Das Leuchten des Himmels
her.«
Sie griff in einen anderen Karton, wühlte darin herum und zog eine Schachtel Kondome heraus. »Ich habe mir gedacht, du hast vielleicht eine gewisse Scheu davor, dir den Nachschub im Corner Store zu besorgen.«
»Wohingegen ich keine Scheu habe, wenn du auf einem öffentlichen Steg damit herumwedelst.« Er riss sie ihr aus der Hand und stopfte sie in seine Jackentasche.
»Ich habe dir drei Schachteln mitgebracht, aber die anderen beiden werde ich an einem sicheren Ort aufbewahren.« Sie zwinkerte und bückte sich dann, um den Karton aufzuheben. Er war schneller. »Den trage ich.«
»Sei vorsichtig. Da ist ein altes Teeservice drin. Joannas Großmutter möchte, dass sie es zu ihrem dreißigsten Geburtstag bekommt.« Sie zog eine andere Kiste heraus und ging mit ihm. »Warum hängst du hier am Steg herum, Chief? Hältst du Ausschau nach leichten Mädchen?«
»Ich hab eins gefunden, oder?«
Sie lachte und rempelte ihn kurz an. »Mal sehen, ob du mich später auch noch so leicht findest.«
»Heute ist Kinoabend.«
»Kinoabend ist am Samstag.«
»Nein, sie haben ihn verschoben, erinnerst du dich nicht? Weil der Termin sich mit dem Frühlingstanz der Highschool überschnitt.«
»Richtig, richtig. Dafür habe ich ein paar Kleider mitgebracht. Was für ein Film läuft denn?«
»Double Feature. Vertigo und Fenster zum Hof .«
»Ich bringe Popcorn mit.«
Sie verstaute die Kiste im Wagen und musterte ihn, als er seine einlud. »Du siehst müde aus, Chief.«
»Viele Leute scheint das Frühlingsfieber gepackt zu haben. Das hält mich ganz schön auf Trab. So sehr auf Trab, dass ich gewissen anderen Aufgaben weniger Zeit und Aufmerksamkeit habe widmen können, als mir lieb ist.«
»Damit meinst du aber nicht nur meinen nackten Leib.« Sie warf einen Blick zurück auf ihr Flugzeug, wo Jacob die letzten Frachtstücke auslud. »Mein Vater ist seit sechzehn Jahren tot. Zeit ist relativ.«
»Ich möchte das für dich zu einem Abschluss bringen. Für ihn. Aber auch für mich.«
Sie wickelte eine seiner Locken um ihren Finger. Er hatte ihr erlaubt, sie ihm zu schneiden. Ein Beweis dafür, dass er ein mutiger Mann war, wie sie fand. Oder ein wahnsinnig Verliebter.
»Ich sag dir was. Lass uns diesen Abend mal von all dem Abstand nehmen. Wir gehen einfach ins Kino, essen Popcorn und albern herum.«
»Ich habe inzwischen mehr Fragen als Antworten. Einige davon werde ich dir stellen müssen. Sie werden dir nicht gefallen.«
»Dann lass uns erst recht den Abend davon freihalten. Wir müssen dieses Zeug ausliefern. Wir sehen uns dann später.«
Sie sprang ins Führerhaus des Lieferwagens und winkte ihm kurz zu, als Jacob losfuhr. Aber sie beobachtete ihn im Seitenspiegel, bis sie abbogen.
»Er macht einen bekümmerten Eindruck«, bemerkte Jacob.
»Jemand wie er ist ständig bekümmert. Warum finde ich das nur so anziehend?«
»Er würde dich gern beschützen. Das hat sonst keiner getan.« Er lächelte ein wenig, als sie ihn erstaunt ansah. »Ich habe dich unterrichtet, dir zugehört, mich um dich gekümmert. Aber beschützt habe ich dich nie.«
»Ich muss nicht beschützt werden. Möchte ich auch nicht.«
»Nein, aber du findest es anziehend zu wissen, dass er es tun würde.«
»Mag schon sein.« Darüber würde sie nachdenken müssen. »Aber seine Bedürfnisse und meine werden über kurz oder lang gnadenlos aufeinander prallen. Und was dann?«
»Das kommt darauf an, wer nach dem Zusammenstoß noch steht.«
Mit einem halbherzigen Lachen streckte sie ihre Beine aus. »Dann hat er keine Chance.«
Sie hatte gehofft, noch Zeit zu haben, um nach Hause zu fahren, sich frisch zu machen, sich herzurichten und alles für eine Marathon-Sex-Nacht vorzubereiten. Auf diese Weise sorgte man dafür, dass alles interessant und ursprünglich blieb, aber auch unbesonnen, wie sie zugab. Aber ihrer Meinung nach konnte es ihm nicht schaden, mal eine Weile unbesonnen zu sein.
Er überlegte viel zu viel, und das war ansteckend.
Doch sie hatte keine Zeit gehabt, nachdem sie die ganze Ware ausgeliefert und die Gebühren kassiert hatte. Und so blieb ihr nichts anderes übrig, als das Popcorn in der Küche des Lodge zuzubereiten, untermalt von Big Mikes Sangeskünsten.
Big Mike beim Singen zuzuhören, war keineswegs eine Zumutung. Und sie fing ein paar Neuigkeiten auf, wenn Rose in der Küche ein- und ausging, und sie brach über den Fotos von Willow und neuen Fotos von Big Mikes Kleinkind in Begeisterungsrufe aus.
Sie
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