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Das Leuchten des Himmels

Das Leuchten des Himmels

Titel: Das Leuchten des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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geben? Er ging leichtsinnig mit ihr um. Selbstsüchtig. Auch wenn er nicht blind vor Liebe gewesen wäre, hätte John das bemerkt. Und sich darüber geärgert.

    Also war er geblieben und hatte gewartet. Seinen Lebensplan geändert und gewartet.
    Und nachdem er alles drangegeben hatte, seine Pläne, seine Hoffnungen, wartete er noch immer.
    Seine Schüler wurden zunehmend jünger, und er ließ Jahr um Jahr hinter sich. Was er weggeworfen, was er vergeudet hatte, nie mehr bekäme er es zurück.
    Und doch wollte das Einzige, wonach ihn verlangte, nicht seins werden.
    Er warf einen Blick auf die Uhr, sah, dass wieder ein Tag in Staub zerfallen war. Eine aus dem Augenwinkel wahrgenommene Bewegung machte ihn auf Nate aufmerksam, der am Türpfosten der offen stehenden Tür seines Klassenzimmers lehnte.
    »Eure Arbeiten zu Macbeth sind nächsten Freitag fällig«, verkündete er der stöhnenden Meute. »Und ich kriege es raus, Kevin, wenn Marianne sie für dich schreibt. Diejenigen von euch, die im Komitee für das Jahrbuch sind, denken bitte an das Treffen morgen Nachmittag um halb vier. Seht zu, dass ihr danach irgendwie abgeholt werdet, falls nötig. Ihr seid entlassen.«
    Das jetzt einsetzende Geklapper, Geschlurfe, Geschwatze waren ihm so vertraut, dass es ihm gar nicht mehr auffiel.
    »Was haben Highschools nur an sich«, fing Nate an, »dass ein erwachsener Mann noch feuchte Hände bekommt?«
    »Nur weil wir diese Hölle einmal überstanden haben, heißt das noch lange nicht, dass wir nicht wieder in den Schlund geworfen werden können.«
    »Das wird’s wohl sein.«
    »Ich wette, dass Sie es bestimmt ganz gut hingekriegt haben«, erwiderte er, als er ein paar Unterlagen in seine abgewetzte Brieftasche stopfte. »Bei Ihrem Aussehen und Ihrem Auftreten. Ganz anständiger Schüler, würde ich sagen, kam auch bei den Mädchen gut an. Athletisch. Worin haben Sie Ihre Auszeichnung bekommen?«
    »Laufen.« Nate musste lächeln. »Laufen konnte ich von klein auf gut. Und Sie?«
    »Die klassische Pfeife. Der dem Rest der Klasse alles vermasselt.«

    »Das waren Sie? Ich hätte Sie gehasst.« Mit lässig in seinen Taschen eingehakten Daumen trat Nate ein und vertiefte sich in das, was an der Tafel stand. »Macbeth, hm? Wenn ein anderer ihn las, hab ich Shakespeare kapiert. Ich meine, wenn jemand laut vorlas, sodass ich die Worte hören konnte. Dieser Mann hat einer Frau zuliebe getötet, nicht wahr?«
    »Nein, aus Ehrgeiz – auf das Drängen einer Frau hin. Wobei die Samen dafür noch von drei anderen gelegt worden waren.«
    »Er ist nicht damit davongekommen.«
    »Er hat bezahlt, mit seiner Ehre, mit dem Verlust seiner Frau, die er bis zum Wahnsinn liebte, mit seinem Leben.«
    »So ist das nun mal.«
    John nickte, zog eine Braue hoch. »Sind Sie hier, um sich über Shakespeare zu unterhalten, Nate?«
    »Nein. Wir untersuchen den Vorfall von letztem Abend. Ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen.«
    »Wegen Yukon? Ich war im Rathaus, als es passierte.«
    »Um wie viel Uhr waren Sie dort?«
    »Kurz vor sieben.« Er verfolgte mit abwesendem Blick einige der in die Freiheit entlassenen Schüler, die jetzt lachend den Flur hinunterrannten. »Ich biete nämlich für die Zehnt- bis Zwölftklässler einen Wahlkurs zum Hitchcock’schen Geschichtenerzählen an. Ein paar Schüler habe ich tatsächlich dafür gewinnen können, das bringt ihnen Extrapunkte. Ein Dutzend meiner Schüler nimmt daran teil.«
    »Sind Sie zwischen neunzehn und zweiundzwanzig Uhr rausgegangen?«
    »Ich war in der Pause draußen, zum Rauchen, und habe was von dem Punsch getrunken, der vom Elternbeirat der Grundschule verkauft wurde. Als ich ihn ein wenig gepanscht hatte, war er genießbar.«
    »Wo saßen Sie?«
    »Eher hinten – nicht auf der Seite, wo meine Schüler saßen. Ich wollte sie nicht stören und auch nicht mit Fragen bombardiert werden. Ich habe mir Notizen zu den Filmen gemacht.«
    »Im Dunkeln?«
    »Ja, richtig. Nur ein paar Stichpunkte, die ich unbedingt in die
Diskussion einwerfen wollte. Ich würde Ihnen wirklich gern helfen, aber ich wüsste nicht, wie.«
    Er trat an das einzige Fenster im Raum. »Nachdem Otto reinkam, nachdem wir wussten, was passiert war, ging ich wieder ins Lodge. Ich war außer mir. Wir alle waren das. Charlene, Skinny Jim und Big Mike bedienten dort.«
    »Wer war da?«
    »Äh, Mitch Dauber und Cliff Treat, Drunk Mike. Ein paar Wanderer.« Während er sprach, kontrollierte er das Klassenzimmer, hob auf den Boden gefallene

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