Wind und beobachtete, wie Leben in diesen Fluss kam.

22
    Nicht nur das Flusseis krachte und hob sich während des Eisbruchs. Straßen, die während des langen Winters gefroren gewesen waren, rissen auf und zeigten Frostschäden von der Größe eines Canyons oder Schlaglöcher, breit genug, um einen Lieferwagen zu verschlingen.
    Es überraschte Nate nicht, dass Bing für die Reparaturen und die Wartung der Straßen unter Vertrag stand. Was ihn jedoch überraschte, war die Gleichgültigkeit, mit der die Leute darauf reagierten, dass er seinem Auftrag nur im Schneckentempo nachkam.
    Aber er hatte andere Probleme.
    Auch die Menschen brachen auseinander, wie er feststellen musste. Einige, die während des dunklen, erbarmungslosen Winters stark geblieben waren, schienen den launenhaften Frühling für eine gute Zeit zu halten, um sich gehen zu lassen.
    In seinen Zellen gaben sich Betrunkene wegen ungebührlichen
Verhaltens oder häuslicher Ruhestörung Festgenommene oder auch einfach nur Bekloppte sozusagen die Klinke in die Hand.
    Kaum dämmerte der Morgen, trieben ihn schon Gehupe und Pfiffe ans Schlafzimmerfenster. Während der Nacht hatte es ein wenig geschneit, kaum mehr als eine Staubschicht, die unter der aufsteigenden Sonne dünn und funkelnd auf den Straßen und Gehwegen lag.
    Die Lichter an den Absperrungen um das mehr als einen halben Meter tiefe Schlagloch, das er den Lunatic Krater genannt hatte, blinkten rot und gelb. Und um diese blinkenden Lichter sah er einen Mann in einer Art Jig hüpfen. Das mochte als Darbietung zum Sonnenaufgang schon überraschend genug sein, aber die Tatsache, dass der Mann splitterfasernackt war, gab dem Ganzen einen besonderen Pep.
    Schon hatte